Nepomuk:Der Wächter im Carport

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In einem Carport in Hochstadt steht ein Polizist, der zu schnell fahrende Autos blitzt. Welch Glück: Der Ordnungshüter in dem Weßlinger Ortsteil ist nicht echt, sondern eine gut gemachte Skulptur der Hauseigentümer. (Foto: Nila Thiel)

Von dicken Schlitten, grantigen Fahrern und übereifrigen Blitzern.

Von eurem Nepomuk, Weßling

Seid ehrlich! Ihr fahrt sicher einen dicken Schlitten. Habt ordentlich PS unter der Haube. Ohne SUV geht doch praktisch nichts mehr im Fünfseenland. Neulich hörte ich, wie sich ein SUV-Fahrer mühsam aus seinem Wagen schälte und in einer Starnberger Tiefgarage grantig vor sich hinbrabbelte: "Die Parkplätze hier werden immer enger!" Quatsch, hätte ich gern gesagt: "Die Autos werden immer breiter und länger. Der Parkplatz bleibt gleich." So schaut's aus! Einen Geländewagen oder zumindest einen Allrad fährt doch hier praktisch jeder. Das ist fast schon Pflicht. Und wer gern mal ein wenig auf die Tube drückt, der ist sicher im "Porsche Zentrum" Gilching oder in einem der Starnberger Sportwagenhäuser Kunde. Ja, Leute, so tickt die Gegend. Machen wir uns nichts vor.

Darum hab' ich jetzt eine Frage an euch? Kann man mit solch einem Flitzer überhaupt langsam fahren? Ich mein' das ernst? Wenn man in so einer schnellen Karre sitzt und ein wenig Gas gibt, ist man doch gleich bei fast 70 Sachen. Tempo 30 ist da kaum drin.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Dabei fordern Anlieger in vielen Gemeinden 30er-Zonen am laufenden Band. Was Letztere angeht, nehmen die Inninger eine gewisse Vorreiterrolle im Fünfseenland ein. Viele Jahre lang haben sie für Tempo 30 auf ihrer Ortsdurchfahrt gekämpft. Im Februar 2022 hat sich dann ihr Wunsch erfüllt. Jetzt muss dort 30 gefahren werden.

Die Starnberger haben es ihnen nachgemacht - zumindest in der Hanfelder Straße. Denn der ganze Hanfelder Berg ist eine einzige 30er-Zone. Mit einer schweren Karosse muss man dort bergab sicher immer auf der Bremse stehen. Sonst ist man ganz schnell über 30. Und es könnte ja mal sein, dass dort geblitzt wird.

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In Hochstadt passiert das ständig. Da wird geblitzt, was das Zeug hält. Tag und Nacht. Aus dem Gebälk eines Carports in der Weßlinger Straße heraus. Der gehört der Familie Meisinger. Der Polizist, der darin mit seiner Radarpistole lauert, richtet diese auf jeden, der vorbeifährt - ob er nun zu schnell dran ist oder nicht.

Wie gut, dass der übereifrige Ordnungshüter nicht echt ist. Er besteht lediglich aus einem Oberkörper. Die Skulptur haben Claudia Meisinger und ihre Tochter Marina Willer gemeinsam aus Beton gefertigt. Ja, liebe Bleifuß-Fahrer bei diesem Wachtmeister habt ihr nochmals Glück gehabt. Das kann ich euch versichern.

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