Hochwasser in der Region:Wenn's wieder regnet, wird es kritisch

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Die Hochwasserwarnung ist aufgehoben, aber von Entspannung kann an Würm und Starnberger See keine Rede sein. Das erfährt auch Minister Fahrenschon bei einem Besuch.

Martin Bernstein und Michael Berzl

Auch wenn das Wasserwirtschaftsamt München am Montagvormittag seine Hochwasserwarnung für Stadt und Landkreis wieder aufgehoben hat: Die Wasserstände an der Würm gehen bisher kaum zurück. Seit Tagen liegt der Pegel Obermenzing bei 100 Zentimeter. Das heißt: Der Fluss ist zwischen Starnberger See und Dachauer Würmmühle randvoll. "An Amper und Würm fallen die Pegelstände nur langsam, so dass die Meldestufen in diesem Bereich noch länger überschritten werden", prognostizierte am Montag der Hochwassernachrichtendienst.

In Starnberg geht Minister Georg Fahrenschon als Dammbauer fotogen mit Schlips ins Wasser. (Foto: dpa)

Allein am Freitag und in der Nacht zum Samstag verzeichneten Freiwillige und Berufsfeuerwehr in München wegen des Dauerregens rund 40 Einsätze. Schwerpunkt war nach Angaben der Branddirektion der Nord-Westen der Stadt: "Hauptsächlich handelt es sich bei den Einsätzen um Keller, in die meist aber nur wenige Zentimeter Wasser eingedrungen war."

Angespannt bleibt die Lage am Starnberger See und entlang der Würm. Das Hochwasser an der Würm, am Starnberger und Ammersee wird möglicherweise noch wochenlang anhalten. Gestern machte sich Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, als Neurieder selbst Bewohner des Würmtals und außerdem oberster Dienstherr der weißblauen Flotte, gestern an der Starnberger Anlegestelle ein Bild von der Lage. Die Kapitäne auf dem Starnberger See müssen ihre Schiffe derzeit besonders vorsichtig manövrieren.

"Die Stege sind schließlich nicht aus Beton", sagte Günter Engel am Montag im Gespräch mit Fahrenschon. Immerhin bewegen die Schiffsführer bis zu 500 Tonnen, und die drücken wegen des Hochwassers viel weiter oben an die Boden verankerten Stützmasten. Der Kapitän geht davon aus, dass es noch mindestens drei Wochen dauert, bis sich die Verhältnisse normalisiert haben. Fahrenschon sicherte unbürokratische Hilfe bei Wasserschäden beispielsweise durch Sonderabschreibungen bei der Steuererklärung zu.

Unbekannte entfernen Hochwassersperre

Währenddessen kündigen die Meteorologen von Donnerstag an weitere Regengüsse an. Die Gautinger bereiten sich deshalb darauf vor, dass nach der derzeitigen Entspannung die Würm wieder anschwillt. Der Bauhof hat am Nachmittag einen extra geschaffenen Abfluss in eine Flutmulde ins Grubmühler Feld wieder geschlossen. Das aus der Würm abgeflossene Wasser kann nun versickern, so dass die Vertiefung im Grubmühler Feld erneut geflutet werden kann. Allerdings ist im Bereich Stockdorf das Wasser gleich wieder um etwa drei Zentimeter gestiegen. Wie berichtet, hatte die Gemeinde am Freitagnachmittag ein Stück Ufer aufgebaggert, um Entlastung in den nördlich gelegenen Ortschaften zu schaffen. Noch in der Nacht zum Samstag wurde eine weitere Mulde an der Reismühle geflutet. Insgesamt war die Entlastung groß genug, dass die Feuerwehren flussabwärts - beispielsweise in Planegg und Gräfelfing - sich auf die Sicherung würmnaher Gebäude konzentrieren konnten.

Zusätzlichen Ärger machten bislang unbekannte Täter. Nach Angaben Michael Picks von der Polizeiinspektion Gauting entfernten sie in der Nacht zum Sonntag auf Höhe Ledererstraße 10 in Gauting eine Hochwassersperre unter einer Fußgängerbrücke, die über die Würm führt. Dadurch strömte wieder Wasser in einen Nebenarm der Würm und überflutete erneut einen Schrebergarten, der bereits vorher durch das Hochwasser überschwemmt worden war. Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, sollten sich bei der Polizei Gauting unter der Telefonnummer 089/8931330 melden.

Eine unruhige Nacht hatten von Freitag auf Samstag auch die Anwohner des Gröbenbachs, der an der Münchner Nordwestgrenze fließt und in Dachau in die Amper mündet. Die Tatsache, dass der Gröbenbach in Dachau schon zum dritten Mal in diesem Jahr bedrohlich voll war, ließ sie an die Verantwortlichen appellieren: "Tut endlich was!" Die Feuerwehr hatte am vergangenen Freitagabend wieder einmal mit Holzbohlen und Sandsäcken das Ufer gegen Überflutung gesichert.

Freilich relativieren sich die eigenen Probleme angesichts der Nachrichten aus anderen Hochwassergebieten in Europa oder Asien. Trotz der starken Regengüsse haben Helfer aus dem Würmtal und Bauhofmitarbeiter deshalb am Freitag im Kraillinger Gewerbegebiet einen zweiten Lastwagen mit Spenden für die Hochwasseropfer in Sandomierz beladen.

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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