Prozess:"Er ging mit dem Teppichmesser auf mich los"

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Ein Kfz-Meister wehrte sich vor dem Starnberger Amtsgericht gegen einen Strafbefehl. (Foto: Georgine Treybal)

Nach einem Streit unter Kollegen in einer Kraillinger Firma wird der Angeklagte vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen.

Von Christian Deussing, Krailling

Bei einem Streit um einen Karton in einer Kraillinger Firma soll ein Mitarbeiter seinen jüngeren Kollegen geschlagen und ihn mit einem Cuttermesser attackiert haben. Der 36-Jährige erstattete Strafanzeige, weshalb sich der 51-Jährige am Donnerstag wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht in Starnberg verantworten musste. Der Vorfall hatte sich vor einem Jahr in dem Betrieb abgespielt, als der Angeklagte gerade damit beschäftigt gewesen war, mit dem Messer Kartons zu öffnen, um Waren auszupacken. Hierbei kam es zu einem Gerangel. Der beschuldigte Mann hatte dem jüngeren Mitarbeiter verweigert, ihm einen leeren Karton für private Zwecke zu überlassen.

"Er wurde aggressiv, ging mit dem Teppichmesser auf mich los und schubste mich gegen einen Arbeitstisch", berichtete der 36-jährige Zeuge. Er habe dem Angeklagten "im Affekt und in Notwehr" das Messer weggetreten und dabei eine Beule am Hinterkopf erlitten. Doch dafür konnte das vermeintliche Opfer dem Gericht kein Attest vorlegen.

Im Prozess schilderte der Angeklagte die damalige Situation jedoch anders. Der jüngere Kollege sei bedrohlich und ganz nah auf ihn zugegangen, "woraufhin ich ihn nur weggeschubst habe", sagte der Angeklagte. Ihm sei aber ins Gesicht geschlagen worden und ein linker Finger verdreht worden. Das belegte in diesen Fällen auch ein Attest.

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Im Verlauf der Verhandlung wurde immer deutlicher, wer der eigentliche Aggressor bei dem handgreiflichen Disput gewesen sein muss. Denn der 36-Jährige war in der Firma schon durch ungebührliches Verhalten auffällig geworden: Der Mitarbeiter hatte wegen Beleidigungen, aggressiven Verhaltens und aufgrund einer Tätlichkeit bereits fünf Abmahnungen kassiert. Der Vorfall mit dem Karton hatte das Fass zum Überlaufen gebracht, dem Mann wurde gekündigt.

Er sei aggressiv gewesen, habe sich ungerecht behandelt gefühlt und sich stets als "Unschuldslamm" dargestellt, sagte der Geschäftsführer. Ihm sei nach der damaligen Auseinandersetzung auch aufgefallen, dass nur der Angeklagte geblutet und ein geschwollenes Gesicht gehabt habe.

Der Staatsanwalt hielt die Aussagen des Chefs und des Angeklagten für glaubhaft - im Gegensatz zu jenen des Mitarbeiters, der wegen seines Verhaltens in der Firma entlassen worden war. Auch die Richterin sah den Fall so. Sie sprach den 51-Jährigen frei. Ob das Verhalten des 36-Jährigen für ihn noch Konsequenzen haben wird, ließ die Staatsanwaltschaft am Donnerstag offen.

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