Inning/Etterschlag:Inning hat die Nase voll

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139 ausgelöste Höhenkontrollen am Autobahntunnel in diesem Jahr belasten den Ort mit zusätzlichem Verkehr.

Von Astrid Becker und Christian Deussing, Inning/Etterschlag

Wer in diesen Tagen in Inning das Wort "Höhenkontrolle" in den Mund nimmt, kann sich sicher sein, dass die Antwort darauf recht ärgerlich ausfällt. Denn die Inninger, die ohnehin unter dem starken Verkehr in ihrer Ortsdurchfahrt leiden, sehen in den häufigen Warnhinweisen, den ausgelösten Höhenkontrollen, Tunnelsperrungen und langen Staus auf der Autobahn eine zusätzliche Belastung für ihre Gemeinde. Der Gemeinderat hat daraufhin Konsequenzen gezogen. Er fordert von der Autobahndirektion Belege, dass die Höhenkontroll-Anlage ordnungsgemäß funktioniert. Die Anlage misst die Höhe von Lastwagen und löst bei einer Überschreitung Alarm aus.

"139 Mal hat das System bis jetzt bereits in diesem Jahr angeschlagen", sagt Bürgermeister Walter Bleimaier. "Das entspricht einer Häufigkeit von etwa drei Mal pro Woche." Die Folgen für Inning nennt er "fatal". Denn jeder Autofahrer, der ein Navigationsgerät besitzt oder ortskundig ist, fährt von der Lindauer Autobahn rechtzeitig bei der Anschlussstelle Inning ab und wählt den Weg mitten durch den Ort. Oder er fährt über die parallel zur Autobahn verlaufende Staatsstraße. Die ist jetzt ebenfalls immer mehr belastet. Nach Ansicht des Bürgermeisters und seiner Gemeinderäte kann dies mehr so weitergehen: "Wir haben schlichtweg die Nase voll", sagt er. Daher wollen sie nun die Autobahndirektion auffordern, genau zu belegen, ob die Anlage richtig verbaut worden ist oder ob eventuell nicht doch durch eine Erhöhung der Fahrbahndecke die nutzbare Durchfahrtshöhe reduziert worden sei, wie auch betroffene Bürger und Autofahrer immer wieder einmal vermutet hatten. Inning hingegen will nun zudem noch wissen, wie viele der 139 ausgelösten Höhenkontrollen sich im Nachhinein als Fehlalarme herausgestellt hätten. "Das Ganze ist nicht ganz nachvollziehbar - die Lastwagen haben ja zuvor auch schon andere Tunnels passiert", so Bleimaier. Nachbesserungsbedarf gebe es dort aber in jedem Fall, egal, wie die Antwort dazu ausfalle, stellt der Bürgermeister klar.

Dagegen betont die Autobahndirektion Südbayern, dass es "keinen einzigen Fehlalarm" gegeben habe und die Technik der Höhenkontrolle, die bei 4,30 Metern ausgelöst werde, einwandfrei funktioniere. Der Sprecher der Direktion, Josef Seebacher verweist auch auf Videobilder, die immer wieder aufwirbelnde Planen zeigen, die bereits den Stopp vor den Tunneln auslösen könnten. Die Höhenkontrollen seien absolut notwendig, um Schäden an der Tunneltechnik zu vermeiden. Denn wenn erst einmal ein Lastwagen die Sicherheitstechnik ramponiert oder etwas heruntergerissen habe, müsse ein Tunnel komplett für viel längerer Zeit gesperrt werden. Dann seien Ärger und Verkehrsbehinderungen noch erheblich größer, warnt Seebacher.

Dass so häufig die Kontrolle ausgelöst werde, hänge mit Lkw-Fahrern zusammen, die sich nicht an die vorgeschriebenen Ladehöhen hielten. Das bestätigt auch die Autobahnpolizei. Sie ist von dem Problem ebenso betroffen. Denn die Streifen hätten oft einen Anfahrtsweg von 20 Minuten, müssten den betreffenden Lkw ausmessen und den Fall abwickeln, sagt Heinz Angermeier von der Autobahnpolizei. Die jeweilige Sperrzeit des Tunnels betrage durchschnittlich 30 Minuten.

Nun überlegt Olaf Weller, Leiter der zuständigen Autobahndirektion, mit mobilen Kontrollen die Lastwagen-Fahrer noch rechtzeitig vor den jeweiligen Messstellen zu warnen. Dann könnten sie noch vor der Höhenkontrolle von der Autobahn fahren. "Natürlich müssen die Fahrer da auch mitmachen", sagt der Baudirektor.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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