Kultur:Große Namen und kleine Besonderheiten

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Das Bosco-Team freut sich auf knapp 100 Veranstaltungen in der neuen Saison: Katja Friedrich, Werner Gruban, Lukas Zellner, Markus Sternagel, Silvia Bauer-Wildt, Anna Fichert und Thomas Hilkert (von links). (Foto: Nila Thiel)

Das Gautinger Bosco hat knapp 100 Veranstaltungen aus den Bereichen Klassik, Literatur, Schauspiel und Kabarett im neuen Programm. Damit wollen die Verantwortlichen nicht ausschließlich unterhalten, sondern auch hinterfragen.

Von Carolin Fries, Gauting

Die Pandemie ist vorbei, das Theater lebt! So könnte es sein, so ist es aber (noch) nicht. "Die Zuschauerzahlen sind noch nicht da, wo sie vor der Pandemie waren", sagt Katja Friedrich, die seit Februar Chefin im Gautinger Bosco ist. Doch zumindest das Bosco ist wieder da, wo es vorher war: Knapp 100 Veranstaltungen bietet das Kulturhaus in der Saison 2023/2024, für die der Vorverkauf in diesen Tagen startet. Aus den Bereichen Klassik, Literatur, Schauspiel, Jazz, Kunst und Architektur haben die Verantwortlichen ein Programm auf die Beine gestellt, wie es kaum in einem anderen Münchner Vorort an Quantität und Qualität zu finden sein wird. Dabei soll es mehr inklusive Angebot für Menschen mit Behinderung geben, Veranstaltungen mit Übersetzung in Gebärdensprache und Live-Audiodeskription zum Beispiel. "Wir sind in Sachen Barrierefreiheit aufgeschlossen und dankbar um Hinweise und offen für Wünsche", so Friedrich.

Darüber hinaus will das Kulturzentrum an der Bahnhofstraße nicht ausschließlich unterhalten, sondern auch Teil des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses sein - und zwar generationen- und genreübergreifend. Ein ambitionierter Ansatz, doch allenfalls einen Versuch wert. Das fängt beim Preis an: Junge Menschen bis zum 25. Lebensjahr zahlen für eine Veranstaltung künftig maximal zwölf Euro. Drei Besuche, ganz gleich aus welchem Bereich, kosten für sie in der Abo-Reihe 21 Euro. Auf das ältere Stammpublikum setzt man ohnehin, doch auch dieses bekommt nicht ausschließlich leichte und bekannte Kost vorgesetzt. Stattdessen präsentiert das Bosco in allen Sparten Nachwuchskünstler wie die jungen Kabarettistinnen Christine Eixenberger und Teresa Reichl oder in der Vielklang-Reihe Sängerin Alma Naidu sowie die vielseitige Schweizer Jodel-Jazz Musikerin Erika Stucky - und ja, man holt ganz bewusst Frauen auf die Bühne.

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Bei der Wahl der Theaterproduktionen hatte erstmals Katja Friedrich, die vor dem Wechsel nach Gauting als Dramaturgin und künstlerische Leitung am Münchner Volkstheater gearbeitet hat, ihre Finger mit ihm Spiel. Sie habe dabei bewusst "auf Kontinuität gesetzt" und das in Gauting beliebte Theater an der Ruhr mit einem "Woyzeck" frei nach Georg Büchner eingeladen. Auch das Metropoltheater wird wieder kommen, nachdem der zuletzt auch in Gauting geplante Auftritt mit dem Stück "Vögel" nach Antisemitismusvorwürfen abgesagt worden war. In der Produktion "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" dagegen geht es um eine schier unmögliche Liebe. Ein besonderes Vergnügen dürfte der Abend mit dem Schubert Theater aus Wien und dem Puppenspieler Nikolaus Habjan sein. Am Beispiel des Herrn Karl werden - in dreierlei Persönlichkeiten und von lebensgroßen Puppen dargestellt - gefühl- und humorvoll verschiedene Formen des Mitläufertums durchleuchtet.

Das Duo "Black Patti" 2016 bei einem Konzert in Starnberg. (Foto: Nila Thiel)

Natürlich stehen auch regionale, im Würmtal beheimatete Künstler auf dem Programm. So lassen es Ferdinand Kraemer und Peter Crow C. alias Black Patti mit ihren Gitarren und Stimmen im Bosco krachen, Sabine Zaplin und Tanja Weber geben in ihrer "Herbstlese" Buchtipps für trübe Tage, Gerd Holzheimer widmet sich unter dem Titel "Nur der Not keinen Schwung lassen" an drei Abenden der Hoffnung. Schauspieler Ernst Matthias Friedrich liest inspiriert von Wall Kimmerers Bestseller "Süßgras flechten" Texte über die Beziehung des Menschen zu seinem Heimatplaneten. Musikalisch wird er dabei von Eva Mattes begleitet. Und natürlich werden der Jazz-Musiker Ludwig Seuss sowie die Kindersinfoniker unter der Leitung von Julia Fischer auftreten. Der Titel des Kinderkonzerts: "Album für die Jugend - ein Tag bei Familie Schumann".

Gerhard Polt kommt zur Sonntagsmatinée

Außerdem gibt es Kindertheater, ein philosophisches Café, einen Expertinnen-Talk zu neuen, nachhaltigen Wohn- und Lebensmodellen sowie einen Vortrag zum Thema Frauenfinanzen von Helma Sick, den Theaterjugendclub "SpielLust" von Sebastian Hofmüller, ein Museum auf Zeit mit Exponaten aus der Sammlung des Unterbrunners Hermann Geiger, die Anti-Kriegs-Ausstellung "Eine bombige Aussicht" von Kabarettist Christian Springer und Albert Kapfhammer. Als erstes werden vermutlich dennoch die Karten für die Veranstaltungen mit großen Namen ausverkauft sein: Cellistin Raphaela Gromes kommt für einen Konzertabend, außerdem die Kabarettisten Sigi Zimmerschied und Wolfgang Krebs, der berühmte Trompeter Leroy Jones und der Altmeister des bairischen Humors Gerhard Polt.

Karten für die Abo-Reihen können ab sofort gekauft werden, für Einzelkarten und Wahl-Abonnements beginnt der Vorverkauf am Samstag, 1. Juli, um 10 Uhr. Mehr Infos auf der Homepage des Bosco .

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