Kommunalpolitik:Starnberg bekommt zwei Vize-Bürgermeisterinnen

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Christiane Falk (li.) und Angelika Kammerl sind Starnbergs stellvertretende Bürgermeisterinnen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Angelika Kammerl (CSU) und Christiane Falk (SPD) werden Patrick Janiks Stellvertreterinnen. Beim Auszählen der Stimmen gibt es jedoch eine Überraschung im Stadtrat.

Von Peter Haacke, Starnberg

Klar, streng genommen hätte Starnbergs neuer Bürgermeister einen Ordnungsruf oder eine Rüge erteilen können. Doch Patrick Janik ließ natürlich Milde walten: Spontan war die CSU-Ortsvorsitzende Charlotte Meyer-Bülow aufgesprungen und überreichte Janik, der zuvor bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrats seinen Amtseid abgelegt hatte, unter Missachtung des geforderten Mindestabstands sein Lieblingsgetränk, ein "Spezi", und einen Blumenstrauß. "Wir freuen uns auf sechs gute Jahre für Starnberg", sagte sie und brachte damit die vorherrschende Stimmung auf den Punkt.

Tatsächlich scheint es diesmal eine bessere Basis als bisher für die Zusammenarbeit im Stadtrat zu geben: In seltener Harmonie einigte sich das Gremium auf Referenten und Ausschussbesetzungen. Zu stellvertretenden Bürgermeisterinnen gewählt wurden Angelika Kammerl (CSU) und Christiane Falk (SPD), die sich in der einzigen Kampfabstimmung des Abends als Dritte Bürgermeisterin gegen Michael Mignoli (BLS) durchsetzte.

Die Grünen - mit sechs Mandaten zweitstärkste Kraft im Stadtrat - hatten zwar ebenfalls mit dem Bürgermeister-Posten geliebäugelt. Doch nachdem Franz Sengl, dienstältester grüner Stadtrat, kein Interesse zeigte, Janik aber Wert auf kommunalpolitische Erfahrung legt, verzichtete die runderneuerte Fraktion auf eine Kandidatur - und ersparte sich damit eine bittere Niederlage, wie man sie im Kreistag und anderen Gemeinden erlitt. Im Gegenzug sicherten sich die Grünen acht der insgesamt 23 Referate - und haben damit in der Praxis im Zweifel sogar erheblich mehr Einfluss.

Rathauschef Patrick Janik (Mitte) freut sich über Blumen und ein Spezi von CSU-Chefin Charlotte Meyer-Bülow. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Trotz der versöhnlich stimmenden Worte und des gemeinsamen ökumenischen Gebets der Pfarrer Stefan Koch und Andreas Jall, trotz des allgemeinen Harmoniebestrebens und einer Mahnung von Bürgermeister Janik, der gegenseitigen Respekt in den Fokus rückte - die Wahl des Zweiten Bürgermeisters vor rund 50 interessierten Bürgern mutete kurios an. Auf Anregung von Thomas Beigel schlug die CSU Angelika Kammerl für den Posten vor. Der Ortsvorstand hatte sich vor Wochen auf die laut Beigel "kampfeswütige und engagierte" 68-Jährige geeinigt, die seit 2015 Stadträtin und seit dem Vorjahr CSU-Mitglied ist. Gegenkandidaten hatte Kammerl nicht. Nach Auszählen der Stimmen gab es jedoch eine Überraschung: Neben 22 Ja-Stimmen und fünf ungültigen Voten fanden sich auf vier Zetteln unsinnigerweise auch Ludwig Jägerhuber sowie Christiane Falk, die beide gar nicht zur Wahl standen. Um den Posten des Dritten Bürgermeisters bewarben sich Falk und Mignoli. Vergebens argumentierte der BLS-Vertreter, neben Tunnelbefürwortern müsse auch ein Umfahrungsvertreter berücksichtigt sein. Falk bekam 25 Stimmen, Mignoli nur fünf. Die monatliche Aufwandsentschädigung für den Zweiten Bürgermeister beträgt 832,82 Euro, für den Dritten 416,41 Euro.

Insgesamt zwölf Mandatsträger sind Neulinge im 30-köpfigen Gremium, zudem wurde die ehemalige Bürgermeisterin Eva John erneut vereidigt. Janik würdigte die Leistung seiner Vorgängerin, die das "Amt mit hohem persönlichen Engagement" betrieben habe, und überreichte ihr einen Blumenstrauß. Ebenfalls Blumen gab es für den ausgeschiedenen Gerd Weger, der 48 Jahre lang als CSU-Stadtrat "mit extremem Engagement" (Janik) die Stadtpolitik mit geprägt habe. Für jene Stadträte, die nicht mehr angetreten sind oder nicht wiedergewählt wurden, wegen der Corona-Pandemie bislang aber nicht angemessen verabschiedet werden konnten, soll es zu einem späteren Zeitpunkt eine separate Feier geben.

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Die Bürger strafen Amtsinhaberin Eva John mit nur 28,5 Prozent ab. Ihr Herausforderer eines Vier-Parteien-Bündnisses, Patrick Janik, erobert mit 51,7 Prozent den Chefsessel im Rathaus.

Von Peter Haacke

Die Vergabe der 23 Referate mit insgesamt 26 Referenten entwickelte sich zu einer stressfreien Angelegenheit. Janik hatte das Feld bereits im Vorfeld der Auftaktsitzung sondiert und Vorschläge aus den Fraktionen erbeten. Zumeist einstimmig wurden die jeweiligen Posten abgesegnet. Lediglich beim Referat für Stadtplanung, das Otto Gaßner (UWG) übernehmen wird, stimmte die WPS geschlossen dagegen. Abgesehen vom Bürgermeister und seinen beiden Stellvertreterinnen übernehmen damit nur Günther Picker (WPS), Anton Summer (BMS), Anke Henniger (FDP) und Tim Weidner (SPD) keine Sonderaufgabe.

Weidner bleibt allerdings als bisheriger Referent für Soziales und Seniorenfragen Vertreter beim Verein "Seestern". Janik bedankte sich für das "gezeigte Maß an Einigkeit und konstatierte: "Man wird dem Stadtrat keine Streitlust unterstellen können - zumindest heute nicht".

Die Stadträte nehmen ihre Arbeit übernächste Woche auf. Auf dem Programm stehen Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses (25. Mai), des Bauausschusses (26. Mai) und des Stadtrates (28. Mai).

© SZ vom 16.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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