Kinderbetreuung:Erzieherinnen verzweifelt gesucht

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Im Inninger Kinderhaus "Buch" steht wegen Personalmangels die zweite Krippengruppe vor dem Aus. (Foto: Arlet Ulfers)

Für Kitas wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Im Kinderhaus des Vereins "Fortschritt" in Inning steht nun die zweite Krippengruppe vor dem Aus. Für die erst vor kurzem informierten Eltern hat das unangenehme Folgen

Von Armin Greune, Inning

Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal für die Kinderbetreuung stellt immer mehr Einrichtungen im Fünfseenland vor kaum lösbare Probleme. Besonders dramatisch hat sich gerade die Situation im Kinderhaus Buch entwickelt, das der Pöckinger Verein "Fortschritt" betreibt. Nachdem dort bereits zum September eine Krippengruppe aufgelöst wurde, steht nun auch die zweite am Monatsende vor dem Aus. Obendrein musste in der vergangenen Woche pandemiebedingt eine der beiden Kindergartengruppen vorübergehend geschlossen bleiben.

Die Eltern der elf Krippenkinder sehen sich nun mit der Lage konfrontiert, zumindest bis zum Ende des Kindergartenjahrs eine Einrichtung zu finden, in der sie ihre Kleinen unterbringen können. Erschwerend kommt hinzu, dass sie erst Anfang vergangener Woche per E-Mail darüber informiert wurden, dass die Gruppe zum 28. Februar aufgelöst werden soll. Verena Fahrion, Sprecherin des gemeinnützigen Vereins Fortschritt, begründet diese knappe Frist damit, dass man sich den gesamten Januar über noch bemüht habe, die Personallücke zu schließen: "Die Hoffnung starb zuletzt". Immerhin habe man den meisten betroffenen Eltern noch Alternativen vorgeschlagen, bei welchen Trägern die Kinder bis zum Juli übergangsweise betreut werden könnten.

Die "Umverschiebungen" seien nicht für alle Väter und Mütter akzeptabel, sagt Laura Michler vom Elternbeirat des Kinderhauses: "Es ist für einige Eltern bedrohlich, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren, wenn die Krippe aufgelöst wird." Denn die Kleinsten benötigten meist zwei, drei Monate Eingewöhnungszeit, in der Zeit begleite sie ein Elternteil noch mit in die Krippe. "Jetzt in eine überbesetzte, neue Gruppe einzusteigen, bereitet große Schwierigkeiten. Es geht ja nur um fünf Monate, die wir irgendwie überbrücken müssen," so Michler. Dann bliebe wenigstens Zeit, fürs kommende Kindergartenjahr neu zu planen.

Nachdem bekannt geworden war, dass zwei Betreuerinnen in Mutterschutz gehen werden und eine der Erzieherinnen zum Jahresende gekündigt hatte, habe der Elternbeirat im Dezember Alarm geschlagen. Mit Fortschritt wurde ein Notfallplan vereinbart, der unter anderem vorsah, bis zum Juli eine verrentete Erzieherin einzustellen. Diese Hoffnung habe sich jedoch zerschlagen, sagt Fahrion. Aktuell betreuen die Fachkräfte Renate Otte und Elisabeth Sailer mit personeller Unterstützung von Eltern 24 Kindergarten- und elf Krippenkinder. Doch auf Dauer fehlten in Buch zwei weitere pädagogische Fachkräfte, um eine zweite Gruppe aufrecht zu halten.

Derzeit seien im Verein 25 offene Stellen nicht besetzt, doch das Kinderhaus sei die einzige Einrichtung, in der eine Gruppe aufgelöst werden müsse. Fortschritt ist Träger von 34 Betreuungsstätten in Oberbayern, darunter fünf im Landkreis Starnberg. Innerhalb des Vereins habe man schon Verwaltungsmitarbeiter und sogar Geschäftsführerin Tatiana von Quadt eingesetzt, um als Ergänzungskräfte Erzieherinnen zu unterstützen: "Neben unseren Mitarbeitern sind die Kinder und Eltern unser wertvollstes Gut", betont Fahrion.

Am Dienstag haben die betroffenen Eltern im Inninger Gemeinderat vorgesprochen und dort "Super-Unterstützung" zugesichert bekommen, sagt Michler. Die Gemeinde will nun mit Anzeigen auf den letzten Drücker pädagogisches Personal gewinnen. Die Elternbeirätin will die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Kampagne Erfolg hat: Der Kommune sei es ja auch geglückt, zum 1. Januar zwei Vollzeitkräfte für die Inninger Kita zu finden. Michler versteht nicht, wieso es offenbar besonders schwierig sei, für Buch Bewerberinnen zu finden: Die Kolleginnen Otte und Sailer arbeiteten dort "engagiert, freundlich und mit viel Herzblut". Und das 2009 fertiggestellte Kinderhaus sei baulich sehr gelungen und von viel Grün umgeben. Bürgermeister Walter Bleimaier kennt das Gebäude gut: Vor dem Umbau ging er dort zur Schule, danach haben seine Kinder die Kita darin besucht. Im Moment wirkt es freilich fast wie ausgestorben. Die Personalnot wird Bleimaier weiter Kopfschmerz bereiten: "Ich schau' schon mit Schrecken auf die Einschreibung im Herbst".

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