Finanzen:Millionenloch im Starnberger Stadtsäckel

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Bürgermeister Patrick Janik (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der verhängte Sparkurs der Kreisstadt trifft nächstes Jahr vor allem Kulturinstitutionen: Ihre Zuschüsse fallen teilweise wesentlich geringer aus als bisher.

Von Peter Haacke, Starnberg

Vorboten der im Herbst beginnenden Haushaltsberatungen für das kommende Jahr sind in Starnberg stets die Entscheidungen über Zuschüsse an bedürftige kulturelle Einrichtungen, Sportvereine und Institutionen der Wohlfahrtspflege. Eine vornehme Pflichtübung, die jedoch seit dem Vorjahr angesichts einer knappen Kassenlage unter einem Spargebot steht: Die Kreisstadt hat Schulden, laut Kämmerer Thomas Deller fehlen für das Jahr 2022 aktuell rund 12,56 Millionen Euro, um den Etat auszugleichen. Es muss also gespart werden: Nachdem die Stadträte im Vorjahr noch rund 291000 Euro für Kultur, Sport und Soziales bewilligten, sind es für 2022 nur noch 271 000 Euro.

Eines lässt sich schon jetzt feststellen: Die fetten Jahre sind vorbei in Starnberg. Hatte sich in der Zeit von 2015 bis 2020 das städtische Füllhorn der Wohltaten immer üppiger über die Bedürftigen ergossen, zog Bürgermeister Patrick Janik im Vorjahr zwar nicht unbedingt die Reißleine, reduzierte aber gemeinsam mit dem Stadtrat behutsam die Ansätze: Pauschal wurden die jeweils beantragten Summen um durchschnittlich zehn Prozent reduziert und einzelne Kulturposten auf den Prüfstand gestellt. Bei den nun anstehenden Beratungen verfolgte der Kulturausschuss ein übergeordnetes Ziel: Die Ausgaben im Kulturbereich wurden auf Wunsch des Bürgermeisters auf 90 000 Euro (2021: 131 000 Euro) gedeckelt. Während die Zuschüsse an Institutionen der Wohlfahrtspflege mit 35 400 Euro im Vergleich zum Vorjahr (34950) nahezu gleich blieben, erhöhten sich die Zuschüsse an einige wenige heimische Sportvereine allerdings um rund 21 000 Euro auf nunmehr 146 864 Euro.

Insbesondere die Mitglieder des Kulturausschusses gaben sich größte Mühe, die Vorgabe des Bürgermeisters - über die kurioserweise im Anschluss an die Beratungen abgestimmt wurde - wunschgemäß umzusetzen. Am Ende bewilligte das Gremium von der insgesamt beantragten Summe in Höhe von 114125 Euro exakt 89100 Euro (siehe Kasten). Während sämtliche Anträge im dreistelligen Bereich ohne weitere Diskussion durchgewinkt wurden, ergab sich insbesondere für das Fünf-Seen-Filmfestival (FSFF), den Starnberger Musiktagen und sowie Stadtkapelle, Tragaudion (Shakespeare-Sommer) und dem Verein "Musica Starnberg" (Frühjahrs- und Herbstkonzerte) Gesprächsbedarf. Hier wurden die Ansätze jeweils zwischen 1000 und 2500 Euro reduziert, die Starnberger Musiktage erhalten statt der gewünschten 20 000 Euro nur die Hälfte. Das Filmfestival wurde um 2600 Euro gekürzt, die Stadt bleibt dennoch größter Sponsor des Festivals. Der Münchener Ruder- und Segelverein "Bayern" plant zwei Stegkonzerte, der Verein "Frühstückstreffen für Frauen" eine Autorenlesung sowie ein Violinkonzert. Die beantragten 1000 Euro des Städtepartnervereins "Freunde von Dinard" werden aus einem anderen Haushaltstopf gezahlt.

Weitaus weniger Diskussionsbedarf zeigte der Haupt- und Finanzausschuss bei den Beratungen über die finanziellen Zuwendungen an die Sportvereine, die überwiegend fünfstellige Summen zum Defizitausgleich oder für Investitionsvorhaben geltend machten. Den teuersten Einzelposten hatte der Münchner Yacht-Club beantragt: Der knapp 700 Mitglieder starke Verein möchte ein weiteres J70-Segelboot für rund 57 000 Euro kaufen, die Hälfte dieser Summe sollte die Stadt bezahlen. Das Sportgerät soll Kindern, Jugendlichen, Behinderten und Clubmitgliedern ohne eigenes Boot zur Verfügung stehen, aber es soll auch zum Training genutzt werden: Der Münchener YC segelt mit der J70 in der Bundesliga. Die Stadträte bewilligten 14 364 Euro für diese Anschaffung.

Insgesamt fünf Vereine machen Defizite im Bereich zwischen 10 000 und 19 000 Euro geltend, die jedoch unter Prüfungsvorbehalt stehen. Die Zuschüsse für Investitionen wurden fast ausnahmslos genehmigt, einzig bei der Tennis-Abteilung der FT 09 Starnberg wurde gestrichen: Die "Freien" hatten für ihre Plätze eine Sprenkelanlage (20 000 Euro) sowie einen Allwetterplatz (30 000 Euro) beantragt, beides traf im Gremium auf wenig Verständnis. Die größte Gesamtsumme erhält erneut der TSV Perchting-Hadorf mit 32 000 Euro. Im Vorjahr hatte dieser Verein bereits knapp 51 000 Euro - davon 40 000 Euro für Investitionen - aus der städtischen Kasse bekommen.

© SZ vom 24.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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