Starnberg:Die nächste Fuhre Wunschmünzen

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Hat nur kurz mal funktioniert: der Brunnen "Bastion" auf dem Starnberg Kirchplatz, der eine Art Wasservorhang erzeugen sollte. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Starnberg muss wieder Geld für die beiden erst zehn Jahre alten Brunnen auf dem Kirchplatz ausgeben. Eine Anlage funktioniert immer noch nicht, die andere ist undicht - mit Folgen für die Tiefgarage.

Von Peter Haacke, Starnberg

Zu einem Fass ohne Boden könnten sich die beiden knapp zehn Jahre alten Brunnenanlagen auf dem Starnberger Kirchplatz entwickeln, der nach einem aufwendigen Umbau im Mai 2012 eingeweiht worden sind. Die zwei Anlagen in der "guten Stube der Stadt" verweigerten von Beginn an immer wieder hartnäckig ihren Dienst und sind bis heute weitgehend funktionslos und undicht. Rund 168000 Euro kostete einst der Neubau der Brunnen, im Lauf der folgenden zehn Jahre wurden für Wartungs- und Reparaturkosten bislang 146500 Euro fällig.

Nun erwägt der Stadtrat, weitere bislang nur geschätzte 35000 Euro in die Sanierung der Starnberger Wasserspiele zu pumpen, weil sonst beide Anlagen in der bevorstehenden Freiluftsaison stillgelegt und gesperrt werden müssten. Kritiker wie CSU-Stadtrat Rudi Zirngibl (CSU) sprechen angesichts der hohen Kosten für die offensichtlichen Fehlkonstruktionen unverhohlen von Pfusch.

Undicht: die "Brunnenstube" über der Tiefgarage der Kreissparkasse. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Umbau des Kirchplatzes, der seinerzeit maßgeblich von der CSU gefordert worden war, stand von Beginn an unter keinem sonderlich guten Stern: Die Stadt am See hatte sich 2010 für rund 1,8 Millionen Euro eine Neugestaltung des vormals roten Platzes gegönnt: Weißer Granit aus China, zwei schöne Stampfbeton-Brunnenanlagen und neu angepflanzte Bäumchen sollten die Aufenthaltsqualität auf dem zentralen Veranstaltungsort der Kreisstadt erheblich verbessern. Doch das ambitionierte Vorhaben stand unter Zeitdruck, denn an der Finanzierung waren fristgebunden auch der Bund mit 400000 Euro aus einem Konjunkturpaket und die Städtebauförderung des Freistaats mit 180000 Euro beteiligt.

Die Reise des Stadtbaumeisters nach China brachte den ersten Eklat

Den ersten Eklat gab es 2011: Stadtbaumeister Stephan Weinl war für 5371 Euro nach China gereist, um persönlich im Reich der Mitte einen Preisvorteil für die bestellten Granitplatten auszuhandeln. Obwohl Weinl 10000 Euro Preisnachlass bekam, fand sich Starnberg prompt im "Schwarzbuch der Steuerzahler" wieder. Kaum war der Platz im Mai 2012 eröffnet, ergossen sich nur fünf Monate später die Wassermassen eines Starkregens ungebremst in umliegende Geschäfte: Die Ablaufrinnen erwiesen sich als unterdimensioniert, der Bauhof improvisierte und verlegte einen "Damm" aus Kabelbrücken als Wasserschutz. Ungeklärt blieb, ob die Planer Andreas Kicherer und Bea Erdmann, die Baufirmen oder die Stadt für die Mängel verantwortlich waren. Am Ende zahlte Starnberg im Rahmen eines Vergleichs für die Reparaturen weitere 265000 Euro. Kritik gab es auch an nachlässig verlegten Platten mit überbreiten Spaltmaßen und schief stehenden Holzbänken.

Den meisten Ärger aber bereiteten zuverlässig trotz wiederholter Nachbesserungen immer wieder die beiden Brunnen aus Stampfbeton. Die "Bastion" im oberen Bereich des Kirchplatzes, eine Plattform mit einer Art Wasservorhang, die manche Kritiker eher an eine Klagemauer erinnerte, erwies sich als zu hoch. Aufwendig wurde Beton abgesägt, die Anlage funktionierte trotzdem nicht: Das Wasser plätscherte auf den Kirchplatz. Und die zweite Anlage in Nähe der Wittelsbacherstraße, die "Brunnenstube" mit Wellen und Fontänen über der Tiefgarage der Kreissparkasse, ist undicht. "Über die Jahre des Betriebs und des kontinuierlichen Wasserverlustes hat die Wand zur Tiefgarage hin Wasser gezogen und zeigt nun Feuchteschäden", hieß es in der aktuellen Beschlussvorlage des Bauausschusses. Da die Tiefgarage derzeit ohnehin saniert wird, drängt sich eine Reparatur des Brunnens zum jetzigen Zeitpunkt geradezu auf. Kosten für die Stadt: Voraussichtlich 15000 Euro. Hinzu kommen 5000 Euro für Fühler, Sensoren und Chemieeinspeisung zur Wasseraufbereitung. Weitere 15000 Euro wären auch für neue Holzabdeckungen im Winter fällig; nach zehn Jahren sind die alten verwittert und bergen ein Verletzungsrisiko.

Der Bauausschuss gelangte zur Überzeugung, die erforderlichen Arbeiten schnellstmöglich zu beauftragen. Der Stadtrat müsste demnach den 35000-Euro-Posten am Montag, 21. Februar, für den zur Abstimmung stehenden Haushaltsentwurf absegnen. Im Gremium überwog dabei vor allem eine Sorge: Sollten die Arbeiten nicht vergeben werden, könnte eine bereits angefragte "Gestattung zur Sondernutzung der Freifläche auf der Bastion als Gastrofläche (...) nicht in Aussicht gestellt werden." Hintergrund der Aktion: Die ehemaligen Betreiber der "Griechischen Taverna" im Bayerischen Hof wollen demnächst ihr neues Restaurant am Kirchplatz eröffnen, die Gäste sollen im Freien sitzen können.

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