Gauting15 Geschwister - da muss es ja mal krachen. Dass es bei den musikmachenden Wells in Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck nicht nur friedlich zuging, braucht man niemandem zu erklären. Dass da vor 50 Jahren sogar mal ein Schürhaken im Spiel gewesen sein soll, findet das Publikum beim Neustart der sechs längst ergrauten Well-Geschwister jedoch höchst interessant. Die Trennung der Well-Brüder und die Auflösung der Biermösl Blosn ist noch ziemlich neu, die Spannung ist dementsprechend groß bei der Uraufführung "Fein sein, beinander bleibn" im Bosco in Gauting. Premiere unter Regisseur Franz Wittenbrink ist am Sonntag, 5. Februar, in den Münchner Kammerspielen.
Diese Generalprobe vor ausverkauftem Haus ist ihr erster gemeinsamer öffentlicher Auftritt, und obwohl von Kindsbeinen an Publikum gewöhnt, sind sie unsicher: Christoph und Michael von den ehemaligen Biermösl Blosn, der neu dazu gekommene Bruder Karli und die Wellküren-Schwestern Bärbi, Burgi und Moni müssen erst austarieren, wie ihre neue Mischung ankommt.
Der Start ist ein wenig schleppend, Stofferl stolpert als letzter auf die Bühne, "zu spät wie immer", wie ihm seine beiden großen Schwestern gleich vorhalten. Er war der jüngste Bub, verwöhnt und Liebling der Mutter. Den Schoß vom Bapa hat ihm nur die Moni streitig machen können, das Nesthäkchen. Fast ein halbes Jahrhundert ist das her, doch verziehen hat er ihr nie. Mit Zweifel im Blick wirft er ihr vor, dass sie ihm den Schürhaken übergezogen hat. War's so? Dann ist es traurig, wenn nicht, ist es genial erfunden. Sechs Geschwister, das sind sechs verschiedene Versionen von Schürhaken und Stofferls blutiger Nase. Es zeigt sich jedenfalls bald, dass der Großfamilienknatsch, der wohl auch bei der Auflösung der Biermösl Blosn ein Rolle spielte, ein hervorragendes Leitthema abgibt. Und sich wunderbar eignet, mit Instrumenten ausgetragen zu werden, wobei Michis Tuba zwar am tiefsten, nicht aber am lautesten ist und auch nur ganz kurz für einen Moment des Innehaltens sorgt. Da liefert sich Christophs Trompete einen Zweikampf mit Monis Saxophon, mischt sich Burgis Posaune ein und Karli mit der Quetsche. Die "Familienaufstellung auf Volksmusikalisch" gerät so zu einem hinreißenden Spiel und einem bitterbösen Zeitspiegel zugleich. Ihre Texte haben nichts von der alten Boshaftigkeit und dem Aberwitz verloren. Ihre politische Satire trifft, ihr Spott ist immer noch beißend, nur die Musik rettet vor bösen Gedanken. Sie ist so schön anarchisch, eine Verbindung aus Stubnmusi und Landler, Klassik und Country-Musik, keltischen Balladen und Rock und bleibt doch ihrer urbairischen Heimat treu. Was war nun das Highlight? Die volksmusikalische Familienaufstellung? Die Persiflage mit Nonnentrompeten und Kochlöffeltrommeln? Der Milli-Rap? Monis nostalgisches Abendlied oder der Wagner-Mendelson Hochzeitsmarsch? Oder der Andachtsjodler mit Alphörnern? Oder der Boléro? Ganz einfach: alles. Fast drei Stunden waren viel zu schnell vorbei.