Kultur im Landkreis Starnberg:Wirbel ums Gautinger Bosco

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Das Gautinger Bosco, hier dramatisch in rotes Licht getaucht - dramatisch ist der Konflikt zwischen Gemeinde und Theaterforum noch nicht, doch sollten sich die Parteien nicht einigen,könnte es zur Kündigung kommen. (Foto: Georgine Treybal)

Das Theaterforum vermietet das Kulturzentrum und tritt gleichzeitig als Mieter auf. Die Rechnungsprüfer im Gemeinderat fordern mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit - und drohen mit Kündigung.

Von Michael Berzl, Gauting

Das Theaterforum in Gauting hat eine Doppelrolle: Der Verein betreibt im Auftrag der Gemeinde das Bürger- und Kulturhaus Bosco und tritt dort zugleich als Veranstalter auf. Und das mit großem Erfolg, denn das Programmangebot mit Kabarett, Theater und Konzerten ist weithin bekannt und geschätzt. Oft kommen hochkarätige Künstler nach Gauting.

Doch hinter den Kulissen rumort es. Nun soll der Vertrag geändert werden, in dem Rathaus und Theaterforum Aufgabenverteilungen und auch finanzielle Dinge regeln. Das hat der Gemeinderat am Dienstag auf eine Empfehlung des Rechnungsprüfungsausschusses hin beschlossen.

Dieser Ausschuss hatte sogar noch empfohlen, die Vereinbarung Ende 2021 zu kündigen, falls die Verhandlungen scheitern sollten. Im Gemeinderatsbeschluss ist aber von der Drohung mit einer Kündigung keine Rede mehr. Und Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) betont in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung, die Kündigung sei "Ultima Ratio" im Falle einer Nichteinigung. "Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es so weit kommt. Ich bin überzeugt, dass wir uns einigen können und werden", erklärt sie. Genauso sieht das auch der Theaterforumsvorsitzende Thomas Hilkert, der zusammen mit seinem Kassier Siegfried Bartel und dem Gründer Hans-Georg Krause als Zuhörer die Sitzung am Dienstag verfolgt hatte: "Ich bin zuversichtlich und optimistisch, dass wir zu einem Ergebnis kommen, das für uns und die Gemeinde okay ist und dass wir auch weiterhin partnerschaftlich zusammenarbeiten."

Nach Empfehlung des Ausschusses soll der Vertrag spätestens zur letzten Sitzung des jetzigen Gemeinderats im April neu verhandelt werden. An der Zusammenarbeit mit dem Theaterforum als Betreiber des Bosco habe es zu keiner Zeit Zweifel gegeben, erklärt Bürgermeisterin Kössinger.

An den Bedingungen dieser Zusammenarbeit aber offenbar schon. Es gehe darum, den seit 2017 bestehenden Vertrag in einigen Punkten zu konkretisieren. Es habe sich gezeigt, dass einige Formulierungen nicht eindeutig genug gefasst worden seien, erklärt Kössinger. Der Vertrag mit dem Theaterforum ist ins Visier der Rechnungsprüfer geraten, als sie sich die Zahlen aus dem Jahr 2017 angeschaut haben.

Unregelmäßigkeiten wurden dabei nicht festgestellt. Im Abschlussbericht des Ausschussvorsitzenden Richard Eck (UBG) heißt es aber, es solle neu verhandelt werden mit dem Ziel, "die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung und die Transparenz der Rechnungstellung zu verbessern".

Und das sollen die Beteiligten nun angehen, insbesondere was die Geldflüsse betrifft. Dabei geht es um ein kompliziertes Geflecht. Das Theaterforum bezahlt Personal, nimmt Miete ein und leitet sie an die Gemeinde weiter und erhält als Betreiber des Hauses Zuschüsse der Kommune von rund 166 000 Euro. Zugleich tritt das Theaterforum als Hauptmieter der Räume im Bosco auf. Da kann es schon vorkommen, dass Hilkert auf einem Mietvertrag zwei Mal unterschreibt: als Vermieter und als Veranstalter, der einen Saal nutzt. Nach eigenen Angaben wurden in den vergangenen 24 Jahren mehr als 1724 Veranstaltungen im Bereich Kabarett, Schauspiel, Kammermusik, Jazz, Kindertheater, Literatur und Tanztheater zur Aufführung gebracht.

Die Vertreter der Grünen haben die Empfehlung der Rechnungsprüfer zum Bosco nicht mitgetragen. Grünen-Gemeinderätin Anne Franke, die nach eigenen Worten als einzige schon im Ausschuss dagegen gestimmt hatte und am Dienstag das Thema in öffentlicher Sitzung zur Sprache brachte, sagte zur Begründung, "dass wir den Stil nicht gut finden und uns ein anderes Vorgehen gewünscht hätten". So hätte man das Gespräch mit dem Theaterforum suchen sollen. Das Verhältnis zwischen Verein und Gemeinde ist ohnehin schwierig, seit heuer der Kulturzuschuss gekürzt und die Saalmieten erhöht wurden. Eine Initiative hatte im Sommer deswegen die Gautinger dazu aufgerufen, für das Kulturzentrum zu spenden.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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