Zwischenbilanz Pflegestützpunkt in Starnberg:Auf den Pflegegrad kommt es an

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Viele Bewohner von Pflegeheimen müssen oft zeitaufwendig versorgt werden. Das zehrt auch an den Kräften der Helfenden selbst. (Foto: Marijan Murat/dpa)

"Viele wissen gar nicht, was ihnen zusteht", sagt der Leiter einer vom Landkreis mitfinanzierten Beratungsstelle

Von Michael Berzl, Starnberg

Die nächsten Angehörigen wohnen weit weg, gesundheitliche Probleme machen einer 72-jährigen Frau aus dem Landkreis zu schaffen - da verschafft ein Hausnotruf etwas Sicherheit. Dieser segensreiche Service wird der Rentnerin nun bezahlt, denn sie gilt mittlerweile nun auch offiziell als pflegebedürftig. Der Weg dahin war allerdings mühsam, erst im dritten Anlauf hat es mit der Anerkennung geklappt. Geholfen hat dabei Marcus Effertz, der den Pflegestützpunkt in Starnberg leitet. "Das ist eine unheimlich wichtige Einrichtung", sagt Landrat Stefan Frey und zieht eine erste Bilanz. Nach gut sieben Monaten Arbeit haben schon mehr als 260 Menschen in dieser Zeit eine Beratung in Anspruch genommen.

Ein schwerer Herzinfarkt oder ein Schlaganfall - und plötzlich sind Angehörige oft völlig unvorbereitet mit einer schwierigen Situation konfrontiert. Sie brauchen Unterstützung, Hilfestellung beim Weg durch den Antragsdschungel. Und oft genug geht es auch um bares Geld, wenn der medizinische Dienst klären soll, welcher Pflegegrad nun gilt. "Viele wissen gar nicht, was ihnen zusteht, das ist erstaunlich", sagte Stützpunktleiter Effertz bei seinem ersten Erfahrungsbericht im Landratsamt. "Und da ist es schon ein schöner Erfolg, den Ratsuchenden zu etwas mehr Geld verholfen zu haben".

Marcus Effertz leitet den Pflegestützpunkt in Starnberg. Finanziert wird die Beratungsstelle von Landkreis und Bezirk sowie Kranken- und Pflegekassen. (Foto: Georgine Treybal)

In einem Büro an der Moosstraße in Starnberg bieten Effertz und seine Mitarbeiterinnen Annette Schubert und Henrike Pott seit Anfang dieses Jahres ihre Dienste an. Die Beratung ist unabhängig, neutral und kostenlos, die Kosten werden aufgeteilt. Je ein Drittel übernehmen Kranken- und Pflegekasse, den Rest teilen sich Landkreis und der Bezirk Oberbayern. Der Leiter kennt sich auch praktisch aus in der Materie: Der 54-Jährige ist gelernter Krankenpfleger und hat schon in verschiedenen Kliniken gearbeitet, auch in der Intensivmedizin.

Zwei Drittel der Pflegebedürftigen sind Frauen, am stärksten ist die Altersgruppe von 70 bis 90 Jahren vertreten

Die Nachfrage steigt stetig, berichtete Effertz am Mittwoch. Seinen Angaben zufolge sind fast zwei Drittel der Pflegebedürftigen, die sich beim ihm gemeldet haben, Frauen. Am stärksten ist die Altersgruppe von 70 bis 90 Jahren vertreten. Aber auch ein vierjähriges Kind ist dabei - ein Bub, der unter Diabetes leidet und regelmäßig Spritzen bekommen muss. Nun stellt sich die Frage, wer die verabreicht, wenn er im Kindergarten ist. Meist sind es Verwand te oder Bekannte, die per Telefon den ersten Kontakt zu der zentralen Beratungsstelle in der Kreisstadt aufnehmen. Oft geht es um Tipps für die Gespräche mit dem Medizinischen Dienst, die entscheidend sein können bei der Einstufung in einen bestimmten Pflegegrad. Und davon hängt wiederum ab, welche Leistungen die Kassen bezahlen. Das reicht von 25,50 Euro pro Monat für einen Hausnotruf bis zu 4000 Euro für den Umbau einer Wohnung.

Angesichts der Anrufe aus dem ganzen Landkreis wollen die Mitarbeiterinnen im Pflegestützpunkt aber auch auf Ratsuchende zugehen. Annette Schubert ist gerade dabei, Sprechtage in einzelnen Gemeinden vorzubereiten, die von Oktober an einmal im Monat angeboten werden sollen. Den Anfang machen dabei Herrsching und Berg.

Der Pflegestützpunkt befindet sich in der Moosstraße 18b in Starnberg und ist unter der Telefonnummer 08151/148 77733 sowie per E-Mail an pflegestuetzpunkt@LRA-starnberg.de zu erreichen. Für persönliche Gespräche sollte eine Termin vereinbart werden.

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