Naturschutz:Nächster Rettungsversuch für die Kiebitze im Aubachtal

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Und weg sind sie: Auf dem Acker bei Hechendorf haben heuer nur wenige Kiebitze gebrütet, inzwischen sind die letzten fünf Vögel abgezogen. (Foto: Georgine Treybal)

Der Aufbau einer Vogelkolonie ist zuletzt auch wegen finanzieller Versäumnisse gescheitert. Nun wollen Behörden und Naturschützer gemeinsam einen neuen Anlauf starten.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Um den Bestand der Kiebitzkolonie in Hechendorf wird weiter gerungen. Auch wenn in diesem Jahr nur wenige Vögel auf dem Acker südlich des S-Bahnhofs gebrütet haben und mittlerweile die letzten fünf Kiebitze abgezogen und die Gelege aufgegeben sind, bemühen sich Behörden und Naturschützer, das "Pilotprojekt" nicht sterben zu lassen. "Der Regierung von Oberbayern und dem Landratsamt ist sehr daran gelegen, auch die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz bei der Entwicklung einer tragfähigen Lösung einzubeziehen", teilt Regierungs-Pressesprecherin Verena Gros mit.

Vorausgegangen waren Differenzen zwischen BN und dem Pächter des Ackers am Rande des Aubachtals, der in den vergangenen Jahren so präpariert worden war, dass immer mehr Kiebitze zum Brüten kamen. Doch im Herbst 2019 säte der Landwirt Wickroggen an, weil er, wie er sagte, zum einen Futter für sein Vieh benötige, und zum anderen nie die Entschädigung erhalten habe, wie sie ausgemacht gewesen sei. Kiebitze brauchen zum Brüten aber freie Flächen.

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Von den zuletzt 13 Kiebitzen im Aubachtal in Seefeld sind nur noch fünf übrig. Ein Desaster, findet Naturschützer Günter Schorn. Ihm zufolge sind die angeordneten Ausgleichsmaßnahmen nie ausgeführt worden.

Von Christine Setzwein

Tatsächlich gibt es seit 2009 einen Bescheid der Regierung von Oberbayern für die fragliche Fläche in Hechendorf. Darin wurde eine artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme für ein Bauvorhaben in Starnberg festgesetzt. "Diese Festsetzung war für den damaligen Bauherrn, an den der Bescheid gerichtet wurde, verbindlich, nicht aber für den Eigentümer der Ausgleichsfläche", erklärt Gros. Könne der Verpflichtete die Ausgleichsmaßnahmen nicht selbst umsetzen, bedürfe es einer verbindlichen Vereinbarung zwischen dem Bauherrn und dem Eigentümer beziehungsweise dem Bewirtschafter der Fläche. Die Regierung von Oberbayern sei beim Erlass des Bescheides davon ausgegangen, dass eine solche Vereinbarung abgeschlossen wird. Gros: "Nach aktuellem Kenntnisstand war dies jedoch nicht der Fall." Eine Ausgleichszahlung wurde nicht angeordnet. Allerdings, so Verena Gros, sei es in solchen Fällen üblich, dass der Bauherr mit dem Eigentümer oder Pächter ein Entgelt vereinbart. Es sei aber kein Geld geflossen. Der Landwirt habe freiwillig Schutzmaßnahmen für die Kiebitze ergriffen und dafür aus dem Naturschutzförderprogramm vom Landratsamt Geld erhalten.

Nachdem der Pächter mitgeteilt habe, dass er diese Maßnahmen 2020 nicht mehr fortsetzen will, hätten sich alle Behörden intensiv bemüht, rechtzeitig vor Beginn der Brutsaison geeignete Ausweichflächen zur Verfügung zu stellen, heißt es von der Regierung. Dabei konnte kurzfristig ein Bewirtschafter von Flächen südlich des Aubachs gewonnen werden, um eine etwa ein Hektar große Brachfläche anzulegen. Außerdem hielten sich die Kiebitze regelmäßig auch auf einem angrenzenden Areal auf. "Bedauerlicherweise konnten bei einer Drohnen-Befliegung keine Gelege auf den Flächen und auch nur wenige einzelne Altvögel festgestellt werden", berichtet die Pressesprecherin. Primäres Ziel sei es daher, bis zur nächsten Saison Kooperationspartner für den Kiebitzschutz im Aubachtal zu gewinnen.

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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