Sport:Gilchinger Fußballerinnen völlig überraschend Bayerischer Meister

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Die Sechstligisten hat bei den Hallenmeisterschaften niemand auf der Rechnung. Die Entscheidung fällt in einem Sechsmeter-Krimi - und dann wird ordentlich gefeiert.

Von Otto Fritscher, Gilching

Eine Bierdusche hat es nicht gegeben, wie bei Fußballern üblich, wenn sie eine Meisterschaft gewonnen haben; aber sonst haben die Gilchinger Fußballfrauen genauso gefeiert wie ihre männlichen Kollegen. "Sie haben auf der Heimfahrt den halben Bus zerlegt, zwei, drei Kästen Bier getrunken, und es wurden auch einige Lieder gesungen", sagt Markus Zechner, Co-Trainer der Mannschaft. Grund zum Feiern haben die Gilchingerinnen genug: Sie gewannen am Wochenende bei einem Turnier in Dingolfing die Bayerische Hallenmeisterschaft. Als absolute Außenseiterinnen, denn das Team des TSV Gilching-Argelsried spielt in der Bezirksoberliga, der sechsthöchsten Spielklasse, am Turnier nahmen sogar Drittligisten teil: "Uns hatte niemand auf dem Zettel", sagt Zechner und grinst. Nachdem das erste Spiel verloren ging, habe sich sein Team von Spiel zu Spiel gesteigert. Einige Male fiel die Entscheidung erst beim Sechsmeter-Schießen, was für die Nervenstärke der Frauen spricht. Im Endspiel besiegten die Gilchingerinnen den Drittligisten SV Frauenbiburg mit 7:6 nach einem Sechsmeter-Krimi, den zweimaligen Titelverteidiger.

"Zwölf Mädels", wie er sagt, hatten Zechner und Trainer-Kollege Raimond Spahn dabei, alle kamen mittels fliegendem Wechsel zum Einsatz. Auf dem Hallenfeld spielen vier Spielerinnen und eine Torfrau. Die meisten sind zwischen 19 und 21 Jahren jung, gut die Hälfte Studentinnen. Trainiert wird zwei Mal die Woche, je eineinhalb Stunden, im Winter einmal in der Halle. "Wir sind eine sehr junge Mannschaft", sagt Zechner. Auch auf dem Fußballplatz draußen sind die Gilchingerinnen top. Nach zehn Spielen ohne Niederlage wurden sie Herbstmeisterinnen, jetzt führen sie mit acht Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten, erklärtes Ziel ist der Aufstieg in die Landesliga zum Saisonende.

Am Montag gehen die meisten Spielerinnen wieder ihrem normalen Tagwerk nach. So wie Torhüterin Bettina Horvath, die beim Turnier vier Sechsmeter gehalten hatte und nun wieder in einem Krankenhaus arbeitet. "Ich bin überglücklich, habe aber keine Zeit", sagt Horvath am Handy. Die 30-Jährige hat früher in der ungarischen U15- und U-17-Nationalmannschaft gekickt. Oder Sarah Lapuh, die die Nummer zehn auf ihrem Trikot trägt - die "Hausnummer" der Spielmacher. Sie arbeitet als Erzieherin in einer Starnberger Kinderkrippe. Die 21-Jährige hätte beinahe das Finale verpasst, aber nicht, weil die Trainer sie nicht hätten aufstellen wollen. Lapuh hatte sich im dritten Spiel die Schulter verletzt, wurde ins Krankenhaus gebracht. "Aber zum Endspiel war ich natürlich wieder in der Halle", sagt sie und lacht. Die Verletzung hatte sie sich bei einer Kollision mit einer anderen Spielerin zugezogen. "Ich muss noch zum Schulterspezialisten, aber es wird schon nicht so schlimm sein", sagte sie am Montag zur SZ. Fußball sei ihr quasi in die Wiege gelegt worden, sagt Lapuh; ihr Vater habe höherklassig gespielt, und schon im Alter von drei Jahren habe sie selbst angefangen zu kicken. Zuerst bei den Jungs der Starnberger FT, und seit bald fünf Jahren beim TSV Gilching.

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Bleibt noch eine Frage an Co-Trainer Markus Zechner: Was ist der Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball? "Frauen sind nicht so wehleidig und einen Tick ehrlicher", sagt er und lacht. Er muss es wissen, denn er hat lange als Torwart in der ersten und zweiten Männermannschaft gespielt und verstärkt jetzt die Alten Herren. Und er liebt seinen Co-Trainer-Job bei den Frauen: "Das ist ein super Team, wie man es so schnell nicht wieder findet."

Was sich auch bei der Meisterfeier in Gilching zeigte. Zuerst beim Griechen und dann bis halb drei Uhr in der Kabine. Einen Wunsch hätte Zechner noch: "Wäre schön, wenn uns der Bürgermeister empfängt."

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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