Starnberger IHK:Gelassenheit, Nachhaltigkeit und Hoffnung auf Inspiration

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Gut gelaunt beim Starnberger IHK- Jahresempfang im Pöckinger Beccult (v.li.): die Vorsitzende Katja Lindo (Tagungshotel La Villa) mit Referentin Meike Müller (PHAT) und dem stellvertretenden IHK-Vorsitzenden Thomas Vogl (VR-Bank). (Foto: Nila Thiel)

Erstmals seit zwei Jahren lädt die IHK wieder zum Jahresempfang ein. Trotz wirtschaftlich ungewisser Perspektiven richtet die Vorsitzende Katja Lindo den Blick mit verhaltenem Optimismus in die Zukunft.

Von Peter Haacke, Pöcking

Schwere Zeiten liegen hinter den insgesamt rund 14 800 Mitgliedsbetrieben der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Landkreis Starnberg - ungewisse Zeiten stehen ihnen bevor. Corona, Krieg und Krise haben ihre Spuren auch im Fünfseenland hinterlassen. Und dennoch richten die heimischen Wirtschaftskapitäne den Blick unverdrossen nach vorn. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause hatte der IHK-Regionalausschuss Starnberg seine Mitglieder erstmals wieder zum Jahresempfang eingeladen, der laut der frischgebackenen IHK-Regionalausschuss-Vorsitzenden Katja Lindo in "KVC"-Zeiten (kurz vor Corona) zuletzt im Februar 2020 stattgefunden hatte.

Bei ihrer Premiere als Gastgeberin des munteren Treffens im Pöckinger Beccult betonte die IHK-Chefin zwar die Wichtigkeit der Bewältigung anstehender Aufgaben, gestand aber auch: "Ich werde heute keine Lösungen vortragen - ich hab' sie nicht." Gleichwohl setzte sie - ungeachtet des aktuellen Weltgeschehens - auf einen zukunftsträchtigen Dreiklang: Gelassenheit, Nachhaltigkeit und "Hoffnung auf gegenseitige Inspiration".

Rund 120 Personen waren am Dienstag der IHK-Einladung gefolgt, darunter Landrat Stefan Frey, der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kießling, die Landtagsabgeordnete Anne Franke (Grüne) sowie Vertreter der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) und des Unternehmerverbands Wirtschaftsförderung im Landkreis Starnberg (UWS). Frey betonte in seinem Grußwort das Potenzial und die guten Rahmenbedingungen des Landkreises in Hinblick auf Bildungsangebote, Gesundheitsvorsorge und ÖPNV-Verbindungen, er warb aber auch für das Handwerk: "Da sind noch viele Stellen frei", sagte Frey - und appellierte an die Anwesenden. "Wir müssen alle unseren Standort noch viel stärker bewerben." UWS-Chef Michael Padberg rückte die Anstrengungen zur Klimaneutralität in den Mittelpunkt, Annette von Nordeck und Christoph Winkelkötter (beide GWT) präsentierten sich als "schlagkräftiges Gespann" und forderten die IHK-Mitglieder auf: "Kommen Sie mit Themen auf uns zu."

Die IHK sei eine tolle Plattform - "aber auch ein bisschen altmodisch", findet Katja Lindo

Katja Lindo, die offiziell erst im Februar den IHK-Chefposten von ihrem nach zwölf Jahren im Amt aus persönlichen Gründen zurückgetretenen Vorgänger Martin Eickelschulte übernommen hatte, forderte in ihrer Ansprache Mut zur Veränderung und eine Besinnung auf vorhandene Ressourcen. "Wir haben ein Riesenglück hier in der Region", sagte sie, "aber wir müssen auch alles ein bisserl mehr zusammenbringen". Die IHK sei eine "tolle Plattform, aber auch ein bisschen altmodisch". Mehr Austausch führe zu mehr Lösungen, und "wenn wir gelassen und transparent und mutig sind, können wir ganz viel schaffen". Der stellvertretende IHK-Vorsitzende Thomas Vogl ergänzte ihren Vortrag mit Hinweis auf den aktuellen Wirtschaftspreis, der Frauen in Führungspositionen in den Mittelpunkt rückt und am 9. November vergeben werden soll.

Höhepunkt der Veranstaltung war ein "cooler Vortrag" (Lindo) von Meike Müller, Mitarbeiterin der Hamburger Unternehmensberatung PHAT (Pairing Humans And Technology) zum Thema "Nachhaltigkeit als Innovationstreiber". Aus Perspektive der hanseatischen Ideenschmiede habe insbesondere die Corona-Zeit gezeigt, "wie schnell wir in der Lage sind zu adaptieren": Home-Office, Digitalstrategien und neue Arbeitsmodelle seien in kürzester Zeit etabliert worden. Gleichwohl: "Nachhaltigkeit ist ultrakomplex", sagte Müller. Grundbedingungen für Innovation seien ein funktionierender Wissenstransfer, Freiräume der Partizipation sowie Motivation und Identifikation der Mitarbeitenden und eine entsprechende Unternehmenskultur.

Checken was geht - das Geld muss ja weg

Dabei gehe es nicht darum, "die Dinge weniger schlecht zu machen, sondern einen Beitrag zu einer gewissen Vision besser zu machen", so Müller. Die Vereinten Nationen hätten in diesem Zusammenhang 17 Kategorien mit Zielen für eine nachhaltige Entwicklung ersonnen, die von 193 Ländern unterstützt werden. Entscheidend sei eine Analyse von Stärken, Schwächen und Chancen unter der Fragestellung: Wo steht mein Unternehmen eigentlich in Bezug auf Nachhaltigkeit? "Wer früher am Thema dran ist, ist erfolgreich wie nie." Zumal Nachhaltigkeit von der EU mit Milliardenbeträgen gefördert werde. Müllers ultimativer Tipp: "Checken, was geht - denn das Geld muss ja weg."

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