Amtsgericht:"Der wollte uns eine Lektion erteilen"

Lesezeit: 2 min

Ein Kfz-Meister wehrte sich vor dem Starnberger Amtsgericht gegen einen Strafbefehl. (Foto: Georgine Treybal)

Weil er mit seinem Kleintransporter von hinten zwei Jugendliche anfährt, wird ein 33-Jähriger zu einer siebenmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Er habe sie "maßregeln" wollen, so die Richterin.

Von Christian Deussing, Inning

Rücksichtslos war der Monteur auf der Staatsstraße bei Inning an einen jugendlichen BMX-Radfahrer und seinen Freund von hinten herangefahren, der ihn zu Fuß begleitete. Laut Anklage erfolgte diese Aktion im Mai vergangenen Jahres absichtlich und ohne genügenden Abstand, um sie beim Überholen zu maßregeln. Er hupte sie an und riss mit seinem Sprinter-Gespann das Fahrrad mit, von dem der Jugendliche im Reflex gerade noch abgesprungen war. Den dahinter gehenden 16-jährigen Freund traf der rechte Außenspiegel des Transporters an der Schulter. Zudem streifte der Fahrer mit dem Reifen einen Schuh des Fußgängers. Dann flüchtete er, so die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.

Wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs, Nötigung sowie vorsätzlicher Körperverletzung und Unfallflucht verurteilte das Amtsgericht Starnberg am Donnerstag den einschlägig vorbestraften Handwerker aus dem Raum Dachau zu einer siebenmonatigen Freiheitsstrafe zur Bewährung. Seine Fahrerlaubnis wird für zehn Monate entzogen, überdies hat der Angeklagte 1200 Euro an den Verein "Herzenswünsche" für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche zu zahlen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Zunächst stritt der 33-Jährige im Prozess ab, sich damals grob verkehrswidrig verhalten zu haben. "Der Radler ist auf der gesamten Breite der Straße in Schlangenlinien gefahren, zeigte mir den Mittelfinger und ließ sich nicht beirren", behauptete der Gespann-Fahrer. Der Jugendliche habe keinen Platz gemacht, bevor sich noch eine Lücke zum Überholen ergeben habe. Er sagte, nur ein "Geräusch" gehört zu haben, im Rückspiegel aber nichts gesehen und daher 200 Meter weiter in einer Einmündung angehalten zu haben. "Ich bin zur Stelle zurückgegangen, habe jedoch niemanden angetroffen", erzählte der Handwerker. Erst nach Rücksprache mit seinem Verteidiger räumte er die Vorwürfe der Anklageschrift ein.

Denn die Staatsanwältin und auch die Richterin hielten die Aussagen der beiden betroffenen Jugendlichen in der Verhandlung für glaubhaft. "Der wollte uns eine Lektion erteilen und uns treffen", erklärte der Radler. Der Blick des Fahrers sei aggressiv gewesen und er habe noch mit einem Satz seinen Transporter zurückgesetzt, um das mitgeschleifte Fahrrad loszuwerden. "Wir waren geschockt, konnten uns aber noch das Kennzeichen merken", sagte der Fußgänger. Beide versicherten, den Sprinter-Fahrer durchgewunken zu haben und selbst zwischen dem weißen Seitenstreifen und der rechten Leitplanke in Richtung der Abzweigung nach Bachern unterwegs gewesen zu sein. Es wäre genügend Platz gewesen.

"Es tut mir leid, was passiert ist", beteuert der Angeklagte. Ein Geständnis legt er spät ab

Geladen war auch ein Zeuge, der den Angeklagten einige Tage nach dem Vorfall auf einem Campingplatz angetroffen hatte. Er kenne den Monteur und der habe ihm davon berichtetet, dass die beiden Jugendlichen "das verdient" hätten und er sie somit erzogen habe. Diese Aussage habe ihn schockiert, sagte der Zeuge.

Der Angeklagte entschuldigte sich in seinem Schlusswort bei den Schülern und erklärte: "Es tut mir leid, was passiert ist. Ich wollte diesen Verlauf nicht". Der 33-Jährige zeigte sich bereit, das zu Schrott gefahrene Fahrrad zu ersetzen. Über seinen Verteidiger hatte er noch erklären lassen, damals einen "Scheißtag" erlebt zu haben - was aber natürlich nicht sein Verhalten auf der Straße rechtfertigen solle.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKlimawandel
:"Man kann nicht einfach reinfahren und loslegen"

Werden Waldbrände bald Teil unserer Sommer? Und wie geht die Feuerwehr in diesem Fall vor? Ein Gespräch mit Starnberger Kreisbrandmeister Klaus Ringhoff.

Interview von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: