Freizeit im Landkreis Starnberg:Pöcking will an Sisi sparen

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Empfängt ihre Besucher mit strengem Blick: Kaiserin Elisabeth. Die Sisi-Statue vor dem Bahnhof Possenhofen, in dem das Sisi-Museum untergebracht ist, hat schwere Zeiten hinter sich. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Erst kam Corona, dann blieben die Besucher weg, und nun will die Gemeinde Zuschüsse streichen: Ein neues Konzept soll her, um das Kaiserin-Elisabeth-Museum zu retten.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Das Kaiserin-Elisabeth-Museum in Possenhofen muss sich neu ausrichten. Nachdem die Einrichtung coronabedingt nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt ist, geht es um nichts Geringeres als die Zukunft. Pöckings Zweiter Bürgermeister Albert Luppart, Gründungsmitglied und Kassenprüfer des Vereins, überbrachte auf der Jahreshauptversammlung am Mittwoch die Hiobsbotschaft, dass die Gemeinde den im Haushalt vorgesehenen Etat für Personalkosten gestrichen hat.

Mit Blick darauf, dass die Einrichtung bislang ausschließlich ehrenamtlich betrieben wird, sagte Luppart, jetzt herrsche große Unsicherheit, falls dieses Engagement mehr vorhanden sei. "Das Schlimmste wäre, dass das Museum geschlossen würde", sagte er. Aber man wolle die Einrichtung nicht verlieren. Daher müsse ein neues Konzept erarbeitet werden, um das Museum auf Dauer zu sichern.

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Dazu sind ab Januar 2024 Gespräche geplant zwischen Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein und der Gemeinde. Auch die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) soll mit ins Boot geholt werden. Zudem werde man versuchen, alle Förder- und Zuschussmöglichkeiten auszuschöpfen sowie Sponsoren zu suchen, sagte Luppart. Denn die Gemeinde müsse in allen Bereichen sparen. Daher würden alle freiwilligen Leistungen geprüft. Da das Museum "Strahlkraft über den Landkreis hinaus" habe, müsse man versuchen "in dieser reichen Region Menschen zu finden, die ihren Geldbeutel öffnen."

Seit der Gründung des Vereins 2005 haben Museumsführerinnen und Geschäftsleitung ehrenamtlich gearbeitet. Sogar Öffentlichkeitsarbeit, etwa die Texte für Flyer oder die Übersetzungen für die neuen Audioguides, wurde unentgeltlich geleistet. Die Hauptarbeit entfiel bislang auf die nunmehr 81-jährige Vereinsvorsitzende und Geschäftsführerin Rosemarie Mann-Stein. "Diese Art von Engagement, wie ich es seit 15 Jahren ehrenamtlich mache, werden wir nicht mehr finden. Das ist ein 365-Tage-Job", erklärte Mann-Stein. Daher werde seit Jahren darüber diskutiert, ob eine Mitarbeiterstelle geschaffen werden soll, um die Geschäftsführung zu entlasten. "Diese Problematik ist der Gemeinde seit zehn Jahren bekannt." Der Vorschlag sei dennoch nie umgesetzt worden.

Der neue Vorstand des Vereins "Kaiserin Elisabeth Museum" (v.li.): Ulrich März, Ursula Kriessler, Rosemarie Mann-Stein und Margit Link. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Mann-Stein relativierte Lupparts Aussage jedoch. Nach ihren Angaben hatte die Gemeinde lediglich abgelehnt, dass in der Rathausverwaltung eine eigene Planstelle für das Museum geschaffen wird. Das habe ohnehin den Nachteil, dass der Verein außen vor sei und das Museum alleine von der Gemeinde gemanagt werden müsse, erklärte Mann-Stein.

Doch der Verein könne eine Mitarbeiterstelle nicht stemmen. Zumal er während des Lockdowns keine Einnahmen hatte, gleichwohl aber Fixkosten von mehr als 10 000 Euro im Jahr angefallen seien. Zwar zahlt die Gemeinde den Unterhalt des Museums. Doch Personal- und Betriebskosten müssen über Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge oder Spenden finanziert werden.

Sammelt seit Jahren alles, was mit "Sisi" zu tun hat: Rosemarie Mann-Stein. (Foto: Nila Thiel)

Auch wenn es nach den Corona-Jahren zuletzt wieder bergauf ging mit dem Verein und die Besucherzahl im Jahr 2022 auf 4661 anstieg, reichen die Zahlen bei Weitem nicht an die 10 000 Besucher aus der Zeit vor der Pandemie heran. Ein weiterer Wermutstropfen: Seit Corona sind die für das Museum wichtigen Busreisegruppen weggefallen. Mann-Stein will zwar versuchen, dass Reiseveranstalter das Museum wieder in ihr Angebot aufnehmen. Doch ob und wann diese Einnahmen wieder fließen, ist ungewiss. Es muss also massiv gespart werden.

Die Aufwandsentschädigung für die Museumsführerinnen liegt mit acht Euro pro Stunde weit unter dem Mindestlohn, auch Zukäufe für das Museum wurden gestrichen. Im vergangenen Jahr wurde lediglich ein schwarzer Seidenschirm gekauft, wie ihn einst die Kaiserin benutzt haben soll. Die Investition betrug - zusammen mit dem Schirmständer - lediglich 260 Euro.

Die 98 Mitglieder stehen hinter ihrer Vereinsführung. Rosemarie Mann-Stein, ihre Stellvertreterin Margit Link, Schriftführerin Uschi Kriessler und Schatzmeister Ulrich März wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.

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