Inning:Seegemeinde ohne Löschwasser

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Möglicherweise könnte man eine Leitung in das Seebecken der Schifffahrt legen, um Löschwasser zu erhalten. (Foto: Georgine Treybal)

Der Inninger Ortsteil Stegen, direkt am Ammersee gelegen, hat ein Problem: Wenn es brennt, kann aus dem See kein Wasser entnommen werden.

Von Astrid Becker, Inning

Monika Schüßler-Kafka hat wohl recht. Die Zweite Bürgermeisterin Innings kommentierte mit den Worten "Damit schaffen wir es in die Zeitung und wahrscheinlich auch noch ins Fernsehen" ein kurioses, aber auch derzeit nahezu unlösbares Problem ihrer Gemeinde. Denn falls es in Stegen einmal brennen sollte, fehlt es an Löschwasser - und das, obwohl dieser Ortsteil Innings direkt am Ammersee liegt.

Bereits seit längerem sucht die Verwaltung der Kommune nach einer Lösung für dieses Problem. Sowohl der Landesfeuerwehrverband als auch der Kreisbrandrat Markus Reichart hatten die Gemeinde auf das Manko aufmerksam gemacht - und offenbar auch auf eine gewisse Dringlichkeit hingewiesen. Denn es muss, so ist den Worten des Bürgermeisters Walter Bleimaier am Dienstag in der Gemeinderatssitzung zu entnehmen, je nach Gegebenheiten unterschiedlich viel Löschwasser bereit gestellt werden.

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Für Stegen ist das wohl die Höchstmenge - also 96 Kubikmeter für die Dauer von mindestens zwei Stunden. Dies klingt zunächst nach übertrieben viel für eine Gegend, in der gerade einmal ein paar Häuser zu finden sind. Nachvollziehbar wird diese Forderung aber dann, wenn man bedenkt, dass viele dieser Gebäude als Gastronomien genutzt werden und dort entsprechend viele Menschen verkehren. Kein Wunder also, dass man sich in Inning den Kopf darüber zerbricht, wie man all diese Leute im Falle eines Brandes retten kann. Aufgabe einer Kommune ist es dabei ohnehin, die Grundversorgung mit Löschwasser sicher zu stellen. So die Ausgangslage.

In Inning, oder besser gesagt in Stegen, gestaltet sich das aber extrem schwierig. Denn den Ammersee sehen die Brandschutzexperten der dafür zuständigen Institutionen als nicht geeignet an, mit seinem Wasser Feuer zu löschen. Das klingt absurd, hat aber, zumindest aus Sicht der Feuerwehr, berechtigte Gründe. Weil die Uferbereiche des Sees ziemlich flach sind, kann sich dort viel Schlamm bilden, der wiederum die Einsatzgeräte der Feuerwehr verstopft. Zudem, so argumentieren sie, friere der See an dieser Stelle schneller zu, was in diesem Fall eine Entnahme von Wasser unmöglich mache.

Also muss die Sache mit dem Löschwasser auf andere Weise gelöst werden - etwa durch den Bau eines Brunnens. Gleich zwei Stellen hatte die Gemeinde dafür auserkoren und brav eine Firma mit Probebohrungen beauftragt. Doch vergeblich: Beide Stellen erwiesen sich als untauglich. Die zweite Idee - eine Rohrleitung am Seegrund bis in tiefere Bereiche zu verlegen - lehnte die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung ab. Badegäste könnten darüber stolpern und sich verletzen, hieß es. Bleibt derzeit nur Variante Nummer drei. In diesem Fall soll eine Leitung durch die Werft, genauer gesagt im tiefen Hafenbecken, verlegt werden. Die Kosten dafür wurden schon einmal vor Jahren auf etwa 60 000 Euro geschätzt. Viel zu teuer, befand damals die Gemeinde, und legte das Vorhaben zu den Akten. Nun wird sie sich erneut damit befassen müssen. Der Rat beauftragte die Verwaltung, sämtliche Vorarbeiten wie Kostenkalkulation sowie erste Verhandlungen mit der Schifffahrt voranzutreiben.

Wenn genauere Daten vorliegen, will das Gremium erneut darüber diskutieren, wie Stegen vor Feuersgefahr zu schützen ist. Und falls die Verwaltung dann immer noch keine vernünftige Lösung gefunden hat, dann muss wohl doch eine Fantasie von Bürgermeister Bleimaier realisieren werden: ein neuer Löschweiher direkt neben dem Ammersee.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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