Essen und Trinken:Ingenieure mit einer Leidenschaft fürs Kochen

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Das Ehepaar Priyanka Kethavath und Swamy Megavath in ihrem neu eröffneten Restaurant "Namaskar" in Gauting. (Foto: Nila Thiel)

Priyanka Kethavath und Swamy Megavath haben in Gauting das Restaurant "Namaskar" eröffnet. Sie bieten traditionelle südindische Küche an - und planen Veranstaltungen im Biergarten.

Von Carolin Fries, Gauting

Priyanka Kethavath sagt, sie habe schon immer gerne gekocht. Als Kind mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in der südindischen Stadt Hyderabad, wo sie aufwuchs, genau wie später in Florida, wo sie ein Studium zur Bauingenieurin absolvierte. Spätestens dort merkte sie, dass ihre Kochkünste auch bei anderen gut ankamen: Während sie zunächst nur ihrer Mitbewohnerin die Lunchbox füllte, kochte sie irgendwann regelmäßig für 30 bis hundert derer Kolleginnen und Kollegen. Für die junge Frau vor allem eine logistische Herausforderung. "Ideen hatte ich immer genug", sagt die 28-Jährige und strahlt über das ganze Gesicht.

Seit drei Jahren lebt die Inderin nun in Deutschland, ihr Mann Swamy Megavath - die beiden lernten sich in den USA kennen - arbeitet als Software-Ingenieur bei Apple. Zunächst habe sie versucht, einen Job als Bauingenieurin zu bekommen, doch ohne Deutschkenntnisse sei das nicht möglich gewesen, berichtet Priyanka Kethavath. "Dann dachte ich mir: Hier in Deutschland ist alles neu für mich. Wieso mache ich nicht auch beruflich etwas ganz Neues und folge meiner Leidenschaft?" Denn das Studium habe sie, ehrlich gesagt, vor allem wegen ihres Vater absolviert - er wollte seine älteste Tochter unbedingt an einer Universität sehen.

Vorher gab es hier im Wirtshaus "Zum Bären" bayerische Küche

Priyanka Kethavath selbst träumte immer von einem Restaurant. Ende Oktober hat sie zusammen mit ihrem Mann das "Namaskar" am Gautinger Pippinplatz eröffnet. Ein Freund, Surinder Pal Singh, hatte dort die Jahre zuvor bayerische Küche im Wirtshaus "Zum Bären" angeboten. Nun zog es ihn zurück in die Heimat und er übergab das Lokal an das junge indische Paar. Seither steht eine große goldene Statue des indischen Gottes Nataraja an der Eingangstür, auf gelbem Untergrund leuchtet der Schriftzug "Namaskar" in den Fenstern: eine Begrüßung, die sowohl beim Aufeinandertreffen als auch beim Verabschieden passt.

Eine Skulptur des indischen Gottes Nataraja steht vor dem Lokal der jungen Eheleute. (Foto: Nila Thiel)
In der Erker-Stube saßen einst Martin Walser und Herbert Achternbusch. (Foto: Nila Thiel)
Das Haus wurde 1911 im Barockstil gebaut und steht inzwischen unter Denkmalschutz. (Foto: Nila Thiel)

Priyanka Kethavat gefällt die dunkle Holzvertäfelung in der Gaststube, auch die hölzernen Tische und Stühle habe man übernommen. "Von der Bausubstanz ist das alles sehr hochwertig", sagt die Ingenieurin. Hier saßen schon Schriftsteller Martin Walser in der gemütlichen Erker-Gaststube sowie Regisseur Herbert Achternbusch. Das 1911 im Barockstil erbaute Haus am Rande der Villenkolonie ist ein echtes Schmuckstück und steht inzwischen unter Denkmalschutz. In den 1980er-Jahren retteten mehr als 2250 Bürger es mit ihrer Unterschrift vor dem Abriss.

Die Kücheneinrichtung ist komplett neu - natürlich mit Tandoori-Ofen

Jetzt sind die Sitzbänke neu bezogen, auf den Fensterbrettern stehen indische Skulpturen, die das Ehepaar mitgebracht hat. An den Wänden hängen Fotos aus Mumbai, von indischen Gerichten und Gewürzen oder kleine Spiegel in Sonnenform, die Glück bringen sollen. Die Vorhänge mit kleinen Fähnchen am Rand habe sie selbst genäht, sagt die junge Wirtin stolz. Am meisten aber habe man in der Küche verändert, "die Einrichtung ist komplett neu", erzählt Swamy Megavath. Und natürlich habe man einen original indischen Holzkohleofen eingebaut, um die beliebten Tandoori-Gerichte zubereiten zu können. Dabei werden Fisch oder Fleisch über der Holzkohle gegart, "das Fett tropft heraus", so Priyanka Kethavath.

Ein Hähnchenspieß wird über dem traditionellen Holzkohleofen zubereitet. (Foto: Nila Thiel)
Kein Gericht ohne Gewürz: Kardamom, Chili, Lorbeer, Nelke, Zimt und Japathri. (Foto: Nila Thiel)
Gemischte Hauptgerichte (vorne) und Gemüse im Teigmantel, wie sie als Vorspeise angeboten werden. (Foto: Nila Thiel)

Kethavath betont, wie gesund und nahrhaft die indische Küche sei. Fettarm und ausgewogen durch Reis als Beilage oder die Hülsenfrüchte in den Dals, reichlich Gemüse und mageres Fleisch oder Fisch. Und auch die Gewürze seien gesundheitsfördernd, ganz gleich ob Kümmel, Kardamom, Safran, Chili, Zimt, Ingwer, Tamarinde, Kurkuma, Minze, Anis oder das indische Japathri. Sie probiere in der Küche viele Mischungen - indisch: Masala - aus, sagt die Inhaberin und Köchin, ihr Lieblingsgewürz aber sei Kardamom. Zu den Gerichten kredenzt sie scharfe oder würzige Soßen in roter, gelber oder grüner Farbe - die Speisen werden so optisch fröhlich bunt. Viele sind es ohnehin schon: Knuspriges Hähnchen liegt in einer fruchtigen Mango-Soße, selbst gemachter Käse in Spinat und mariniertes Huhn in Gemüse. Fast immer gibt es die Joghurtsoße Raita zu den Gerichten, um die Schärfe regulieren zu können. Und selbstverständlich Naanbrot. "Wer möchte, darf auch mit den Fingern essen", sagt Priyanka Kethavath. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse kaufe sie frisch vom Großmarkt, die Soßen würden alle zwei Tage neu zubereitet.

Auf den Fensterbrettern stehen Skulpturen aus Indien, wie diese der hinduistischen Gottheit Ganesha mit Elefantenkopf. (Foto: Nila Thiel)

Wer nicht weiß, was er essen soll, wird von Restaurantleiter Diyantha Weewasinghe beraten. Der Hotelkaufmann aus Indien lebt seit vier Jahrzehnten in München und bediente einst als Oberkellner im Hotel Vier Jahreszeiten Prominente wie Roger Moore, David Copperfield oder Catherine Zeta-Jones, bevor er im "Mangostin" und "Lenbach" die Restaurantleitung übernahm. Er empfiehlt gerne eine Kombination mehrerer Gerichte, um "die ganze geschmackliche Vielfalt zu erleben". Einige Firmen, aber auch das Personal des Gautinger Gymnasiums, der Munich International School aus Percha oder der Asklepios-Klinik habe er mit derlei exotischen Buffets bei ihren Weihnachtsfeiern schon begeistern können.

Künftig will Priyanka Kethavath noch mehr typisch südindische Gerichte kochen sowie mehr Nachspeisen anbieten. Außerdem plant sie einen Blog zur indischen Küche, in dem sie Rezepte, Tricks und Kniffe verrät. Und im Sommer soll es im Biergarten Kochshows mit dem Tandoori-Ofen geben. Es ist davon auszugehen, dass Priyanka Kethavath noch mehr Ideen kommen.

Das "Namaskar" am Pippinplatz 1 in Gauting hat täglich von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 17.30 bis 23 Uhr geöffnet. Reservierungen sind unter 089/62 74 98 04 möglich. Einen Lieferdienst gibt es nicht, aber die Speisen können vorab bestellt und abgeholt werden.

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