Stress, Betäubungsmittel und Alkohol:Psychisch kranker Mann zu Bewährungsstrafe verurteilt

Lesezeit: 2 min

Der Angeklagte räumte vor dem Landgericht München II seine Taten ein - soweit er sich daran erinnern konnte. (Foto: Florian Peljak)

Ein 33-Jähriger randaliert in einer Klinik und einem Hotel im Landkreis Starnberg und verletzt dabei mehrere Menschen. Für die Attacken musste er sich nun vor dem Landgericht verantworten.

Von Christian Deussing, Gauting/München

In manischen Phasen war der Mann für seine Umgebung unberechenbar. So drehte der Werbetexter am Abend des 4. August 2022 in Gauting völlig durch: Er bewarf zwei Frauen mit Kieselsteinen und drohte, die beiden umzubringen. Alarmierte Polizisten brachten ihn daraufhin in eine psychiatrische Klinik. Dort randalierte er, trat eine Tür zum Stationsstützpunkt ein und warf vom Vordach aus mit Steinen auf zwei Personen, die dadurch laut Anklage verletzt wurden. Gewalttätig wurde der Angeklagte auch im Mai vergangenen Jahres in Percha und Berg.

Jetzt wurde der 33-jährige Angeklagte, der im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bei seinen Eltern wohnt, vom Landgericht München II nach vier Prozesstagen wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung, Sachbeschädigung und versuchter räuberischer Erpressung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Unter den Auflagen medikamentöser Behandlung und der Abstinenz von Alkohol und Drogen wurde die Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus zur Bewährung ausgesetzt. Die Richterin betonte, dass der Angeklagte gegenüber seinen Opfern "Mitgefühl und Reue" gezeigt habe. Wegen seiner psychotischen Zustände konnte sich der Angeklagte an seine Straftaten kaum erinnern. Eine psychiatrische Sachverständige attestierte dem Mann, der sich für seine Taten in der Verhandlung entschuldigte, seinerzeit in verminderter Schuldfähigkeit gehandelt zu haben. Das Gericht berücksichtigte auch diesen Umstand, ebenso die Zahlung von Schmerzensgeld an zwei seiner Opfer.

Einer der Betroffenen war ein 20-jähriger Autofahrer, den er am 12. Mai 2023 nachts auf einer Kreuzung in Percha gezwungen hatte, anzuhalten. Dabei verlangte der Angeklagte "Koks und Zigaretten" und bedrohte den 20-jährigen Fahrer mit dem Tod. Am nächsten Tag, in den frühen Morgenstunden, wurde der Angeklagte aufgefordert, ein Hotel in Berg zu verlassen. Daraufhin warf er einen gusseisernen Kerzenständer in Richtung des Geschäftsführers, der den massiven Gegenstand mit seinem Ellenbogen noch gerade abwehren konnte. Allerdings erlitt der Mann bei der Attacke eine Schnittwunde. Der Angreifer war laut Anklage danach in die Küche gelaufen und beschädigte mehrere Geräte.

Er habe "halb wahnsinnig" gehandelt, sagt der Angeklagte

Stress, Betäubungsmittel und Alkohol wirkten wie Trigger, wenn er eine manische Episode durchmache, hatte der beschuldigte Mann im Prozess erklärt. Er sei dann "halb wahnsinnig, halb orientiert". Der Angeklagte war nach den Attacken in Percha und Berg wieder stationär in einer Klinik behandelt worden. Der Verteidiger verwies darauf, dass es inzwischen ein "installiertes System zur Bewältigung von Notfallsituationen" gebe. Dafür sorgt offenkundig auch der Vater des Angeklagten: Der 68-Jährige, der die Prozesstage im Saal mitverfolgte, soll künftig frühzeitig erkennen können, wann sein Sohn in eine manische Phase gerät.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusJustiz
:Der Promi-Knast von Andechs

Starkoch Alfons Schuhbeck verbüßt seine Haftstrafe jetzt wie einst Uli Hoeneß in der Justizvollzugsanstalt im Ortsteil Rothenfeld, einem ganz besonderen Gefängnis, das seine Insassen in der Landwirtschaft arbeiten lässt.

Von Astrid Becker und Christian Deussing

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: