Öffentlicher Dienst:Rathäuser bezahlen besser

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Behörden wie das Landratsamt in Starnberg haben Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. (Foto: Georgine Treybal)

Die Kommunen im Landkreis Starnberg wollen durch die sogenannte München-Zulage mehr Personal gewinnen.

Von Michael Berzl, Starnberg

Schon seit Mai vergangenen Jahres sucht das Gautinger Rathaus einen stellvertretenden Leiter im Ordnungsamt. Bisher vergeblich. In der Gemeinde Berg sind seit geraumer Zeit drei Stellen nicht besetzt, berichtet Bürgermeister Rupert Monn. Und im Landratsamt in Starnberg sind derzeit 31 Stellen frei. Das sind drei Beispiele für ein Problem, das alle öffentlichen Verwaltungen in der Region betrifft: Es ist schwierig bis unmöglich, geeignete Leute zu finden, vor allem in leitenden Positionen. Nun schaffen die Rathäuser zusätzliche finanzielle Reize und bezahlen eine Großraumzulage.

Trotz Bedenken einzelner Räte ist am Dienstag auch in Gauting diese Entscheidung gefallen. Damit gibt es in allen Kommunen im Landkreis sowie im Landratsamt von 2020 an die sogenannte München-Zulage, außerdem in manchen Verbänden wie dem Abwasserverband Starnberger See oder dem Würmtal-Zweckverband, der den Bereich von Gräfelfing bis Gauting mit Trinkwasser versorgt. Oft werden auch Fahrkostenzuschüsse bezahlt.

Von der Zulage profitieren nur die Angestellten, für die Beamten ändert sich dagegen nichts. Für die nach Tarif Beschäftigten in Kommunen und Verbänden ergibt sich je nach Eingruppierung ein Plus von bis zu 270 Euro brutto, dazu können noch 50 Euro je Kind kommen. Bisher gab es schon eine Ballungsraumzulage, aber das waren etwa 100 Euro weniger. Der große Unterschied bei der neuen Großraumzulage ist aber, dass sie nicht nur denjenigen gewährt werden kann, die im Münchner Einzugsbereich wohnen, sondern auch denjenigen, die nur dort arbeiten. Das heißt: Ein Weilheimer, der im Gautinger Ordnungsamt anfängt, kann die neue Zulage bekommen; bisher war das nicht möglich. Die Gemeinden im Fünfseenland werden also als Arbeitgeber für Bewerber aus dem Oberland interessanter.

"Da kommen wir nicht mehr drumherum", sagt Bürgermeistersprecher Monn. Zugleich betont er: "Es ist aber auch richtig." Die Gemeinden kostet dies aber auch eine Menge Geld. In Gauting zum Beispiel entstehen damit zusätzliche Personalkosten in Höhe von etwa 320 000 Euro. Dazu kommen dort noch insgesamt 45 000 Euro, die für Prämien bereitstehen, die sich an den Leistungen der Mitarbeiter orientieren. Gilching plant im nächsten Jahr zusätzlich 360 000 Euro für die Zulage ein, in Seefeld sind es 120 000 Euro extra. "Wenn wir das nicht machen, haben wir große Probleme, Personal zu halten", sagte dort Bürgermeister Wolfram Gum (CSU).

Das sind Beträge, die zumindest in Gauting manchen Kommunalpolitikern Sorgen bereitet. So hätte der parteifreie Gemeinderat Hans Wilhelm Knape gerne mehr Bedenkzeit gehabt und mahnte: "Wir hinterlassen dem nächsten Gemeinderat einen großen Haufen vor der Tür." Und Christiane Lüst kritisierte, solche Mehrausgaben seien schwer zu rechtfertigen, wenn gleichzeitig Zuschüsse gekürzt werden. Die Grünen konnten sich erst nach einer Beratung in einer Sitzungsunterbrechung dazu durchringen, der Zulage zuzustimmen. So wurde der Beschluss einstimmig gefasst.

© SZ vom 12.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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