Wirtschaft:Unternehmer fordern neues Gewerbegebiet in Gauting

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Viele Firmen in der Gemeinde suchen dringend Platz und hoffen auf einen Ausbau bei der Asklepios-Klinik. Pläne für neue Hallen liegen schon in der Schublade.

Von Michael Berzl, Gauting

Die Felder zwischen dem westlichen Ortsrand von Gauting und Unterbrunn sind abgeerntet, in der Herbstsonne sprießt frisches Grün aus der Erde. Hier sollen einmal Fabrikhallen stehen. Und das so bald wie möglich, wenn es nach einigen Gautinger Firmenchefs geht. Es sind mehrere Unternehmen, die mehr Platz brauchen und deshalb neu bauen wollen; die entsprechenden Pläne haben sie schon in der Schublade. Im Rathaus liegen etliche Anfragen für das an die Asklepios-Klinik angrenzende Areal vor, das in der Gemeinde mittlerweile unter dem Arbeitstitel "Gautinger Feld" läuft.

"Wir rechnen mit einem Umzug in 2021", kündigt Volker Mackert an, einer von drei Geschäftsführern der Dietl Feinmechanik, die nun einen Raum in einem gemeindeeigenen Gewerbegebäude an der Grubmühlerfeldstraße gemietet hat. Doch das ist nur eine Übergangslösung; eigentlich eine Notlösung.

Hauptmieter in dem sogenannten Geissler-Gebäude ist die Ideal Maschinenbau. Gründer und Geschäftsführer Andreas Weiß wird noch deutlicher, was Zeitdruck und Raumnot, die Notwendigkeit von Ausweichmöglichkeiten und den Standort Gauting betrifft: "Zum Datum 2021/22: Wir müssen hier raus; ob es dann das Gautinger Feld gibt oder nicht." Anders ausgedrückt: Die Firma müsste Gauting verlassen, wenn nicht in absehbarer Zeit geeignete Gewerbeflächen zur Verfügung stehen.

Ortstermin im Firmengebäude (von links): Ideal-Gründer Andreas Weiß, Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, die Dietl-Geschäftsführer Volker Mackert, Heidrun Dietl und Sabine Stadler, Gautings Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann und Annette von Nordeck von der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landkreises. (Foto: Nila Thiel)

Weiß ist nur einer von vielen Interessenten. Sowohl ortsansässige Firmen als auch Firmen aus dem weiteren Würmtal, dem Großraum München und ganz Deutschland erkundigten sich bei der Gemeindeverwaltung vermehrt nach freien Flächen, berichtet Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann auf der Homepage des Rathauses. In den vergangenen zwei Jahren hätten insgesamt mehr als 100 Unternehmen deswegen Kontakt zu ihm aufgenommen.

Etwa 9,5 Hektar Grund westlich der Asklepios-Klinik sollen zum Gewerbegebiet werden. Die Gemeinde entwickelt dafür gerade einen Bebauungsplan und hat Teile der Fläche schon einmal vorsorglich auf Bodendenkmäler untersuchen lassen. Ein freigelegter Streifen und Erdhaufen sind noch zu sehen. Zugleich treffen mehrere Firmen schon Vorbereitungen für einen Umzug. Pläne für eine 2000 Quadratmeter große Halle seien schon fertig, berichtete am Freitag Sabine Stadler, die zusammen mit ihrer Schwester Heidrun Dietl der Geschäftsführung des vor 11o Jahren gegründeten Gautinger Familienunternehmens angehört.

Mittlerweile entsprechen die Räume, in denen die 60 Beschäftigten des Spezialisten für die Herstellung von hochpräzisen Zahnrädern arbeiten, nicht mehr den heutigen Anforderungen. "Wir müssen Technologie kaufen, die in unsere Hallen passt. Wenn wir eine neue Maschine kriegen, müssen wir überlegen, wie wir die da reinkriegen. Zur Not brechen wir ein Stück Mauer weg. Stromtechnisch sind wir schon am Limit. Das sind die Probleme, mit denen wir uns rumschlagen." So schildert Heidrun Dietl die Zustände. Eine Neuanschaffung für etwa 37 000 Euro, eine Drehmaschine, die zehn Tonnen wiegt, wäre zu groß und zu schwer für das bisherige Firmengebäude an der Sackstraße in der Nähe der ehemaligen Realschule. Das Gerät steht nun in einem dazu gemieteten Raum im Geissler-Gebäude. Drei weitere Maschinen werden folgen.

Der Platz wurde frei durch den Umzug des ehemaligen Hauptmieters Geissler, der seine Produktion im Juni nach Niederbayern verlagert hat. Dadurch konnte sich die Ideal Maschinenbau ausbreiten und nutzt nun 1600 Quadratmeter. Die Nachnutzungen hat der Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung in der vergangenen Woche beschlossen. Das teilt die Gemeinde mit und betont zugleich, dass das nur "eine Zwischenlösung" sei. Langfristig sehen beide Unternehmen ihre Zukunft im Gautinger Feld. Auch die bisher in Stockdorf ansässige Firma Stanz-Schmidt will dorthin umziehen. Die Umzugspläne bedeuten aber auch, dass früher oder später etliche Gewerbeflächen im Ort frei werden. Das gilt auch für das Geissler-Gebäude, das der Gemeinde gehört. Was damit dann geschen soll, ist unklar. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) machte aber am Freitag bei einem Ortstermin dort klar, dass sie es nicht als Aufgabe der Gemeinde ansehe, Gewerbeflächen zu vermieten.

© SZ vom 28.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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