Pöcking:Rüffel für Wachleute

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Frauen, die sich oben ohne im Badegelände "Paradies" sonnen, müssen künftig keine Kontrollen mehr befürchten.

Christian Deussing

PossenhofenFrauen, die sich oben ohne im Badegelände "Paradies" am Starnberger See sonnen, haben nichts mehr zu befürchten. Denn nach zahlreichen Beschwerden über zu strenge Wachleute und angedrohte Platzverweise hat jetzt das zuständige Baureferat der Stadt München den Kontrolleifer gestoppt. Die Firma Securitas habe die Vorgänge bedauert, sagt Nina Lindinger, Sprecherin des Baureferats. Der Wachdienst habe zugesichert, künftig sensibler und toleranter vorzugehen. Badegäste, die sich ohne Bikini-Oberteil bräunen, würden nicht mehr behelligt werden - solange sich niemand deswegen belästigt fühle.

Badesteg im Paradies Possenhofen Badesteg im Possenhofener Paradies. (Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Das rigide Verhalten des Wachdienstes führt der städtische Auftraggeber auf ein "Missverständnis" zurück. Denn die Firma Securitas habe im Mai eine neu formulierte Grünanlagensatzung erhalten und wohl zu strikt auf die Gebote beim "Sonnenbaden" gepocht. Damit hatte eine 49-jährige Ausflüglerin, die seit 28 Jahren das Paradies-Gelände in Possenhofen besucht, unliebsame Erfahrungen gemacht. Sie fühlte sich in ihrer Freiheit eingeschränkt und weigerte sich, ihr Oberteil anzuziehen. Die Wachleute hatten die Starnberger Polizei geholt - die die Sache aber wegen des eigentlich nichtigen Anlasses schnell zu den Akten legte. Die Frau aus dem Ostallgäu hatte wegen der ganzen Aufregung im Beisein der Beamten aber einen Weinkrampf erlitten.

Auch andere Badegäste fühlten sich auf beliebten Ausflugsareal am Starnberger See in den vergangenen Wochen unwohl - angesichts der überraschenden Kontrollen. So kritisierte ein Zeuge im Internet, dass junge männliche Radler mit roten Securitas-Polohemden auf der Liegewiese durch die Reihen der Badegäste gefahren seien und diese aufgefordert hätten, ihre Oberteile anzuziehen. Dies sei als "Jagd auf Oben-Ohne-Frauen" zu bezeichnen, die verschrecke und schlicht sprachlos mache, schrieb der Zeuge über die Vorfälle in Possenhofen.

Keine Beschwerden registriert die Polizei Herrsching in punkto nackter Busen. Womöglich ältere Verordnungen in dieser Hinsicht seien sicher nicht mehr "zeitgemäß", sagt dazu der Herrschinger Polizeichef Erich Schilling. Er ist der Ansicht: Wem das Oben ohne nicht gefalle, solle "doch einfach wegsehen". Schilling betonte, dass sich die Polizeistreifen um andere, wichtigere Dinge kümmern müssten. Das sieht sein Starnberger Kollege Bernd Matuschek genauso. Wichtiger sei es schließlich, sich um freie Rettungswege zu kümmern, findet er.

© SZ vom 27.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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