Urlaub oder Geschäft?:Im Privatjet nach Mallorca

Lesezeit: 3 min

Ein typisches Geschäftsreiseflugzeug eines französischen Herstellers auf dem Flughafengelände in Oberpfaffenhofen: Von dort starten offenbar auch Privatflüge (Foto: Arlet Ulfers)

Der Gilchinger Verein "Fluglärm" will Starts und Landungen auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen einschränken und legt dazu einen Packen Forderungen vor. Einige Landtagskandidaten unterstützen bei einer Podiumsdiskussion die Interessengemeinschaft.

Von Michael Berzl, Gilching

Direkt von Oberpfaffenhofen aus per Charterflug im Privatjet nach Mallorca, Split oder Nizza: Die Abflugzeiten könnten je nach Wunsch der Passagiere festgelegt werden, mit dem Auto geht es direkt zur Maschine. "Wartezeiten werden somit auf ein Mindestmaß reduziert", heißt es in einem der vielen Angebote, die nach wie vor im Internet zu finden sind. Dieser Service hat seinen Preis. Wer zum Beispiel bei einer Firma in Velden in Österreich eine Anfrage für einen Trip nach Palma und zurück eintippt, bekommt Preise ab 17 000 bis weit über 20 000 Euro angezeigt, je nachdem ob er sich für eine Turbo-Prop-Maschine oder einen "Super Midsize Jet" entscheidet. Getränke, Snacks oder "kalte VIP-Verpflegung" sind inbegriffen.

Eigentlich ist Oberpfaffenhofen ein Sonderflughafen, eigentlich ist dort nur sogenannter qualifizierter Geschäftsreiseflugverkehr zugelassen. Die Werbung einer Reihe von Firmen klingt jedoch ganz anders, eher nach touristischen Aspekten und einer Destination mit attraktivem Umfeld. Zum Beispiel so: "Auch andere Ziele wie der Starnberger See oder Garmisch-Partenkirchen lassen sich vom Flughafen Oberpfaffenhofen problemlos erreichen", heißt es bei einer Firma, die "Privatjets jeder Größenordnung" anbietet. Und das ist nur eine von vielen.

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"Der Privatflug wird dort als Geschäftsmodell entwickelt und ausgebaut", klagt daher Helmut Mattes, der als Vorstandsmitglied im Gilchinger Verein "Fluglärm" genau beobachtet, was sich auf der Start- und Landebahn unweit des Weßlinger Sees tut. Etwa 5600 Geschäftsflüge pro Jahr würden nach seinen Worten offiziell angegeben, mehr als 9000 wären nach dem Landesentwicklungsprogramm zugelassen.

Als "Interessensgemeinschaft zur Erhaltung der Lebensqualität im Naherholungsgebiet Fünfseenland" begleitet der Verein seit mehr als drei Jahrzehnten kritisch die Entwicklungen auf dem Sonderflughafen. Seit etwa zwei Jahren sei eine starke Zunahme der Flüge von Privatjets zu beobachten, erklärte Mattes am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten im Gilchinger Rathaus: Eine Entwicklung, der Einhalt geboten werden müsste. Schließlich habe der Fluglärm derart zugenommen, "dass man kein ruhiges Leben mehr hat, wenn man in der Nähe des Flughafens wohnt".

Ziel des "Fluglärm"-Vereins: Die Privatfliegerei zu begrenzen und einzudämmen

Der Fluglärm-Verein unter Vorsitz von Michael A. Rappenglück nutzt offenbar das Wahljahr, um seine Anliegen wieder einmal in die Politik zu bringen. Die Interessengemeinschaft hat eine Reihe von Forderungen formuliert, die zum Ziel haben, die Privatfliegerei in Oberpfaffenhofen zu begrenzen und einzudämmen. Die Hauptforderung lautet, dass die vor 25 Jahren erteilte Zulassung für den "qualifizierten Geschäftsreiseflugverkehr" zurückgenommen wird. Außerdem sollen insbesondere Ferien- und Freizeitflüge sowie Kurzstreckenflüge unterbunden werden, vor allem alte und laute Jets sollen dort verboten werden.

Im Großen und Ganzen konnten die Diskussionsteilnehmer von SPD, Grünen, AfD, Die Linke und ÖDP die Forderungen des Vereins unterstützen - da herrschte große Einigkeit auf dem Podium. Das Manko: Die derzeit an der Landesregierung beteiligten Parteien CSU und Freie Wähler (FW) sowie die FDP fehlten. FW-Kandidat Matthias Vilsmayer und Britta Hundesrügge (FDP) hatten vorab Statements übersandt, in denen sie vor allem die Bedeutung des Flughafens für Wirtschaft und Forschung betonten. Nach Ansicht von Vilsmayer würden die Forderungen des Vereins "notgedrungen eine Schließung des Flughafens" zur Folge haben.

Derzeit ist unbekannt, wie viele Maschinen pro Jahr in Oberpfaffenhofen starten und landen

Ein wichtiges Anliegen wäre dem Verein auch mehr Transparenz, wie bei dem Diskussionsabend am Dienstag mit etwa 100 Zuhörern mehrfach deutlich wurde. Man weiß derzeit nicht genau, wie viele Maschinen pro Jahr in Oberpfaffenhofen überhaupt starten und landen, welchen Zweck die Flüge haben und welche Ziele angesteuert werden.

Doch eines weiß Mattes schon: dass der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen für die Fußballer des FC Bayern München zu einer wichtigen Adresse geworden ist. Von dort aus fliege die Mannschaft regelmäßig zu Auswärtsspielen. Das könne man ja noch als Geschäftsflug werten, meint der Vereinsvorstand. Er befürchtet aber, "dass die Spieler dann den Flughafen kennenlernen und in der Folge zunehmend auch privat nutzen". Keine Wartezeit, mit dem Auto direkt zum Flieger und VIP-Verpflegung: für einen Promi-Fußballer ist das sicher eine attraktive Sache.

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