Ausstellung:Geschenke für sich selbst

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Sieben Künstlerinnen organisieren in der Gautinger Reismühle ein "Art X-mas Sale". Besucher genießen den Farben- und Formenrausch und kaufen Kunst für die eigenen vier Wände.

Von Blanche Mamer, Gauting

Die Corona geschuldeten Auflagen der Behörden sind streng. Die sieben Künstlerinnen, die in ihren Ateliers in der Reismühle in Gauting am Wochenende ein "Art X-mas Sale" organisiert haben, halten sich akkurat daran. Der Zugang zu den Häusern ist reglementiert, betreten darf man sie nur über markierte Wege.

Zum Atelier der Lichtkünstlerin Simona Petrauskaite im ersten Stock des Haupthauses gelangt man vom südlichen Innenhof nur von außen über eine schmale Wendeltreppe. Weil es regnet, sind die Stufen leicht glitschig, was vor allem den späteren Abstieg schwierig macht. Doch die Mühe lohnt sich. Die aus Litauen stammende Künstlerin spielt in ihren Objekten mit Farben, Glas und Licht und schafft es, durch hunderte von Led-Lämpchen die Illusion zu schaffen, dass sich Linien, Tupfer und Kreise zu sich bewegenden, aus der Tiefe aufsteigenden Formen bilden. Nicht alle Besucher suchten Geschenke für andere, sondern für sich selbst, erzählt sie. Das kann Martina Hamrik, die im Erdgeschoss von Haus B ihre sogenannten Schlaufenbilder anbietet, bestätigen: "Die Menschen können nicht verreisen, sie sind zuhause und machen es sich schön. Also kaufen sie sich Kunst für die Wohnung." Neben ihrem beliebten Sujet, Tänzerinnen oder Sportler in Bewegung, hat sie nun einige neue Bilder, in denen nur die Gesichter der Tiere gemalt sind, die Körper aber aus Schlaufen bestehen, wodurch eine dreidimensionale Dynamik entsteht.

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(Foto: Georgine Treybal)

"Schafsherde" von Martina Hamrik

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(Foto: Georgine Treybal)

"Verstrickungen" von Yvonne Schneider

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(Foto: Georgine Treybal)

"Wirbel IV" von Simona Petrauskaite

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(Foto: Georgine Treybal)

"Farbraum" von Susanne Langnau

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(Foto: Georgine Treybal)

"Nordische Landschaft" von Regina Lord

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(Foto: Georgine Treybal)

"Fly me to the sun" von Evelyn Bermayer

Ein Zeltdach befindet sich am Eingang von Haus C, Kerzen und fellbedeckte Stühle sollen den Besuchern das Warten erleichtern, denn es dürfen sich nur sechs Personen gleichzeitig im Atelier aufhalten. Über die markierte Holztreppe gelangt man ins Domizil von Regina Lord. Sie malt Stillleben, Blumen, Landschaften und orientalisches Leben. Die arabisch anmutenden Familienbilder in leuchtenden Farben zeigen Erinnerungen an den Norden Indiens, wohin sie schon viele Male gereist ist.

"Momentan nicht erreichbar“ von Stefanie von Quast (Foto: Georgine Treybal)

Noch eine Holzstiege höher hat Evelyn Bermayer ihr Atelier. Die Künstlerin aus Stockdorf malt abstrakte Acrylbilder in leuchtenden Farben, von Rosé und Pink zu Himmelblau und Maigrün und schmalen senkrechten Linien in kräftigem Blau oder Schwarz. Die Bilder vermitteln eine positive Energie und bezwingen durch die Farbkomposition. "Ich möchte eine fröhliche Stimmung erzeugen, gerade jetzt ist das notwendig", sagt sie.

Für die Malerin und Bildhauerin Stefanie von Quast, die in einem Anbau neben Bildern große und kleine Holz-, Stein- und Bronzeskulpturen erschafft, ist der Weihnachtsverkauf ein Kennenlernen mit den Gautingern. Sie kommt aus Wolfratshausen und ist noch nicht lange in der Künstlergemeinschaft in der Reismühle, doch ganz glücklich darüber. Derzeit ist "Familie" ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten. Ihre großen Holzfiguren stehen alle einzeln, doch ganz nah beieinander und sind nur als Ensemble erhältlich. Zu den meisten Figuren gibt es kleine Geschichten, zum Beispiel zu der Lesenden, einer weiblichen Bronzefigur im roten Kleid, die mit einem Buch auf einem Holzblock sitzt. Ihre roten Pumps hat sie abgestreift, sie liegen weiter unten im Holzblock. "Die Frau ist müde vom Job und momentan nicht erreichbar. Als erstes hat sie die Schuhe von sich geschleudert."

Und schließlich der Turm der Reismühle. Wieder eine steile Holzstiege, diesmal hinauf zu Susanne Langnau und Yvonne Schneider. Wer es bis hierher schaffe, sei richtig kunsthungrig, sagt Langnau. Sie hat Hoffnung, dass das eine oder andere ihrer abstrakten Bilder verkauft wird. Yvonne Schneiders Bilder stehen unter dem Thema "Verstrickungen", sie malt Kompositionen aus Strickmaschen, obwohl sie selbst gar nicht strickt. Vier weitere Künstler der Reismühle haben noch bis zum 20. Dezember offene Ateliers. Die Schmuckdesignerin Veronika Klaus, die Keramik-Künstlerin Jutta Körner, die Malerin Iris Schilcher und der Metall-Skulpteur Ulrich Schweiger sind freitags, samstags und sonntags jeweils von 11 bis 16 Uhr in ihren Ateliers in Haus A.

© SZ vom 07.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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