Alternatives Musikfestival:Geisterbahn auf dem Ausflugsdampfer

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Auch bei der ersten Auflage des "Geisterbahn"-Festivals im vergangenen Jahr bei der Villa de Osa in Kempfenhausen war die Hochzeitskapelle mit Mathias Götz, Evi Keglmaier, Micha Acher, Markus Acher und Alex Haas (von links) maßgeblich beteiligt. (Foto: Georgine Treybal)

Zum zweiten Mal wird in Berg ein außergewöhnliches Musikerlebnis veranstaltet, das von den Notwist-Brüdern Micha und Markus Acher kuratiert wird. Es findet am 1. Oktober auf dem Katamaran der Seenschifffahrt und im Marstall statt.

Von Armin Greune, Berg

Musik ohne Grenzen: Das umjubelte "Geisterbahn"-Festival in Berg findet eine Fortsetzung. Am kommenden Sonntag, 1. Oktober, werden im Marstall und auf dem Starnberger See ungewohnte Klänge zwischen Klassik, Avantgarde, Pop, Elektronik, Rumpeljazz und Folklore aus drei Kontinenten zu hören sein. Während im ersten Teil von 16 Uhr an im Berger Marstall Neue Musik und Werke des Berger Komponisten Hans Posegga erklingen, sticht gegen 18 Uhr die MS Starnberg mit zwei Orchestern und sieben Bands in See.

Zwar steht der Kurs des Katamarans fest, eine Fahrt ins Ungewisse ist dennoch zu erwarten; dafür stehen die beiden Kuratoren des Festivals, Micha und Markus Acher ein. Die beiden Notwist-Brüder hatten bereits im Juni 2022 zu den 1200-Jahr-Feiern der Gemeinde Berg in der Villa de Osa ein musikalisches Programm zusammengestellt, das an Originalität und Finesse kaum zu überbieten war.

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Auch am Sonntag sind wieder Größen der Münchener Alternativszene aus dem Dunstkreis von The Notwist, Alien Ensemble und Hochzeitskapelle mit von der Partie: Le Millipede etwa, das Soloprojekt des Multiinstrumentalisten Mathias Götz, das mit Posaune, Keyboards, Percussion, Stimme und vier Gastmusikern ein kleines akustisches Universum erzeugt. Experimentierfreude zeichnet auch die beiden Duos an Bord aus: Cico Beck alias Joasinho, (Notwist, Spirit Fest) und Leo Hopfinger alias LeRoy ( Das Hobos, H) sind Soundfrickler zwischen Elektronik und Rock; Andreas Gerth und Florian Zimmer erzeugen als Driftmachine an modularen Synthesizern hypnotische Grooves zu abgrundtiefen Bässen.

Ganz andere Töne schlagen The Pegwells aus Ostengland an: Bianca Wilson und Rebekah Bouche spielen Country- und Folk-Standards aus den US-Südstaaten. In der Formation Chouk Bwa & The Ångströmers trifft ein Sextett aus Haiti auf zwei belgische Dub-Produzenten: Vodou-Gesänge und polyrhythmisches Trommeln fusionieren mit Synthesizerklängen. Miwa Kogure (Koto, Chindon-Taiko-Drums) und Wataru Okuma (Klarinette ) stammen zwar aus Japan, interpretieren aber Musik vom Balkan, Klezmer und Lieder von Brecht und Weil. Natürlich nimmt auch die Hochzeitskapelle an dieser musikalischen Abenteuerkreuzfahrt teil, verstärkt durch den griechischen Singer-Songwriter und Gitarristen Nikos Papadopoulos.

Nach neuzeitlicher Klassik im Marstall sticht der Katamaran MS Starnberg mit fünf Bands, zwei Orchestern und Überraschungsgästen an Bord in See. (Foto: Georgine Treybal)

Beim klassischen Konzert am Nachmittag kommen Kompositionen von Max Richter und Arvo Pärt zur Aufführung. Im Mittelpunkt stehen aber Werke des Filmkomponisten Hans Posegga, der in Assenhausen gelebt hat und 2002 starb. Auch wenn sein Name nicht geläufig ist, eine seiner Melodien kann fast jeder in Deutschland auswendig pfeifen: Posegga hat die Titelmelodie der "Sendung mit der Maus" geschrieben - aber auch Jazznummern, ein Klavierkonzert, ein Oratorium oder "Die seltsamen Träume des Don Quichotte" für vier Fagotte. Interpreten sind das Stuttgarter Ensemble Fagottissimo und das Jugendorchester Frisch gestrichen unter der Leitung von Nils Schad, das etwa Poseggas Titelmusik zur Fernsehserie "Der Seewolf" eigens für das Festival einstudiert hat.

Für die Veranstaltung im Marstall gibt es separate Tickets zu zehn Euro, Festivalkarten kosten 40 Euro inclusive Schifffahrt und Buffet, aber ohne Getränke. Der Vorverkauf im Münchner Plattenladen "Optimal" sowie der Drogerie Höck und der Buchhandlung "Schöner Lesen" in Berg hat begonnen. Dass diese hochrangige Veranstaltung so preiswert angeboten werden kann, ist ein Verdienst des Organisators und Berger Kulturbeauftragten Andreas Ammer. Der Fernseh-Journalist, Buchautor und Hörspielmacher hat mit dem Berger Kämmerer Florian Bendele alle bürokratischen Hürden gemeistert, um vom Deutschen Musikfonds Fördermittel für "aktuelle Musik im ländlichen Raum" zu erhalten: Unter mehr als 200 Antragstellern ist "Geisterbahn #2" eine der 40 vom Fonds gesponserten Veranstaltungen.

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