Hochwasser am Starnberger See:Tausende Sandsäcke gegen steigende Fluten

Lesezeit: 2 min

Am Ufer des Starnberger Sees waten Fußgänger im Wasser und einzelne Orte werden nicht mehr von Schiffen angefahren: Die Hochwassersituation im Fünfseenland spitzt sich zu.

A. Greune u. G. Summer

Die Hochwassersituation im Fünfseenland und Würmtal hat sich weiter zugespitzt. Nach den heftigen Regenfällen in der Nacht zum Dienstag sind Starnberger See und Ammersee weiter angestiegen, für die Würm hat das Wasserwirtschaftsamt gestern eine Hochwasserwarnung vor Ausuferungen und Überschwemmungen ausgerufen: Dort ist die Meldestufe 2 überschritten. Entwarnung ist vorerst nicht in Sicht: Alle Böden sind längst mit Wasser gesättigt, bereits für Donnerstag werden weitere starke Regenfälle erwartet.

An der Brahmspromenade in Tutzing laufen die Spaziergänger schon im Wasser. Der Pegel des Starnberger Sees ist nach heftigen Regenfällen deutlich angestiegen. (Foto: Georgine Treybal)

Bis Dienstagnachmittag wurden etwa in der Messstation Rothenfeld 36 Millimeter Niederschlag binnen 24 Stunden registriert - was etwa der halbe Regenmenge eines durchschnittlichen Monats entspricht. In der Folge stieg der Pegel des Starnberger Sees, der bereits seit einer Woche konstant knapp über der Meldestufe 1 lag, im Laufe des Dienstags um weitere fünf Zentimeter an.

In der Starnberger Wassersportsiedlung laufen die Pumpen auf dem Parkplatz an der Nepomukbrücke schon seit Tagen auf Hochtouren. "Sonst stünde die Anlage schon 20 Zentimeter tief unter Wasser", sagt Nikolaus Ludwig, Leiter der städtischen Tiefbauabteilung. Wieder einmal mache es sich bezahlt, dass man vor einigen Jahren alle Zugänge um 40 Zentimeter angehoben habe. Die "Insel" der Siedlung zwischen den beiden Brücken müsse sich allerdings mit Pumpen und Sandsäcken gegen die Fluten sichern. Laut Feuerwehr Starnberg sind bereits 1000 Sandsäcke verbaut worden. Weil die Reserven "auf Null runter gingen", so Kreisbrandrat Markus Reichart, waren gestern 15 Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks im Einsatz. Sie füllten mit dem Betriebshof Starnberg weitere 1000 Sandsäcke.

Entspannung ist auch bei der Seenschifffahrt in Starnberg nicht in Sicht. Betriebsleiter Ralf Schlemmert sagte gestern, es sei jetzt schon kritisch, die vier verbliebenen Stege in Leoni, Tutzing, Seeshaupt und Starnberg anzufahren. Wegen des gestiegenen Pegels liegen die Schiffe höher als die Anlegestellen. Die Zugangsrampen zu den Ausflugsdampfern müssen deshalb steil aufgestellt werden, damit es überhaupt noch möglich ist, an Bord oder an Land zu kommen. Die Stege in Berg, Ammerland, Ambach, Possenhofen und Bernried fahren die Schiffe seit Samstag nicht mehr an - aus Sicherheitsgründen.

Sollte das Hochwasser weiter steigen, bleibe nichts anderes übrig, als das Angebot weiter einzuschränken, sagt Schlemmert. Die "letzte Alternative" wäre eine Rundfahrt ohne Halt mit Start und Ziel in Starnberg. Laut Schlemmert und Geschäftsführer Walter Stürzl trifft der heftige Regen die Seenschifffahrt hart, denn "im August wird bei uns das Geld verdient". Gerade die Schließung des Bernrieder Stegs "tut uns weh", denn viele Touristen steuerten das Buchheim-Museum an.

Stürzl zufolge fahren die Schiffe am Ammersee noch alle Stege an. Hier stieg der Wasserstand von Montag- bis Dienstagnachmittag um neun Zentimeter - doch bis zur Meldestufe 1, bei der erstmals die Seeanlagen in Dießen überspült werden, verbleiben noch 20 Zentimeter Spielraum. Die Würm ist binnen 24 Stunden um zehn Zentimeter angestiegen, der Pegel überschritt gestern die Meldestufe 2 um einen Zentimeter. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", berichtet Joachim Graf, Geschäftsleiter der Gemeinde Gauting. Gestern traf am Bauhof ein Lastwagen mit einer Kipperladung Sand ein: "Im Bedarfsfall können wir damit rasch 1500 Säcke füllen, die über Bauhof und Feuerwehr verteilt werden", sagt Graf.

© SZ vom 04.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: