Kommunalwahl im Landkreis Starnberg:Der Wandergenosse

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Hat auch Anfragen aus Schwaben bekommen: Matti Müller ist in der SPD ein begehrter Kandidat. (Foto: Privat)

Matti Müller stammt aus Diedorf, war Bürgermeister im Schwäbischen und trat danach für seine SPD erfolglos in zwei anderen Gemeinden an. In Seefeld wollte man ihn nicht, nun soll er in Herrsching kandidieren.

Von Astrid Becker und Christine Setzwein, Herrsching

Die Herrschinger SPD will mit einem auswärtigen Bürgermeisterkandidaten auf Stimmenfang gehen. Der Vorstand hat sich intern bereits auf ihn verständigt: Es handelt sich um den 52-jährigen Matti Müller aus Diedorf bei Augsburg. Den Juristen dürfte in Herrsching selbst kaum jemand kennen, aber auf dem politischen Parkett ist er alles andere als unbekannt. Müller war bereits in der schwäbischen Gemeinde Oettingen sechs Jahre Bürgermeister, bis er 2014 abgewählt wurde. In den vergangenen beiden Jahren trat er bei zwei Wahlen in anderen Gemeinden erfolglos an. Und in Seefeld entschied man sich jüngst für einen anderen Kandidaten.

Durch seine langjährige politische Arbeit kenne er sehr viele Leute, sagt Müller, der seit einem Jahr in der Rechtsabteilung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands beschäftigt ist. Darunter ist auch Julia Ney, die Starnberger SPD-Kreisvorsitzende. Sie habe ihn gefragt, ob er nicht im Landkreis antreten wolle. Müller ist nicht der erste und theoretisch auch nicht der einzige Kandidat der SPD in Herrsching. Denn beworben hatte sich auch Thomas Allner-Kiehling, der jedoch beim Vorstand des Ortsvereins durchfiel. Seit dem frühen Herbst habe man schon mit Müller Gespräche geführt, sagt der Herrschinger Ortsvorsitzende Werner Odemer. Davor hatte sich Müller bereits in Seefeld vorgestellt. Doch die dortige SPD verständigte sich darauf, den Kandidaten der Grünen zu unterstützen, Thomas Zimmermann.

Also zog der Jurist mit den finnischen Wurzeln nach Herrsching weiter. Die Genossen am Ammersee sind überzeugt, einen hervorragenden Kandidaten ins Rennen um das Bürgermeisteramt zu schicken, wie es auf der Homepage des SPD-Ortsverbands heißt. In Sachen Wahlkampf weist Müller bereits einige Erfahrung auf: 2018 wurde er nach dem Tod des Amtsinhabers außerplanmäßig Bürgermeisterkandidat der SPD in der Donaustadt Lauingen, verlor die Wahl aber gegen die CSU Kandidatin Katja Müller. Ein Jahr zuvor sollte er in einer der jüngsten Städte Bayerns, Stadtbergen, Rathauschef werden. Doch auch dies hat nicht funktioniert.

Zum ersten Mal öffentlich in Herrsching auftreten wird Müller am Freitag, 20. Dezember, 19 Uhr, in der Gaststätte "Ammerseeblick" in der Madeleine-Ruoff-Straße. Dort soll er dann ganz offiziell als Bürgermeisterkandidat aufgestellt werden. Dass sich auch Ortsfremde um ein Bürgermeisteramt bewerben, ist nicht ungewöhnlich: Für ein hauptamtliches Wahlamt muss man weder im Kreis noch im Ort selbst gemeldet sein. Müller ist auch nicht der erste auswärtige SPD-Kandidat. Christiane Kern will Starnberger Landrätin werden. Seit ihre Kandidatur bekanntgeworden ist, hat sie aber immerhin einen Wohnsitz in Starnberg angemeldet. Und auch Müller würde nach Herrsching ziehen, sollte er die Wahl gewinnen. Seine Familie, Ehefrau und zwei erwachsene Kinder, wollen allerdings in Diedorf bleiben.

Er habe auch Anfragen aus Schwaben bekommen, sagt Müller, aber ein kommunalpolisches Amt im Fünfseenland, wo die SPD-Ortsvereine schrumpften, sei schon besonders reizvoll und eine Herausforderung. "Ich kann das und ich traue mir das zu", sagt Müller. An der Kommunalpolitik reizt ihn, dass man etwas bewegen könne und sofort sehe, ob es richtig oder falsch war. Um sich den Herrschingern vorzustellen, will er 2020 von Haus zu Haus ziehen.

Wenn Müller am Freitag aufgestellt wird, ist er der vierte Bewerber für den Chefsessel im Herrschinger Rathaus. Es treten auch an: Fromuth Heene von der CSU, Alexander Keim von der FDP und der amtierende und parteifreie Bürgermeister Christian Schiller, der sich bereits zum dritten Mal zur Wahl stellt.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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