Tierschutz:Bevor der Traktor kommt

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Rehe legen ihre Jungtiere oft im hohen Gras ab, weil sie die Kitze dort in Sicherheit wähnen. (Foto: Johannes Simon)

Jana Schmaderer hat in Andechs vergangenes Jahr einen Verein gegründet, der Kitze aus Feldern rettet, bevor diese gemäht werden. Nun sucht sie Mitstreiter.

Von Lisa Bögl, Andechs

Ihr Herz schlägt schon seit ihrer Jugend für das Tier- und Naturwohl. Jagdhunde, Wildtiere, Amphibien - seitdem Jana Schmaderer vor etwa 13 Jahren nach Andechs gezogen ist, engagiert sich die 54-Jährige in ihrer Freizeit stark für den Tierschutz. "Das Leid von Tieren zu sehen, hat mir schon immer weh getan", erklärt sie ihren Einsatz. Deswegen hat sie sich nun auch der Rettung von Rehkitzen verschrieben.

Über die Solidargemeinschaft Starnberger Land kam Schmaderer in Kontakt mit Landwirten und über ihren Rauhaardackel, der auch als Jagdhund eingesetzt wird, letztlich auch zu Jägern. So wurde sie auch auf die Gefahren aufmerksam, die Rehkitzen bei der Mahd der Felder droht. Zuerst war sie bei der Kitzrettung Polling aktiv, wollte dann aber noch mehr tun. "Eigentlich bräuchte jeder Ort einen solchen Verein zur Rettung der Rehkitze", sagt sie. Vergangenes Jahr gründete sie zusammen mit ihrem Mann Peter deshalb auch die Kitzrettung Andechs.

Jana Schmaderer hat 2021 die Kitzrettung Andechs gegründet. (Foto: privat)

Peter Schmaderer ist einer der Drohnenpiloten in dem gemeinnützigen Verein. Den dafür nötigen Führerschein hat er extra für die Kitzrettung gemacht. Tagsüber müssen die Kitze allerdings ohne technische Unterstützung im hohen Gras aufgestöbert werden. In Reihen aus Freiwilligen läuft die Kitzrettung mit nur einer Armlänge Abstand dann die Felder ab. Jana Schmaderer organisiert die Helfer und ist mit den Landwirten in Kontakt. Die Kitze werden in Sicherheit gebracht, bevor das Feld abgemäht wird, danach werden sie wieder freigelassen. Im Gründungsjahr 2021 haben Schmaderer und ihr Mann auf eigene Faust so bereits vier Kitze gerettet.

Rehkitze sind deshalb so gefährdet, von Landmaschinen verletzt oder getötet zu werden, weil Rehe ihren Nachwuchs im hohen Gras verstecken und nur zum Säugen wiederkommen. Auf den weitläufigen Feldern werden die Jungtiere von den Landwirten oft übersehen. Weglaufen tun die Kitze nicht, sie ducken sich bei Gefahr instinktiv noch tiefer ins Gras - ein Teufelskreis.

Tagsüber kommt die Drohne nicht zum Einsatz, da wird das Feld per Menschenkette abgesucht. (Foto: privat)

Jährlich werden in Deutschland auf diese Weise über 100 000 Kitze Opfer von Mähdreschern oder Traktoren. Und deshalb hat Schmaderer, die eigentlich freiberuflich in der Kreativbranche arbeitet, vergangenes Jahr auch ihren Verein gegründet. Dieses Jahr möchte sie mit noch mehr Landwirten zusammenarbeiten. Um die Felder überwachen zu können, braucht sie aber auch weitere Unterstützung. "Wir brauchen so viele Leute wie möglich", erklärt Schmaderer, "die jetzigen Helfer arbeiten Vollzeit und haben nicht immer Zeit." Aber nach Rehkitzen gesucht wird natürlich immer erst dann, wenn der Bauer sein Feld mähen will. Je nach Wetterlage kann das auch einmal spontan der Fall sein. "Je mehr Freiwillige mitmachen, desto besser", sagt Schmaderer.

Um das Absuchen der Felder zu erleichtern, werden Drohnen eingesetzt

Solange man körperlich fit sei, könne jeder mithelfen, erklärt die 54-Jährige. "Ich würde sagen: ab zehn Jahren und nach oben ohne Limit." Auch jetzt habe man schon Senioren im Team, Vorkenntnisse brauche man keine. Pro Feld werden je nach Größe mindestens 15 Leute benötigt. Es sei aber auch wichtig, dass die Helfer sich abwechseln. Es werde mit der Zeit anstrengend, stundenlang im hohen Gras zu laufen. Deswegen kommen zur Erleichterung auch die Drohnen zum Einsatz. Dann kann man das Feld aus der Luft absuchen.

Bisher hat Schmaderer mit ihrem Verein 35 Freiwillige gefunden. Los geht es aber ohnehin erst wieder so richtig im Mai. Auch Spenden werden bei dem gemeinnützigen Verein dringend benötigt, denn die Drohnen, Wärmebildkameras und die Versicherung von Technik und Helfern sind teuer. Die Kosten schrecken Schmaderer aber nicht ab. "Es ist so wichtig, die Bauern können das allein nicht stemmen", sagt sie. Und die Wildtiere seien heutzutage sowieso schon stark in ihrem Lebensraum eingeschränkt. "Ich möchte einfach denen helfen, die sich nicht selbst helfen können."

Interessierte können sich unter https://kitzrettung-andechs.de informieren.

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