Germanys Next Speaker Star:"Fang endlich an, dein eigenes Leben zu leben"

Lesezeit: 3 min

Hilfe zur Selbsthilfe: Manuela Ortmann aus Gauting will mit ihrer Botschaft bei "Germanys Next Speaker Star" überzeugen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach einem Burn-out fand Manuela Ortmann wieder zu sich selbst. Jetzt will sie ihre Erkenntnisse mit einem großen Publikum teilen und hofft auf Unterstützung bei "Germanys Next Speaker Star".

Von Tim Pohl, Gauting

Wer eine Botschaft hat, der will sie transportieren. Wer sie transportieren will, braucht eine Bühne. Und wer auf die Bühne will, der muss sich erst beweisen. So geht es gerade auch Manuela Ortmann: Die 56-Jährige ist frisch ausgebildete Speakerin und immer auf der Suche, ein neues Publikum mit Worten in ihren Bann zu ziehen. Deshalb hat sie sich beworben: "Germanys Next Speaker Star" will sie werden. Doch unter den 250 Teilnehmern des Wettbewerbs der besten Sprecher Deutschlands muss sie sich gut verkaufen, um herauszustechen.

Ortmann weiß auch schon wie. Denn sie will nicht nur reden: Sie will Menschen helfen, zu sich selbst zu finden. Dass sie weiß, wie das geht, steht außer Frage - hat sie sich doch erst vor Kurzem selbst auf diesen Weg begeben. Auslöser war der Tod ihres Vaters. Oder vielmehr die Worte, die er kurz vor seinem Ableben an sie richtete: "Fang endlich an, dein eigenes Leben zu leben!" Ein Satz, mit dem die Buchenauerin zu jenem Zeitpunkt nicht viel anfangen konnte. "Ich stand mitten im Leben, hatte einen Job, der mich erfüllte, und zwei Kinder, die ich großgezogen habe", blickt sie zurück. Es sollte also noch eine Weile dauern, bis sie realisierte, wo der Haken an ihrer Lebenssituation war.

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Lange arbeitete Ortmann bei der Stiftung "Aktion Knochenmarkspende Bayern" (AKB). Sie war dafür verantwortlich, Typisierungsaktionen zu veranstalten, um Spender für Patienten zu finden, die an Leukämie erkrankt sind. Ein Job, der sie glücklich machte: "Ich konnte so vielen Menschen Hoffnung schenken", sagt sie. Es schien alles perfekt. Doch langsam merkte auch Ortmann, dass etwas nicht stimmte: "Am Ende des Tages saß ich einsam und wie eine leere Hülle auf meiner Couch. Erst durch die Worte meines Vaters habe ich realisiert, dass ich zwar immer für andere gehandelt habe, aber nie für mich selbst gesorgt habe." Schnell wurde ein Burn-out bei Ortmann diagnostiziert, und sie wusste: So kann es nicht weiter gehen.

"Ich habe einfach mal alles ausprobiert. Das Wichtigste war, dass es mir guttut"

Sie nahm sich die Botschaft ihres Vaters zu Herzen und begann neben dem Beruf verschiedene Ausbildungen, die ihr dabei halfen, in ihr Inneres zu horchen. Einer Ausbildung zur Mediatorin folgte der zum Personal-Coach und zur Stressmentorin. "Ich habe einfach mal alles ausprobiert. Das Wichtigste war, dass es mir guttut und ich einen neuen Blick aufs Leben bekomme." Und das tat es: Schnell fand sie in der Arbeit mit sich selbst die Gründe dafür, wieso sie es überhaupt so weit kommen lassen konnte.

Wie so oft liegen die Ursachen dafür in der Kindheit. Ortmann wuchs gut behütet bei ihren Eltern auf, doch in ihrem Elternhaus war kaum Platz für Empathie und Zuneigung. Vielmehr sollten alle Familienmitglieder in ihren Rollen funktionieren. "Mir wurde früh vermittelt, immer darauf zu achten, was die Nachbarn über uns denken könnten", erzählt sie. An erster Stelle stand dabei immer die Arbeit: Erst wenn die ordnungsgemäß geleistet war, konnte man sich dafür die Anerkennung abholen. "In meinem Unterbewusstsein entstand der Drang, danach gesehen zu werden. Denn nur so konnte ich den Mangel an Liebe kompensieren." So strebte Ortmann früh danach, Verantwortung zu übernehmen: Sie wurde Klassensprecherin, spielte Theater und holte als gute Tochter ihrem Vater stets sein Bier aus dem Keller. Durch die positiven Rückmeldungen in ihrem Umfeld wurde sie in diesem Glaubenssatz bestätigt. "Nachdem ich mich ein Leben lang so verhalten habe, wie ich dachte, dass andere mich haben möchten, bin ich mit über 50 Jahren ins Burn-out gerutscht."

"Sorge erst gut für dich, bevor du im Leben anderer den Unterschied machst"

Die Kraft aus dieser Realisation möchte sie nun in der Zukunft weiterhin nutzen: Ortmann wagt den Schritt in die Selbständigkeit. Als Coachin möchte sie anderen Menschen helfen, ebenfalls einem neuen Glaubenssatz zu folgen: "Sorge erst gut für dich, bevor du im Leben anderer den Unterschied machst." Dies habe ihrer Ansicht nach nichts mit Egoismus zu tun, sondern vielmehr mit Selbstliebe. In "Eins zu eins"-Sitzungen bespricht sie solche Themen mit Privatpersonen. Gleichzeitig bietet sie Unternehmen ihre Kompetenz an, um die Mitarbeiter in Resilienz und Empathie zu schulen, also Anpassungsfähigkeit in schwierigen Situationen und Einfühlungsvermögen.

Um noch mehr Menschen zu motivieren, will sie jetzt als Speakerin die Bühnen erobern. "Ich habe während meiner Ausbildung gemerkt, dass die Leute mir gerne zuhören und ich sie berühren kann." So hat sie schon an einigen Wettbewerben teilgenommen und ist dem Ruf des Publikums sogar schon bis nach Dubai gefolgt.

Nun will sie also "Deutschlands nächster Speaker Star" werden. Dafür muss sie bis Sonntag, 18. Juni, genug Stimmen für ihr Bewerbungsvideo sammeln, und hofft auf Unterstützung. Denn nur die besten 20 Teilnehmer können darauf hoffen, bis ins Finale am 26. Oktober in Frankfurt am Main zu kommen. Aktuell hat Ortmann bereits 260 Stimmen erhalten, doch das reicht wohl noch nicht ganz. Doch egal, wie dieser Wettbewerb für die Gautingerin ausgeht: Gewonnen im Leben hat sie sowieso schon.

Ortmanns Bewerbungsvideos und mehr Infos zum Wettbewerb gibt es im Internet unter der Adresse speakerstars.de/videos/manuela-ortmann

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