Lernen:Ein Hattrick für die Wissenschaft

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Bei vergangenen Aktionen pflanzten die Kinder unter anderem einen Apfelbaum. Heuer ging es aber mehr um das Thema Farben und Licht. (Foto: Georgine Treybal)

Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Kinderhort Villa Kunterbunt in Weßling als "Haus der kleinen Forscher" ausgezeichnet worden. Diesen Titel erhalten Einrichtungen, in denen Kinder spielerisch an naturwissenschaftliche Phänomene herangeführt werden

Von Patrizia Steipe, Weßling

Experimente stehen im Weßlinger Kinderhort Villa Kunterbunt hoch im Kurs. Zum dritten Mal hat Hortleiterin Anette Müller die Zertifizierung zum "Haus der kleinen Forscher" erhalten. Damit wurde das Engagement des Hortteams gewürdigt, das die 85 Grundschulkinder dazu ermuntert, sich spielerisch mit Phänomenen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, den sogenannten MINT-Fächern, aber auch Themen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen.

"Bei uns haben die Kinder immer schon viel ausprobieren dürfen", erinnert sich Anette Müller. Seit 2016 wird noch mehr experimentiert. Seitdem greift das Team auf die kostenlosen Materialien und Fortbildungsmöglichkeiten der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" zurück. Zum Beispiel beim Thema "Farben", das seit Anfang des Schuljahres Schwerpunkt im Weßlinger Hort ist. Einiges kannten die Kinder bereits aus ihrem Alltag, zum Beispiel Helligkeit und Dunkelheit, die bunten Farben der Natur, manche sortierten sogar ihre Stifte nach Farben. Solche Grunderfahrungen wurden im Hort beim gemeinsamen Forschen aufgegriffen und vertieft. Idealerweise stehen dabei die Fragen der Kinder im Mittelpunkt, die diesen möglichst selbständig und eigenverantwortlich nachgehen dürfen. Natürlich setzen die Pädagogen auch Impulse. "Wichtig ist jedoch, dass die Themen stets in Bezug zur Erfahrungswelt der Kinder stehen", heißt es in der Projektbeschreibung.

Bei einem Lichtexperiment tauchten die Weßlinger Kinder Kohlblätter in Reagenzgläser mit unterschiedlichen Farben, um zu sehen, was im Laufe der Zeit mit den Blättern passiert. Besonders viel Spaß hatten die Kinder mit dem Experimentieren im Lichtkegel dreifarbiger Lichtquellen. "Die bunten Schattenspiele an der Wand waren für die Kinder ein Highlight", berichtet Müller. In einem abgedunkelten Raum bewegten sich die Kinder im Schwarzlicht, sie beobachteten wie sich ihre Schatten verhielten, experimentierten mit Spiegelungen und optischen Täuschungen, mit Naturmaterialien und Erdpigmenten. Ein weiteres Highlight war das Basteln von Kaleidoskopen und das anschließende Bestaunen der Figuren und Muster.

Die Hortkinder seien häufig so sehr mit ihren Forschungen beschäftigt, dass sie ganz die Zeit vergessen und bei der Abholzeit am liebsten noch bleiben würden, freut sich Müller. Stundenlang hätten sich die Kinder auch damit beschäftigt, flüssige Grundfarben wie Gelb, Rot und Blau miteinander zu vermischen und herauszufinden, wie sie sich verändern. Dabei hantierten sie mit Reagenzgläsern und Pipetten. Die Kinder hätten unterschiedliche Farbtöne benannt, aber auch herausgefunden, dass mit Farben Gefühle ausgedrückt werden können, erinnert sich Müller. "Das gegenseitige Ausprobieren und der Austausch sind wichtig", so die Hortleiterin.

Anette Müller und ihr Team vom Hort Villa Kunterbunt bringen Kindern auf spielerische Weise Naturwissenschaften bei. (Foto: Fotos: Georgine Treybal, Gemeinde Weßling/oh)

Die gemeinnützige Stiftung "Haus der kleinen Forscher" unterstützt seit 2006 Kinder beim Entdecken und Erforschen. Seit 2008 wird die Stiftung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und seit 2011 können neben Kitas auch Horte und Grundschulen mitmachen. "Aus der frühen ersten Erfahrung der Kinder mit Naturphänomen und technischen Fragestellungen sollen Verständnis und Wissen werden. Dabei soll die Begeisterung der Grundschulkinder am Erforschen und Entdecken bewahrt und ihre Interessen weiter vertieft werden", heißt es in den Stiftungsrichtlinien. Die Kinder sollen dabei von ihren Pädagogen begleitet und angeregt werden.

Um zertifiziert zu werden, muss in einer Einrichtung regelmäßig im MINT-Bereich oder zu Nachhaltigkeit geforscht werden. Die Versuche und Projekte müssen dokumentiert werden und die Betreuer sollten regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. In Weßling darf täglich nach den Hausaufgaben geforscht werden. Leider hätten die Viertklässler häufig so viel auf, dass nicht mehr genug Zeit bleibe, bedauert Müller. Vor Corona wären Wissenschaftler in den Hort eingeladen worden, um gemeinsam mit den Kindern zu experimentieren.

Für Müller ist es bei allem wichtig, dass sich die Kinder an klare Regeln halten, "sonst funktioniert es nicht". Das bedeutet nicht nur, dass kein Unsinn mit den Experimenten und Materialien gemacht wird, dass diese am Ende aufgeräumt werden, sondern auch, dass sich die Kinder abstimmen, einen guten Umgang miteinander pflegen, sich Freiräume lassen und Grenzen respektieren.

© SZ vom 03.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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