Fünfseen-Filmfestival:Skurrile Gedichte und Geschichten

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"Im Sozialismus war alkoholfreies Bier verboten!": Jaromir Konecny (links) und Anton G. Leitner. (Foto: Nila Thiel)

Der lyrische Tausendsassa Anton G. Leitner und der tschechische Schriftsteller Jaromir Konecny liefern sich im Vorfeld des Films "Garp und wie er die Welt sah" einen lyrischen Schlagabtausch.

Von Katja Sebald, Gauting

Mit Anton G. Leitner und Jaromir Konecny gaben am Dienstagabend zwei Lokalmatadore der Literatur eine knappe Dreiviertelstunde lang skurrile Gedichte und Geschichten zum Besten. Angekündigt als "Bayerisch-tschechisches Gipfeltreffen des schwarzen Humors" war ihr gemeinsamer Auftritt im Gautinger Kino sozusagen die Aufwärmübung für den auch vier Jahrzehnte nach seiner Entstehung immer noch wunderbaren Film "Garp und wie er die Welt sah" mit Glenn Close und Robin Williams, der in der Festivalreihe "Literatur im Kino" lief.

Anton G. Leitner, der lyrische Tausendsassa aus Weßling mit eigener Zeitschrift und eigenem Verlag, machte in diesem temporeichen Schlagabtausch zwischen Lyrik und Prosa den Anfang: Er las eine Auswahl von in Mundart verfassten Gedichten, die er bereits 2016 in dem Band "Schnablgwax" veröffentlichte. Er sei selbst früher ein "gwamperter Hund" gewesen und habe sich kulinarischen Vergnügungen hingegeben, bekannte der mittlerweile um 26 Kilo erleichterte Dichter vor seiner erste Runde im Ring. In selbigem ließ er dann eine "Kloane Poussierkugl" mit der Aufschrift "I will if You will" auf der gewölbten T-Shirt-Front, einen "spindeldürren" Münchner Rikschafahrer mit einem "gwamperten Uhu aus Ohio und seiner Oidn" als Passagiere sowie eine "aufbrezelte Botox-Antn" mit einem "proseccofarbenen Schoßhunderl" auflaufen.

Jaromir Konecny, seit ein paar Wochen Neubürger in Wörthsee, berichtete als erstes von seinen Erfahrungen als Tscheche in Deutschland. Er lebe seit vierzig Jahren in Deutschland und könne immer noch nicht deutsch, kokettierte er. Die Kritik bescheinige ihm regelmäßig, das Beste an ihm sei sein tschechischer Akzent. Tiefer aber kann man kaum stapeln. Denn Konecny, der 1982 nach Deutschland kam, lebt heute als freier Schriftsteller und wechselt durchaus virtuos zwischen Wissenschaft und Poetry Slam. Zwischendrin studierte er, der nach seiner Ankunft in Deutschland ein Jahr in einer Sammelunterkunft in Niederbayern verbrachte, Chemie an der Technischen Universität in München, promovierte über die Entstehung des genetischen Codes und arbeitete einige Jahre in der Forschung.

Konecnys Erkenntnis: Die Umlaute seien von den Deutschen erfunden worden, um die Kommunikation insgesamt zu erschweren und vor allem, um die Tschechen zu ärgern. Das Üben von Umlauten habe ihm "rüde Alpträume" und eine "Tränendrüsenentzündung" beschert, bekannte er - und sprach dabei alle Umlaute fast korrekt aus. Dem Erlernen von schwierigen Umlauten im Kleinkindalter hätten die Deutschen in der Vergangenheit ihren Aufstieg zum Volk der Dichter und Denker zu verdanken gehabt. Aber: "Heutzutage hockt der Deutsche im Internet und verblödet, weil es dort so wenige Umlaute gibt." Vom Unverständnis zwischen Tschechen und Bayern ("Mir sagn Lauch, de Preissn Porree und ansonsten is Wurscht.") und von tschechischen Bierwitzen ("Im Sozialismus war alkoholfreies Bier verboten!") war es dann nicht mehr weit zu den großen Dekolletés.

Anschließend wechselte auch Konecny zu erotischen oder fast erotischen Erlebnissen. Seine Reaktion, als sich im Biergarten am Chinesischen Turm eine "schöne dreiviertelnackte Frau" an seinen Tisch setzte, wo er gerade einen Teller mit Spareribs vor sich stehen hatte: "Ich schaltete um vom Fresstrieb auf den anderen." Es folgten die üblichen Missverständnisse im üblichen Anbahnungsprozess: "Ich heiße Laura und bin Jungfrau." Und natürlich auch die üblichen dummen Sprüche: "Du hast eine super Aura, Laura." Er jedenfalls habe sich sehr amüsiert über diesen Abend, sagte Anton G. Leitner zum Abschluss, dann folgte der Film.

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