Gauting:Im Schneckentempo zum Geschwindigkeitslimit

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Die Gautinger Grünen-Gemeinderätin Anne Franke (rechts) diskutiert mit Anwohnern der Römerstraße über das geplante Tempolimit. (Foto: Nila Thiel)

Nach vier Jahren liegt der Bericht eines Verkehrsplaners vor. Sein Konzept dient als Grundlage für weitere Tempolimits in der Gemeinde.

Von Michael Berzl, Gauting

Reifen quietschen, gerade noch rechtzeitig kommt ein Auto an einer Einmündung in die Römerstraße in Gauting zum Stehen. Viel gefehlt hat nicht, und es hätte wieder gekracht; und das direkt vor den Augen etlicher Anwohner, die sich schon lange wünschen, dass auf dieser Strecke langsamer gefahren wird, dass die Gemeinde wieder Tempo 30 anordnet.

Auf Einladung der Grünen haben sie sich am Donnerstag an der Abzweigung der Waldpromenade getroffen, um sich von den Gemeinderäten Anne Franke und Heinrich Moser den Stand der Dinge erklären zu lassen, nachdem seit Dienstag ein hundertseitiges Verkehrskonzept im Rathaus vorliegt. Nach Ansicht der Grünen geht es nämlich auf der Straße zu schnell her und im Rathaus zu langsam voran. Ein im vergangenen Dezember beschlossenes Tempolimit könnte nun sofort umgesetzt werden, meinen Franke und Moser. Im Rathaus sieht man das anders.

Vier Jahre hat die Arbeit an dem "integrierten Gesamtmobilitätskonzept" gedauert, mit dem die Gemeinde den Aachener Verkehrsplaner Ralf Kaulen beauftragt hat. Hauptzweck dieses umfangreichen Papiers, das der Diplom-Ingenieur nun abgeliefert hat, ist es, eine rechtlich haltbare Grundlage für weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen zu schaffen. In der Vergangenheit hat die Gemeinde nämlich mehrfach Niederlagen in Gerichtsverfahren kassiert und musste daraufhin Tempo-30-Schilder wieder abmontieren. Das will Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), eine promovierte Juristin, in Zukunft verhindern.

In großen Teile von Gauting und Stockdorf kommen Autofahrer jetzt schon nur mit Tempo 30 voran, wenn sie sich an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit halten. Einige weitere Straßen mit gebremster Geschwindigkeit sollen hinzukommen. Dazu zählen die Buchendorfer Straße, die Schrimpfstraße und die Römerstraße. Die entsprechenden Beschlüsse hat der Verkehrsausschuss in einer Sondersitzung im vergangenen Dezember gefasst, zum Teil mit knapper Mehrheit.

Mit großer Ungeduld warten viele Anwohner der Römerstraße darauf, dass die Gemeinde diese Beschlüsse auch umsetzt. "Das ist nicht ungefährlich hier", sagt zum Beispiel Bernd Schäfer, der seine Nachbarn zu dem Treffen mit den Grünen-Politikern mobilisiert hat. Im vergangenen Jahr habe es auf der Strecke drei Unfälle gegeben. Vor allem im Berufsverkehr werde "wahnsinnig schnell" gefahren, beobachtet Sabine Fischer, die nur ein kleines Stück von der Einmündung der Waldpromenade entfernt wohnt. Das bestätigen Karl-Heinz und Monika Lehmann, die am Ortsausgang wohnen: "Morgens, auf dem Weg nach München, da geben die Gas." Von einem Tempolimit versprechen sich die Anwohner nicht zuletzt mehr Sicherheit. Im Rathaus vermissen sie den rechten Elan bei dem Thema. "Ich habe den Eindruck, die will Tempo 30 einfach nicht auf der Römerstraße. Die arbeitet immer dagegen", sagt etwa Peter Ulrich über Bürgermeisterin Kössinger.

So interpretieren auch die Grünen das Verhalten der Rathausverwaltung. Die Fraktionssprecherin und Landtagsabgeordnete Franke unterstellt "Hinhaltetaktik" und meint: "Die Beschlüsse gelten, die können wir umsetzen." So schnell gehe das nicht, erklärt hingegen die Gemeindeverwaltung. Zunächst müsse Kaulens Abschlussbericht intern geprüft werden, teilt Rathaussprecher Andreas Röming mit; dann werde das Papier an das Starnberger Landratsamt und die Regierung von Oberbayern weitergeleitet.

© SZ vom 01.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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