Gilching/München:Eklat im Gerichtssaal

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Angeklagter Dealer bedroht Richter mit dem Tod und beschimpft den Staatsanwalt

Von Andreas Salch, Gilching/München

Ein 25-jähriger Pflegehelfer aus dem Landkreis, der im Raum Gilching und München mit eher geringen Marihuanamengen gehandelt hat, ist vor dem Landgericht München II zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Die Urteilsverkündung musste wegen ungebührlichen Verhaltens des Angeklagten unterbrochen werden. Dies war nicht das erste Mal in dem Prozess.

Bereits zu Beginn der Verhandlung am Montag dieser Woche war es zum Eklat gekommen. Der Pflegehelfer hatte den Vorsitzenden Richter der 2. Strafkammer, den Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie einen Sachverständigen mehrmals beleidigt und beschimpft. Das Gericht verhängte gegen den Pflegehelfer daraufhin ein Ordnungsgeld. Offenbar völlig unbeeindruckt davon, bedrohte der 25-Jährigen den Vorsitzenden am zweiten Verhandlungstag dann sogar mit dem Tode. Laut dem Gutachten einer psychologischen Sachverständigen leidet der Pflegehelfer unter Impulskontrollstörungen. Ob er auch an ADHS erkrankt ist, wie der Angeklagten selbst von sich behauptet, ist nach Meinung der Sachverständigen allerdings fraglich. Der Pflegehelfer rutschte an allen Verhandlungstagen unruhig auf seinem Platz hin und her, raufte sich die Haare oder legte sein Gesicht auf die Anklagebank und verschränkte dabei seine Arme hinter dem Kopf.

Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kaufte der 25-Jährige zwischen Februar und Juli 2014 rund 355 Gramm Marihuana. Das meiste hat der 25-Jährige seinen Angaben zufolge selbst konsumiert.

Besonders schwer wog für das Gericht, dass der Pflegehelfer laut Anklage auch an einen erst 16-Jährigen Marihuana verkauft und diesen später sogar dazu gezwungen haben soll, Drogen für ihn zu verkaufen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft forderte in seinem Plädoyer acht Jahre Haft. Die Verteidigerin eine Strafe zwischen drei und vier Jahren.

Angaben zu seiner Person konnte der 25-Jährige so gut wie keine machen. Auf entsprechende Fragen des Vorsitzenden antwortete er: "Ich weiß nichts mehr von meiner Jugend." Der Grund hierfür sei, dass er bereits im Alter von neun Jahren damit angefangen habe, Gras zu rauchen. "Mein Hirn ist vom Kiffen zu kaputt", so der Pflegehelfer.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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