Prozess:Das Auto als Waffe

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Die Polizei Dachau sucht nach Zeugen, die den Unfall in Petershausen beobachtet haben. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Ein Gilchinger Wirt wird nach einer Attacke in der Nähe des Bahnhofs Argelsried wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Dem 32-Jährigen droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Von Christian Deussing, Gilching

Es war eine gemeine Attacke in der Nacht zum 10. September vergangenen Jahres in der Nähe des Bahnhofs Gilching-Argelsried: Ein damals 31-jähriger Gastronom war mit seinem schweren Wagen in eine fünfköpfige Gruppe mit überwiegend jungen Leuten gefahren und hat laut Polizei dabei zwei Menschen verletzt, darunter einen 45-jährigen Mann aus Nordrhein-Westfalen, der in Gilching offenbar zu Besuch war. Der mutmaßliche Täter flüchtete, stellte sich aber bald darauf über seinen Anwalt der Polizei.

Der Gilchinger befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Gegen ihn hat jetzt die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht München II Anklage erhoben wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen, der versuchten Körperverletzung in drei Fällen sowie wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Dem Gastwirt droht eine mehrjährige Haftstrafe.

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Zunächst war gegen den Mann sogar wegen des Verdachts des versuchten Mordes in sechs Fällen ermittelt worden. Doch eine Tötungsabsicht sei dem Angeschuldigten den Ermittlungen zufolge in der "erforderlichen Sicherheit nicht nachzuweisen", erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft; die Zahl der Personen in der Gruppe wurde korrigiert. Allerdings gehe man davon aus, dass der Fahrer sein Auto als "Waffe eingesetzt" habe, nachdem er wegen eines Streits in der Gruppe wohl von einem Bekannten zu Hilfe gerufen worden sei. Der mutmaßliche Täter, der wegen einer Körperverletzung vorbestraft ist, soll mit eher geringer Geschwindigkeit in die Personengruppe gefahren sein. Den Grund der Streitigkeiten vor einem Lokal können die Strafverfolger bislang nicht nennen.

Der Bruder des mutmaßlichen Täters soll Zeugen eingeschüchtert haben

Etwa zwei Wochen nach der Tat wurde auch der ältere Bruder des Gastwirts verhaftet. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, Zeugen des nächtlichen Vorfalls einzuschüchtern und Einfluss auf sie zu nehmen. Ihnen sei laut Polizei Geld angeboten worden, wenn sie ihre Aussage bei den Ermittlern änderten. Der Bruder sei aber inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Gegen den Mann werde jedoch weiterhin wegen Nötigung ermittelt.

Vor knapp drei Jahren war auch in Pöcking ein Mann mit seinem Wagen in eine Fußgängergruppe gefahren, allerdings mit höherer Geschwindigkeit. Bei dieser Tat, die aus Rache, Wut und Eifersucht begangen worden war, ist die 23-jährige Partnerin des Fahrers leicht und ihre jüngere Nachbarin schwer verletzt worden. Der Täter war nach der Attacke geflüchtet und wenig später offenbar in suizidaler Absicht in Perchting mit seinem Auto gegen einen Baum gekracht. Das Landgericht München II verurteilte den 44-jährigen Pöckinger damals unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzungen zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Vom Vorwurf des versuchten Mordes wurde der Mann freigesprochen.

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