Umweltbewusste Eisdielen:Einmal Stracciatella, bitte - aber ohne Plastik!

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"Sí é Gelato" in Gauting stellt komplett auf kompostierbare Löffel und Becher aus Maisstärke um. Bei der Starnberger Eiswerkstatt gibt es die Kugeln in selbst gebackenen Waffelkörbchen.

Von Martina Grießbacher, Gauting

Der Trend zu umweltfreundlichen Materialien ist auch in den Eisdielen des Landkreises angekommen: In diesen Tagen verbannt Giulio Bolzan, Inhaber des "Sí é Gelato" in der Gautinger Bahnhofstraße, herkömmliches Plastik endgültig aus seinem Laden und stellt bei Verpackungen und anderen Produkten auf nachhaltige Materialien um.

Die Idee dazu hatte Bolzan schon Anfang vergangenen Jahres, realisieren wollte er sie noch vor dem Sommer 2018. Doch die Umsetzung seiner Pläne war dann schwieriger als gedacht: Rund ein Jahr lang war er auf der Suche nach umweltverträglichen, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Produkten, die Löffel, Strohhalme und alle Arten von Bechern aus herkömmlichem Kunststoff in seiner Eisdiele ersetzen sollen. Passende Lieferanten hat der gebürtige Italiener relativ schnell gefunden; da diese momentan aber noch kapazitätsbegrenzt produzieren, waren es vor allem die langen Lieferzeiten, die die Umstellung um mehrere Monate hinausgezögert haben. "Das alles hat viel länger gedauert, als ich anfangs dachte", erzählt er rückblickend. Nun ist es aber soweit, denn in den letzten Wochen hat Bolzan endlich die ersten Lieferungen erhalten.

Giulio Bolzan hat in seinem Gautinger Geschäft "Sí é Gelato" bereits das komplette Zubehör umgestellt, so dass vom Becher bis zum Löffel alle Materialien biologisch abbaubar sind. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach der Umstellung steigen die Preise

Der Großteil der neuen Verpackungen und auch die Löffel bestehen aus einem Bio-Kunststoff names Mater-Bi, der aus Maisstärke und verschiedenen Pflanzenölen hergestellt wird. Dafür werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe von nicht-genmanipulierten Pflanzen verwendet. Auch die Pappbecher wurden ausgetauscht gegen neue, die aus Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft erzeugt werden und mit Mater-Bi statt mit gängigem Kunststoff beschichtet sind. So sind alle Verpackungen, Löffel und Becher kompostierbar und zu 100 Prozent biologisch abbaubar. All das muss Bolzan, der das "Sí é Gelato" seit zehn Jahren betreibt, über drei verschiedene Lieferanten beziehen - zwei deutsche Firmen und eine italienische -, was das Ganze noch aufwendiger gemacht hat.

Aufgrund dieser Neuerung ist er in nächster Zeit auch gezwungen, die Preise in seiner Eisdiele zu erhöhen. "Die nachhaltigen Becher sind nur etwas teurer als die alten, aber die neuen Löffel kosten fast doppelt so viel", erzählt er. Aktuell ist eine Kugel Eis für 1,30 Euro zu haben; was sie nach der Preiserhöhung kosten wird, steht im Moment noch nicht fest. Wahrscheinlich werde der Preis um zehn bis 15 Prozent steigen, sagt Bolzan. "Auch ich möchte etwas für den Umweltschutz tun", erklärt der Eisdielenbetreiber seine Motivation hinter der Umstellung. Er könne zwar nur einen kleinen Teil dazu beitragen, dieser sei aber trotzdem wertvoll für das große Ganze, meint er.

Christine Graßl von der Eiswerkstatt am Starnberger Kirchplatz verkauft die Eiskugeln am liebsten in den selbst gebackenen Waffelkörbchen der Eisdiele. (Foto: Georgine Treybal)

Die Eismacherei in Inning sammelt die Plastiklöffel wieder ein

Nicht nur Bolzan, sondern auch andere Eisdielen im Landkreis Starnberg beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Thema Nachhaltigkeit. So auch Damir Bijelic von der Eismacherei in Inning. "Wir setzen schon seit 2016, also von Beginn an, auf biologisch abbaubare Materialien", erzählt er. Zusätzlich versuche er auch, möglichst viele gebrauchte Eislöffel wieder einzusammeln, um sie ordnungsgemäß zu recyceln.

Auch in der Starnberger Eiswerkstatt wird es demnächst Löffel aus Bio-Plastik geben, bei den Bechern ist die Umstellung geplant. Zuvor werden aber noch die Lagerbestände aufgebraucht, was voraussichtlich noch einige Monate dauern wird. Im Sommer kommenden Jahres sollten die Becher in allen Größen gegen die nachhaltige Variante eingetauscht sein. "Wir sind schon länger an diesem Thema dran, haben bisher aber noch keine zu 100 Prozent zufriedenstellende Lösung gefunden. Nur unsere selbst gebackenen Waffelkörbchen sind meiner Meinung nach eine wirkliche Alternative", meint Betreiber Jan Thunig.

© SZ vom 25.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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