Open-Air-Kino am Gautinger Bahnhof:"Eine echt schöne Sache"

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Mit Klappstuhl und Flaschenbier ins Freilicht-Kino: So genossen die Zuschauer am Wochenende die Filme bei schönstem Wetter. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Veranstalter des ersten Open-Air-Kinos am Gautinger Bahnhof haben nicht nur Glück mit dem Wetter, es kommen auch unerwartet viele Zuschauer. Selbst die Bahn nimmt Rücksicht.

Von Blanche Mamer, Gauting

Wie eine große gemütliche Laube wirkt die von beiden Seiten eingewachsene Rampe am Vorplatz der Güterhalle am Gautinger Bahnhof. Die prächtigen Dolden der Holundersträucher und die unscheinbaren Blüten der Nelkenrosen verströmen einen fast einnebelnden Duft. Ranken und kleine Äste verfangen sich in den Haaren der Zuschauer, die sich in ihrer Nähe niedergelassen haben. An den beiden Abenden vor Pfingsten war dies der angesagteste Ort in Gauting. Das Open-Air-Kino wurde seiner Bezeichnung "Kultkino" gerecht und gab einen Vorgeschmack auf Sommer- und Ferienstimmung.

Bereits um 18 Uhr kamen die ersten Kinofans und stellten ihre Liegestühle vor der Leinwand auf oder probierten mit ihren Korbstühlen verschiedene Plätze aus. Und lauschten der Live-Musik von Erik Berthold (am Freitag) und Zlatko Pasalic von Stray Colors (am Samstag), versorgten sich mit Essen und Getränken und trugen so schon vor Filmbeginn zur Finanzierung der Lizenz und des Equipments bei. Denn der Eintritt war frei.

Bis 21 Uhr gab es nur noch ein paar Eckchen für Sitzkissen oder Stranddecken. Und ja, die Filmauswahl war perfekt: Mit "Wer früher stirbt, ist länger tot" am Freitag, und "Ziemlich beste Freunde" am Samstag, gab es zwei Blockbuster, die sich bestens für Open-Air- Veranstaltungen eignen. "Von mir aus könnte das öfters stattfinden. Das ist eine echt schöne Sache hier", findet ein Gautinger und holt sich ein weiteres Bier und Popcorn für die Tochter. Etwa 250 Zuschauer drängten sich schließlich im Kino unter freiem Himmel. Unter ihnen auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger.

"Das Gelände an der Güterhalle schien uns so gut geeignet"

"Alles hat gepasst. Die Atmosphäre war großartig. Das Wetter hätte besser nicht sein können und es sind tatsächlich viel mehr Zuschauer gekommen, als wir dachten", sagt Hannah Runkist vom Kulturspektakel-Team, die beim Kultkino mitorganisiert hat. Mit um die 100 Zuschauer hatten die Veranstalter gerechnet, dass es so viel mehr waren, zeigt, wie gierig man in Gauting aufs Filmschauen ist.

Und auch die Zusammenarbeit mit der Bahn habe hervorragend geklappt, sagte Runkist. Das Kulturspektakel-Team war nämlich von der Information überrascht worden, dass die Bahn ausgerechnet an dem Pfingstwochenende spät abends und nachts an den Gleisen am Gautinger Bahnhof arbeiten sollte. "Das Gelände an der Güterhalle schien uns so gut geeignet, dass wir uns gar nicht für einen Umzug zum Alternativstandort am Rathaus erwärmen konnten", sagte die Organisatorin.

Wie sich herausstellte, war das eine gute Entscheidung. Denn es gab fast keine Beeinträchtigungen für die Zuschauer. Am Freitag haben sie nichts von den Bautrupps gemerkt. Am Samstag ist die Zugmaschine, die Schottersteine zwischen die Gleise schüttete, nur einmal mit schrillem Geräusch durchgefahren. Der Film wurde gestoppt und für etwa fünf Minuten angehalten. "Die Bahn zeigte Verständnis für unser Vorhaben. Als der Gleisbautrupp merkte, dass wir mitten im Film waren, wurde der Arbeitsabschnitt weiter südlich verlegt. Erst später wurde im Bahnhofsbereich weiter gemacht", so Runkist.

Gegen Mitternacht haben auch die letzten Open-Air-Fans ihre Stühle zusammengeklappt, noch hie und da beim Aufräumen geholfen. Klagen aus der Nachbarschaft sind, laut Runkist, bisher ausgeblieben. "Es war alles sehr friedlich."

© SZ vom 11.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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