Neuwahlen:Herzerkrankung: Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst tritt zurück

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Christine Borst ist seit elf Jahren Bürgermeisterin. (Foto: Georgine Treybal)

Die CSU-Politikerin ist nach dem Neujahrsempfang mit Verdacht auf Infarkt in eine Klinik gekommen. Ein Nachfolger soll bereits im Mai gewählt werden.

Von Carolin Fries, Krailling

Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) tritt mit sofortiger Wirkung von ihrem Bürgermeisteramt zurück. Die 64-Jährige war am Montagabend vergangener Woche nach dem CSU-Neujahrsempfang mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in eine Klinik gebracht worden. Der Infarkt hat sich dort nicht bestätigt, allerdings diagnostizierten die Ärzte eine Herzerkrankung.

"Durch diese Erkrankung ist der Körper nicht mehr so geschützt, und negative Einflüsse, wie sie beim Bürgermeisteramt leider wohl unvermeidbar sind, dringen direkt durch. Das ist für das geschädigte Herz eine Katastrophe, der nur mit einer generellen Änderung der Lebensumstände begegnet werden kann", schreibt sie in einer persönlichen Erklärung, die Rathaus-Geschäftsführer Franz Wolfrum am Mittwoch veröffentlicht hat.

Bereits am Dienstag stimmte der Gemeinderat nichtöffentlich einem Antrag Borsts auf vorzeitige, krankheitsbedingte Entsendung in den Ruhestand zu. Damit verliert Borst auch ihre Vorstandsämter im Aufsichtsrat des Regionalwerks, des Verbands Wohnen sowie im Würmtal-Zweckverband. Im Rathaus geht man davon aus, dass die langjährige Bürgermeisterin auch ihr Mandat als Kreisrätin abgeben wird. Borst ist in das Gremium von den Bürgern gewählt worden, also nicht kraft Amtes als Rathauschefin dort vertreten.

Deshalb müsste sie ein gesondertes Rücktrittsgesuch bei Landrat Karl Roth einreichen, über das dann der Kreistag beschließen müsste. Dem Vernehmen nach ist dieses Gesuch dort aber noch nicht eingegangen. Borst selbst hat bereits einen mindestens vierwöchige Reha-Aufenthalt in einer Klinik angetreten, "sie wird nicht mehr als Bürgermeisterin zurückkehren", sagt Wolfrum. Sie sei aktuell auch nicht per E-Mail oder Telefon zu erreichen, "sie ist komplett abgekapselt, und das ist auch der Sinn der Sache", so Wolfrum.

Bürgermeisterin Borst tritt zurück
:Landrat Karl Roth ist bestürzt

Die Kraillinger Parteien bereiten ihre Kandidaturen für Nachfolge von Christine Borst vor.

Er versucht nun, den Betrieb im Rathaus aufrecht zu erhalten, "so gut es eben ohne Erste Bürgermeisterin geht". Was nicht unbedingt erledigt werden müsse, würde verschoben. Für alles andere springe die Zweite Bürgermeisterin Karin Wolf (UWK) in die Bresche. Die spricht von einem "Schock". Doch: "Es muss weitergehen." Wenn auch mit angezogener Handbremse. Die Bürgerversammlungen im März sowie der Wirtschaftsempfang im April würden verschoben.

Parallel bereitet Wolfrum die Neuwahlen vor. Wenn alles klappt, dann liegt das Gutachten des Amtsarztes, der den Antrag auf Dienstunfähigkeit bewilligen muss, dem Gemeinderat Ende Februar vor. Dann müssen binnen drei Monaten Neuwahlen stattfinden. Wolfrum will versuchen, den Urnengang mit der Europawahl am 26. Mai zusammenzulegen.

Christine Borst schreibt, sie hoffe sehr, dass ihr Gesundheitszustand wieder so hergestellt wird, dass sie "bei entsprechend ruhigerer Lebensführung noch viele Jahre als Bürgermeisterin im Ruhestand in Krailling verbringen kann". Sie hatte das Amt 2008 von Dieter Hager übernommen. Bereits vor zweieinhalb Jahren war sie bei der Beerdigung des damaligen zweiten Bürgermeisters Peter Weigert zusammengebrochen.

Damals schon hätten die Ärzte sie ermahnt, negativer Stress dürfe keinen Platz mehr in ihrem Leben haben. Doch: "Dieser Beruf kann meines Erachtens nur mit vollem Engagement oder gar nicht ausgeübt werden", so Borst. Im Herbst 2017 brach sie erneut zusammen - und machte weiter, als sei nichts geschehen. "Ich wollte meine Amtszeit bis 2020 gerne fertig machen." Nun hat sie sich dagegen entschieden.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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