Fünfseen-Festival:19 500 Besucher und ein zufriedener Festivalchef

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Das Großereignis erzielt das zweitbeste Ergebnis in seiner Geschichte. Den Hauptpreis gewinnt ein Mobbing-Drama.

Von Gerhard Summer, Gauting

Ausgezeichnet mit dem Dokumentarfilmpreis: Annika Mayer, Produzentin des Films "What Remains On The Way", mit Festivalleiter Matthias Helwig bei der Verleihung der Auszeichnung in Gauting. (Foto: Nila Thiel)

Das Fünfseen-Filmfestival schwimmt wieder auf der Erfolgswelle. Obwohl die Pandemie zuletzt die Säle geleert hat und das Kino tief in die Krise gezogen hat, zog das Sonntagnacht zu Ende gegangene 16. Großereignis mit vorgeschalteten Open-Airs rund 19 500 Besucher an. Das ist das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte des Filmfestivals. Nur 2019 waren mehr Cineasten und Arthouse-Fans in die Lichtspielhäuser und zu den Freilicht-Vorstellungen in Gauting, Starnberg, Seefeld und Wörthsee geströmt, damals waren es etwa 21 000. In den Vorjahren 2020 und 2021 hatten Corona-Auflagen und Maskenpflicht in den Kinos gegolten, auch deshalb war die Besucherzahl auf jeweils rund 14 000 zurückgegangen. Festivalleiter Matthias Helwig spricht von einem "überragenden Ergebnis", das er niemals erwartet hätte.

Seinen Angaben zufolge erwies sich heuer "Kino & Klima" als Erfolgsreihe. Auch die Freilichtvorstellungen mit Wolf Gaudlitz' neuem Cinemamobile in Weßling lockten "außergewöhnlich viele Besucher" an, die "Küchenbrigade" erwies sich ebenfalls als Publikumsliebling. Das Ergebnis zeige, dass die Zuschauer "Qualitätsfilme zu würdigen" wissen. Das Resümee des 62-Jährigen: "Das muss der Weg der Zukunft sein, so auch der Tenor in vielen Gesprächen mit den Filmschaffenden: Die überkommenen Förderrichtlinien in Deutschland und Europa müssen grundlegend verändert werden, damit mehr spannende Filmprojekte realisiert werden. Denn nur wenn Zuschauer im Kino etwas Außergewöhnliches erleben, kann das Kulturgut Kino dauerhaft gesichert werden - nicht durch Ramschpreise oder Gießkannen-Subventionen."

Der Hauptpreis des Festivals geht an das Mobbing-Drama "Playground", die Gewinnerin konnte allerdings nicht zur Verleihung kommen. Das Bild zeigt (v.li.) Festivalleiter Matthias Helwig, den stellvertretenden Landrat Matthias Vilsmayer und die Jurymitglieder Insa Wiese, Dominik Utz, Martin Schwimmer, Lea Freund und Roderich Fabian. (Foto: Nila Thiel)

Helwig vergab am Samstag in Gauting fünf der Festivalpreise. Die wichtigste Auszeichnung, der mit 5000 Euro dotierte und vom Landratsamt Starnberg gestiftete Fünfseen-Filmpreis, ging an das belgische Schulmobbing-Drama "Playgrund" von Regisseurin und Drehbuchautorin Laura Wandel. Die Juroren befanden, die jungen Darstellerinnen und Darsteller vermittelten die emotionalen Abgründe zweier Geschwister und das Gefühl der Bedrohung so berührend, dass man sich dem Geschehen nicht entziehen könne. Den Dokumentarfilmpreis sprach die Jury "What Remains On The Way" von Jakob Krese und Danilo do Carmo zu. Die Doku erzählt die Geschichte einer Migrantenkarawane. Die Prämierung ist mit 3000 Euro verbunden, gespendet von der Kreissparkasse München, Starnberg, Ebersberg. Den SZ-Publikumspreis und damit eine Zeitungsanzeige im Wert von 5000 Euro gewann die Schweizer Komödie "The Art Of Love" von Philippe Weibel.

Fast voll besetzt: das Gautinger Breitwand-Kino bei der Preisverleihung am Samstag,. Im Vordergrund ist Christiane Falk zu sehen, die Dritte Bürgermeisterin von Starnberg. (Foto: Nila Thiel)

In der Reihe Perspektive Spielfilm triumphierte Francesco Sossais "Other Cannibals", den Horizonte-Human-Rights-Preis erhielt die kosovarische Regisseurin Blerta Basholli für "Hive". Von allen Preisträgern konnten zur Verleihung nur die aus Starnberg stammende und inzwischen in Berlin lebende Produzentin von "What Ramains On The Way", Annika Mayer, und die Filmemacherinnen Blerta Basholli und Kaltrina Krasniqi kommen. Die anderen Gewinner schickten Grußbotschaften. Krasniqi bekam für ihr kosovarisches Drama "Vera Dreams Of The Sea" über eine starke Frau zwar keinen Preis, aber eine lobende Erwähnung. Die Dritte Bürgermeisterin von Starnberg, Christiane Falk, hatte beim Festakt eine Überraschung parat: Sie las eine Hommage ans Festival vor, in der zehn Filmtitel versteckt waren.

Schickte eine Videobotschaft: Francesco Sossai, ausgezeichnet für den Film "Other Cannibals". Die Jury beeindruckte besonders, dass Sossai seine um Leben und Tod kreisenden Themen anhand einer Geschichte über Kannibalismus erzählt: "Was für eine verrückte Idee, die hier großartig aufgeht." (Foto: Nila Thiel)
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