Hohenpeißenberg/Gilching:Schöner hätte der Herbst kaum sein können

Lesezeit: 2 min

Auch wenn das subjektive Empfinden das Gegenteil nahelegt: Das Wetter war wärmer und sonniger, als die Statistik erwarten ließ. Nur der November spielte nicht mit.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg/Gilching

Selbst wenn das subjektive Empfinden eher das Gegenteil nahelegt: Der Herbst 2021 ist im Alpenvorland wärmer, sonniger und vor allem trockener ausgefallen, als die Statistik erwarten ließ. Den Daten des Meteorologischen Observatoriums auf dem Hohen Peißenberg zufolge lag die Durchschnittstemperatur für die Monate September bis November mit 8,5 um genau ein Grad Celsius über dem langjährigen Mittel, für das der Deutsche Wetterdienst (DWD) noch die Jahre 1961 bis 1990 heranzieht. Noch drastischer weicht der zurückliegende Herbst in der Niederschlagsstatistik ab: In 1000 Metern Höhe wurden am Observatorium nur zwei Drittel der durchschnittlichen Regen- und Schneemenge gemessen.

Die agrarmeteorologische Station auf Gut Hüll bei Gilching (465 Meter über dem Meeresspiegel) verzeichnete gar mit 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlag nur 41 Prozent des langjährigen Herbstmittels. Allein der August hatte dort die zweieinhalbfache Regenmenge eingebracht. Die Landwirtschaft hat unter der herbstlichen Trockenheit nicht gelitten. Im Gegenteil: Dank des zumeist sonnigen Wetters konnte die restliche Ernte problemlos eingeholt werden. Georg Zankl, Kreisobmann der Bauern, ist wegen des Niederschlagsdefizits bislang noch nicht besorgt: "Das kann sich bis zum Frühjahr ausgleichen".

Meist geben die Daten vom Hohen Peißenberg auch gut die Trends im Fünfseenland wieder. Im Winter stellen sich jedoch zuweilen Inversionswetterlagen ein: Dann herrscht in höheren Lagen Sonnenschein, während sich im Tal feuchte, schwere Luft als Nebel hält. Das war vom 18. bis 21. November der Fall: Nach dreieinhalb Tagen Nebel am Stück zeigte sich auf dem Hohenpeißenberg die Sonne über dichter Wolkendecke, was zu einem regelrechten Ansturm der Ausflügler führte.

In der Monatsstatistik wurde dort auch mit 90 Stunden die zu erwartende Sonnenscheindauer erreicht, während in Gut Hüll nur 33 statt üblicher 56 Stunden zusammenkamen. Die Novembertemperaturen unterscheiden sich mit plus 3,0 (Gut Hüll) beziehungsweise 2,5 Grad kaum voneinander. An beiden Stationen ergibt sich genau der Wert des langjährigen Mittels. Ganz anders präsentierte sich der September, der auf dem Hohenpeißenberg um 2,5 Grad und in Gut Hüll um 1,9 Grad wärmer als in der Statistik ausfiel. Dort schien die Septembersonne 214 Stunden und öfter als im Juli 2021, obwohl der Tag im Hochsommer im Mittel drei Stunden länger ist.

Und die weiteren Aussichten? Bis zur Monatsmitte rechnet der DWD im Alpenvorland mit Temperaturen zwischen minus elf und plus fünf Grad. Noch bis Sonntag wird weiterer Schneefall erwartet. Ein eindeutiger Trend, ob nun auch weiße Weihnachten bevorstehen, lasse sich aber selbst an der 240 Jahren umfassenden Statistik des Observatoriums nicht ablesen, sagt Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter am Hohenpeißenberg.

© SZ vom 08.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: