Gesundheit:"Ein Zwischending zwischen Krankenhaus und Reha"

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Die Klinik in Herrsching hat einen neuen Geschäftsführer (von rechts): Thomas Weiler, Chef des Klinikverbunds, mit Robert Schindlbeck, seinem Nachfolger Martin Schmid und Landrat Stefan Frey. (Foto: Georgine Treybal)

In der Schindlbeck-Klinik in Herrsching gibt es künftig eine Akut-Geriatrie mit zunächst 18 Plätzen. Dort kümmern sich Physiotherapeuten und Logopäden um die Kranken.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

In der Schindlbeck-Klinik in Herrsching wird im April eine Station für Akut-Geriatrie eröffnen. Das hat der Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Thomas Weiler, bei der Verabschiedung von Robert Schindlbeck als Geschäftsführer der ehemaligen Privatklinik am Ammersee, bekannt gegeben. Angesichts der zunehmend älter werdenden Gesellschaft sei eine Abteilung in diesem Fachbereich zwingend notwendig.

Bisher werden betagte Patienten, die sich beispielsweise einen Knochen gebrochen haben, nach Weilers Worten viel zu schnell nach Hause entlassen. "Der Bruch selbst ist schnell behandelt", sagte er. Aber alte Menschen, die sich zu Hause gerade noch selbst versorgen konnten, seien nach einem Aufenthalt im Krankenhaus oft noch nicht fähig, sich wieder im Alltag zurechtzufinden. Manchmal müssten Bewegungsabläufe oder scheinbar einfache Dinge, wie sich einen Kaffee einzuschenken, erst wieder eingeübt werden.

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"Die Akut-Geriatrie ist ein Zwischending zwischen Krankenhaus und Reha", erklärte Weiler. In etwa zwei Wochen würden die Patienten intensiv von Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden und andere Spezialisten buchstäblich wieder auf die Beine gestellt. Ziel sei, dass sie ihre Selbstständigkeit wieder erlangen. Zunächst würden 18 Plätze angeboten, die dann auf 30 erweitert werden sollen.

Um die Patienten möglichst schnell aus dem Bett zu bekommen, werde es beispielsweise einen eigenen Speisesaal statt des oft üblichen Tabletts am Bett geben. Für sinnvoll hält Weiler die Geriatrie in Herrsching auch angesichts der Prognosen, dass die Anzahl der stationären Patienten um 20 Prozent zurückgehen werde, weil immer mehr Eingriffe ambulant angeboten werden. Dadurch könnten die frei werdenden Kapazitäten genutzt werden, sagte der Holding-Geschäftsführer.

Die Schindlbeck-Klinik in Herrsching: Die langfristige Zukunft des Hauses ist ungewiss. (Foto: Arlet Ulfers)

Was die Zukunft der Herrschinger Klinik insgesamt betrifft, ob es bei den verschiedenen Standorten in Starnberg, Seefeld und Herrsching bleibt oder ob es einen zentralen Neubau geben wird, sei noch nicht sicher, sagte Landrat Stefan Frey. "Das kommt darauf an, was uns der Freistaat zugesteht". Die Kommune als Träger müsse hohe Defizite ausgleichen. Im Haushalt für dieses Jahr seien 29 Millionen Euro für die Klinik eingestellt. "Der Kurs der Bundesregierung ist gegen die kleinen Krankenhäuser", kritisierte Weiler. Frey bezeichnete eine solche Einstellung als "kalte Strukturbereinigung".

Robert Schindlbeck, der Sohn des gleichnamigen Gründers der Privatklinik, ist zum Jahresende in den Ruhestand gegangen. Martin Schmid hat seine Nachfolge als Geschäftsführer angetreten. Er ist nun für die Kliniken in Seefeld, Herrsching und Penzberg zuständig. Der Ruf von Thomas Weiler, der unter anderem mit einer Aussicht auf ein Büro mit Seeblick lockte, erreichte ihn in Oberfranken, wo Schmid ebenfalls für einen Klinikverbund tätig war. Er habe nicht gezögert, freute sich Weiler.

"Ganz schwere Zeiten für Krankenhäuser": Holding-Geschäftsführer Thomas Weiler blickt mit Sorge in die Zukunft. (Foto: Arlet Ulfers)

"Eine Ära geht zu Ende", würdigte Weiler den ehemaligen Geschäftsführer. Er betonte, dass es Schindlbeck gewesen sei, der die Weichen für eine Übernahme der Klinik durch die Kommune als Träger gestellt hatte. So sei das Krankenhaus zukunftsfähig, und die Mitarbeiter würden nach dem öffentlichen Tarif besser entlohnt. Trotzdem herrschten derzeit "ganz schwere Zeiten für Krankenhäuser", bedauerte Weiler. Schindlbeck erklärte, dass das "Schlimmste, was die Klinik je erlebt hatte", die Corona-Pandemie gewesen sei. Dagegen seien die 16 Jahre seit 1980, in denen er mit seinem Vater gemeinsam in der Klinik gearbeitet hatte, besonders erfüllend gewesen.

Langweilig wird es Schindlbeck nicht werden, berichtete er. Seine drei Töchter, der Hund und der große Garten würden schon auf ihn warten. Er freue sich auf das Segeln und darauf, einer seiner Töchter mit ihren Pferden zu helfen und "auf den Luxus aufzustehen und nicht zu wissen, was der Tag bringen wird."

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