Amtsgericht:Genervt vom Martinshorn

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Der Anwohner war über den Lärm der Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr in Gauting erbost. (Foto: Günther Reger)

Anwohner beschwert sich bei der Gautinger Feuerwehr über "unnötig lautes Ausrücken" von Einsatzfahrzeugen. Aus Ärger soll er einen Feuerwehrmann mit einem Regenschirm verletzt haben.

Von Christian Deussing, Gauting

Der Anwohner der Wache war schon seit längerer Zeit davon genervt, dass die Gautinger Feuerwehr seiner Ansicht nach "ständig unnötig mit Signalhorn" zu Einsätzen ausrückt. Über diesen Lärm beschwerte sich der Mann während der "Langen Nacht der Feuerwehr" im vorigen Jahr auf deren Areal an der Münchener Straße. Er soll einem Feuerwehrmann mit geballter Faust gedroht und einer weiteren Einsatzkraft laut Anklage mit dem Holzgriff eines Regenschirms auf den Arm geschlagen haben. Nun musste sich der Bankkaufmann vor dem Amtsgericht in Starnberg wegen Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Die Anschuldigungen stritt der 55-jährige Gautinger im Prozess jedoch ab. Zudem wisse er als ehemaliger Rettungssanitäter einzuschätzen, wann Einsätze mit Martinshorn notwendig sind. Darüber hatte der Angeklagte auf dem Fest auch mit einem jugendlichen Mitglied der Feuerwehr gesprochen, was offenbar einem Ausbilder nicht passte. Angeblich soll er den Besucher aufgefordert haben, "sich zu verpissen", denn man brauche "solche Menschen nicht". Das wollte sich der Gautinger offenbar nicht bieten lassen, weshalb er mit dem Kommandanten und weiteren Feuerwehrleuten zur Polizeiwache nebenan gegangen sei, erzählte der Angeklagte.

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Danach schien der Streit geklärt zu sein, die Veranstaltung war inzwischen auch beendet. Doch dann soll der Mann vor der Wache plötzlich einem der Feuerleute entweder mit der Spitze des Regenschirms in die rechte Hüftseite oder mit dem Holzgriff auf den linken Unterarm geschlagen und "Fuck" gerufen haben. Die Aussagen der Kameraden des Angegriffenen waren in der Verhandlung widersprüchlich. Sie hätten aber beobachtet, dass der Anwohner davon gerannt, über einen Zaun gesprungen und schnell verschwunden sei.

"Ich war geschockt, dass jemand keinerlei Respekt zeigt", sagte der mutmaßlich attackierte Feuerwehrmann. Während seiner 30-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit sei er "körperlich nie angegriffen worden", erklärte der Familienvater. Ein Kamerad berichtete, dass der angeklagte Besucher an dem Abend angetrunken und aufmüpfig gewesen sei. "Seine erhobene Faust gegen mich habe ich als Drohung ernst genommen", betonte der 28-Jährige vor Gericht. Ein weiterer Feuerwehrmann soll damals den offenkundig schlecht gelaunten Anlieger aufgefordert haben, "sich zu mäßigen".

Nach der Flucht des Mannes wurde an der Straße gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus ein Regenschirm gefunden. Er soll die Tatwaffe sein, die der Polizei von der Feuerwehr übergeben worden war. Doch dieser Regenschirm gehöre ihm nicht, behauptete der Angeklagte. Auch dies blieb unklar in diesem Fall. Der Prozess wird deshalb mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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