Erneuerbare Energien:Kein Geld für Geothermie

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In Geretsried im Süden Münchens entsteht gerade ein besonderes Geothermiekraftwerk: Statt heißes Tiefenwasser nach oben zu fördern und ihm Wärme zu entziehen, soll eine Flüssigkeit bis auf 4500 Meter hinunter gepumpt werden, wo sie sich erwärmt und wieder aufsteigt. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Wegen der Haushaltskrise im Bund ist das Förderprogramm ausgesetzt. Bei der Asto-Gruppe und den Gilchinger Gemeindewerken rechnet man aber fest mit den Subventionen.

Von Michael Berzl, Gilching

Die Gemeindewerke in Gilching lassen auch in diesem Jahr wieder einige Kilometer Fernwärmeleitungen verlegen. Ein Konsortium rund um die Asto-Gruppe in Oberpaffenhofen will in zwei Jahren heißes Wasser aus der Tiefe zum Heizen liefern, kurz vor Weihnachten wurde ein Pachtvertrag für einen Bohrplatz unterschrieben. Doch nun taucht ein neues Problem auf: Aktuell gibt es keine Fördermittel mehr. Dabei geht es um Millionenbeträge, die auf lange Sicht fehlen würden. Dass das so bleibt, kann aber niemand so recht glauben.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts fehlen im Bundeshaushalt 60 Milliarden Euro, die unter anderem für den Klimaschutz eingesetzt werden sollten. Betroffen ist auch die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Dies habe in der Geothermie-Branche eine "massive Vertrauenskrise" ausgelöst, sagte die Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion, Kerstin Schreyer, Ende Dezember bei einem Ortstermin in Grünwald. Nach ihren Worten stehen diverse Projekte auf der Kippe, auch in Gauting und Gilching.

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Ganz so dramatisch sieht das dort aber niemand. "Wir gehen davon aus, dass die Förderungen wieder aktiviert werden", sagt Bernd Schulte-Middelich, Gründer und Gesellschafter der Asto-Gruppe, die federführend das Geothermie-Projekt im Unterbrunner Holz am Rand des Gautinger Gemeindegebiets in unmittelbarer Nähe des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen vorantreibt. "Ohne Geothermie wäre die Wärmewende in Deutschland tot", meint er und spricht von einem "Schatz, den wir in der Tiefe haben".

Der Schatz, das ist mehr als 100 Grad heißes Wasser in einer Tiefe von knapp 3000 Metern. Es soll genutzt werden, um Häuser und Firmen zu heizen. Laut Schulte-Middelich soll es im übernächsten Winter so weit sein. Dafür muss aber erst gebohrt werden. Die Kosten dafür sind immens: Bis zur Lieferung ist wohl mit 25 Millionen Euro zu rechnen. Die Förderung liegt bei 40 Prozent - eine Menge Geld, die fehlen würde, wenn die Subventionen des Bundes auf Dauer ausblieben. Vorläufig ist die Finanzierung auf Basis bereits bewilligter Anträge aber gesichert.

In Gilching werden weitere Fernwärmeleitungen verlegt

So sieht das auch in Gilching aus. Förderzusagen reichen aus, um den Anschluss an die Energie aus der Tiefe weiter vorzubereiten. In diesem Jahr sollen weitere 2,8 Kilometer Fernwärmeleitungen gebaut werden, kündigt Jan Haas an, der zuständige Projektleiter bei den Gemeindewerken. Etwa fünf Kilometer seien schon verlegt. Übergangsweise liefert eine Heizzentrale die Wärme, auf lange Sicht setzt man aber auch in Gilching auf die Geothermie. "Das Förderprogramm wird wieder kommen", sagt Haas. "Muss ja."

Bisher spielt die Tiefengeothermie nur eine kleine Rolle. Nach den Angaben im Energieatlas für Bayern macht diese Energiequelle bei der Wärmeversorgung nur ein halbes Prozent aus. Dabei wäre das Potenzial riesig: Nach Berechnungen von Forschern könnten bis zu 40 Prozent des Wärmebedarfs im Freistaat aus Tiefengeothermie gewonnen werden. Neben den 25 bestehenden Anlagen in Bayern sind aktuell Dutzende weitere Bohrungen geplant. Im Landkreis Starnberg wird laut Energiebericht von 2021 noch zu mehr als 80 Prozent mit Öl und Gas geheizt.

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