Kommunalwahl in Starnberg:Im Namen des Vaters

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Mit Stefan Frey und Patrick Janik bekleiden zwei Söhne früherer Landräte höchste politische Ämter im Landkreis - und beide kennen sich sogar schon seit der Schulzeit gut.

Von Sabine Bader, Starnberg

Der neue und der alte Landrat: Stefan Frey und sein Vater Heinrich halten ganz gerne mal einen Plausch im Garten. Nicht selten geht es dabei um Politik. (Foto: Privat)

Wenn Stefan Frey an die Zeit zurückdenkt, in der er noch zu Hause mit seinen Eltern und den drei Geschwistern lebte, fallen ihm zwangsläufig die täglichen Debatten am Küchentisch ein. Da ging es fast immer um Politik. Und ordentlich laut werden konnte es dabei auch schnell. "Wir sind alle recht emotional", sagt er. "Die Eltern haben leidenschaftlich diskutiert und wir Kinder haben uns mit eingeklinkt."

Die stete Präsenz von Politik hat letztlich auch dazu beigetragen, dass Stefan Frey, 44, sich entschloss, Landrat werden zu wollen, wie vor ihm sein Vater Heinrich Frey, 80. Bei Patrick Janik, ebenfalls 44, lief es etwas anderes. Während die Politik im Leben seines Vaters Heiner Janik stets eine tragende Rolle gespielt hat - er war Stadtrat von Starnberg und Zweiter Bürgermeister der Kreisstadt, Landrat in Dresden (1991 bis 1995) und im Landkreis München (1996 bis 2008), ging sein Sohn erst einmal auf Distanz zur Politik. "In die JU einzutreten, wäre mir klischeehaft vorgekommen", sagt er. Jahre später kandidierte Patrick Janik aber doch als Stadtrat und letztlich sogar für das Bürgermeisteramt. Von Mai an werden nun beide, Stefan Frey als Landrat und Patrick Janik als Bürgermeister der Kreisstadt, die höchsten politischen Ämter im Fünfseenland bekleiden. Ihre Väter waren ihnen dabei Vorbilder, Wegbereiter und zuweilen auch Gegenpole.

Ein Bussi drücken Patrick Janik und seine Mutter Gisela dem Ehemann und Vater Heiner Janik auf diesem Foto aus dem Jahr 2002 auf beide Wangen. 2015 ist Janik, der ehemals Landrat von Dresden und des Münchner Landkreises war, gestorben. (Foto: Privat)

Man kann sagen, die Politik war und ist das Familienthema Nummer eins im Hause Frey: Die Mutter war lange Jahre Stadträtin, der Vater in der Kreispolitik engagiert und von 1996 bis 2008 Landrat des Landkreises Starnberg. Beide sind seit Jahrzehnten Mitglieder der CSU.

"Wir waren als Kinder und Jugendliche ständig mit der Politik konfrontiert", erinnert sich Stefan Frey. Das prägt. Mit 14 trat er in die JU ein, mit 18 in die CSU. Als sein Vater Landrat wurde, war er 21 und ebenfalls politisch engagiert. Auch beruflich trat er in die Fußstapfen seines Vaters, studierte wie dieser Jura. "Er war für mich schon ein Vorbild", sagt Stefan Frey.

Das freut den Vater natürlich: "Ich habe von dem Augenblick an, als ich Landrat wurde, gesagt: Ich komme zwar von der CSU, aber ich bin für alle da." Diese Einstellung, so glaubt er, "habe ich auch an meinen Sohn Stefan weitergegeben".

(Foto: oh)

Im Wahlkampf sei sein Rat beim Sohn allerdings nicht besonders gefragt gewesen. "Da ist er seinen eigenen Weg gegangen." Der Sohn glaubt, dass er dem Vater in vielem recht ähnelt - auch in den weniger gefragten Charaktereigenschaften: "Wir sind beide ungeduldig und impulsiv." Es falle beiden schwer, sich zu zügeln und Emotionen in den Griff zu bekommen. Ebenso wie sein Vater hat auch Stefan Frey im Wahlkampf auf Bekanntheit gesetzt - hat kaum einen Vereinsabend, ein Dorffest oder eine Debatte ausgelassen. "Ich war fast ein Jahr lang so gut wie jeden Abend unterwegs. Das war echte Kärrnerarbeit." Wenn man nicht bereit sei, dies zu tun, sei man nicht der Richtige für diesen Job, meint er. Hinzu komme noch der Wahlkampf in den sozialen Medien. "Auch da muss man präsent sein, seine Reichweite erhöhen."

Der Vater hatte es in dieser Hinsicht noch leichter. "Ich kann gerade mal einen Computer bedienen", gesteht Heinrich Frey. Facebook, Twitter, Instagram und Co. waren zu seinen Wahlkampfzeiten noch kein Thema. "Das Zusammenwirken von physischer und medialer Präsenz haben mich schließlich ins Amt hineingetragen", glaubt der Sohn. "Es ist wie ein großes Puzzle. Die Teile fügen sich zusammen."

Patrick Janik denkt gern an seinen 2015 gestorbenen Vater zurück - an seine natürliche Präsenz, seine prägnante Stimme und an dessen ganz eigenes Verständnis von Humor. So habe der Vater einen Wahlkampf in München glatt unter dem Motto geführt: "Besser einen Freund verloren, als auf eine treffende Pointe verzichtet", erinnert sich Janik an den damaligen Slogan des Vaters auf einem Flyer: "Mein Vater war sicher lauter als ich. Ich bin ruhiger als er, zurückhaltender und überlegter," charakterisiert er den Unterschied zu seinem Vater. Dieser habe im politischen Geschäft immer klar zwischen "Ermöglichungs- und Verhinderungsbeamten" unterschieden. "Bürgerorientiert zu arbeiten, das habe ich ganz sicher von ihm mitgenommen", sagt Janik.

Stefan Frey und Patrick Janik kennen sich übrigens bereits seit der Schulzeit gut. Sie waren im selben Jahrgang und haben 1995 am Gymnasium in Starnberg gemeinsam Abitur gemacht. Stefan habe einmal zu ihm gesagt, dass er die Politik nicht so sehr zum Lebensinhalt machen wolle wie seine Eltern. Janik: "Da muss ich jetzt sagen, dieses Vorhaben ist jämmerlich gescheitert."

© SZ vom 31.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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