Dieselpreis:"Ohne Hilfe wären wir längst weg vom Fenster"

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"Es macht langsam keinen Spaß mehr": Der Betrieb von Busunternehmen Hans Pavle wird heuer 50 Jahre alt. (Foto: Nila Thiel)

Zuerst Corona und jetzt Rekordpreise bei Treibstoffen: Der Gautinger Busunternehmer Hans Pavle schildert, wie es ihm damit geht.

Interview von Michael Berzl, Gauting

Rekordpreise für Diesel und Benzin wirken sich in einigen Branchen besonders drastisch aus. Das gilt zum Beispiel für Taxifahrer, Spediteure oder Busunternehmer wie den Gautinger Hans Pavle. So schlimm wie jetzt war es in der 50-jährigen Firmengeschichte noch nie, sagt er im SZ-Interview.

SZ: Eine Firma wie Ihr Busunternehmen hat gerade immense Mehrkosten. Wie kriegen Sie das wirtschaftlich hin?

Hans Pavle: Wir haben ja schon seit Beginn der Corona-Zeit Probleme. Ohne Ausgleichszahlungen vom Staat wären wir schon längst weg vom Fenster. Und ohne Kurzarbeit wäre es auch nicht gegangen. Wir haben ja laufende Kosten, für die wir aufkommen müssen. Und jetzt ist der Dieselpreis fast um das Doppelte gestiegen. Das ist schon eine extreme Situation.

Über welche Größenordnungen reden wir da?

Wir haben elf Fahrzeuge und sieben Fahrer, zusätzlich ein paar Aushilfen, meine Frau, mich selbst und eben Büroangestellte. Bei elf Fahrzeugen haben wir einen Monatsverbrauch von etwa 9000 bis 10 000 Liter - und da je Liter einen Euro mehr. Da kann man sich die Kostensteigerung ausrechnen.

Das hat mindestens ein Unternehmen im MVV-Bereich schon in den Konkurs gebracht. Darum gewährt der Landkreis Starnberg Busunternehmern, die Linien im MVV bedienen, Ausgleichszahlungen. Sie gehen dabei aber leer aus. Wie das?

Wir fahren nur zwei Verstärkerbusse für eine andere Firma in der Früh. Darum betrifft uns das nicht. Wir machen vor allem Gelegenheitsfahrten, wie das in der Branche heißt, Schulausflüge zum Beispiel. Ganz oft fahren wir zum Skyline-Park bei Bad Wörishofen, für den VdK sind wir unterwegs - und wir machen Studienfahrten.

Und da müssen die Leute jetzt mehr bezahlen?

Die höheren Dieselpreise müssen wir natürlich weitergeben. Gott sei Dank haben wir eine sehr gute und treue Kundschaft, die das alles akzeptiert. Die zahlen jetzt mehr. Bis jetzt gab es trotzdem überhaupt keine Beschwerden. Ansonsten haben wir unsere Verträge, die wir schon abgeschlossen haben, und an die müssen wir uns in diesem Jahr einfach halten. Da kann man nicht einfach nachtarocken. Und wenn wir im Linienbetrieb unsere Preise erhöhen wollen, ist immer die Angst dabei, dass die Linie neu ausgeschrieben wird.

Die Firma Pavle ist ja bekannt im Landkreis Starnberg. Wie lange fahren Sie schon?

Die Firma gibt es seit genau 50 Jahren, wir haben heuer also ein Jubiläum. Ich mache das schon seit 43 Jahren. Mein Vater hat die Firma gegründet, ich habe dann relativ schnell übernommen. Und heuer zum Jahreswechsel will ich übergeben an meinen Sohn. Das ist dann die dritte Generation. Aber bei den jetzigen Schwierigkeiten und den Preisen habe ich da auch meine Bedenken.

Welche?

Es ist so, dass man jeden Tag kämpft. Solche Probleme wie jetzt, das gab es in der 50-jährigen Firmengeschichte noch nicht. Mit Preisschwankungen hatten wir früher schon einmal zu kämpfen, als der Dieselpreis auf 1,50 Mark gegangen ist. Zu D-Mark-Zeiten, als es die autofreien Sonntage gab. Da hatten wir schon Panik und haben gedacht, um Gottes Willen, wie geht das weiter? Aber das haben wir weggesteckt wie nichts. Und jetzt ist es schon schwierig, überhaupt Fahrer zu bekommen. Dazu kommt, dass bei uns in den nächsten Jahren einige Fahrer in Rente gehen. Und die Bürokratie, das wird immer schlimmer, das ist alles so kompliziert geworden. Es macht langsam keinen Spaß mehr. Früher war das Geschäft richtig schön, man hatte über Jahre gewusst, auf was man sich einstellen muss.

Klingt nicht einfach. Da kommt ja einiges zusammen - zuerst die Corona-Krise, dann die hohen Dieselpreise und dann noch solche Schwierigkeiten. Denkt man da auch einmal ans Aufgeben?

Das ist keine Option. Dafür sind wir schon zu lange in dem Geschäft. Reduzieren vielleicht, aber nicht aufgeben. Der Sohn will weitermachen, die Schwiegertochter fährt auch bei uns und meine Frau, die fahren alle große Busse. Und wir haben Fahrer, die schon lange bei uns sind, die gehen auch mit uns durch dick und dünn. Das ist schon auch was Tolles.

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