Haushalt:Entspannt in die Miesen

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Der Landkreis Starnberg wird voraussichtlich bis zu 180 Millionen Euro Kredit aufnehmen. Der Kämmerer Stefan Pilgram spricht trotzdem von geordneten Finanzen. Welche Großprojekte geplant sind.

Von Sabine Bader, Starnberg

Kann sich der Landkreis diese Fülle an Großprojekten überhaupt noch leisten? Das fragen sich Bürger angesichts der Pläne für eine neue Klinik und ein neues Gymnasium im Westen des Landkreises, dem geplanten Bau einer Fachoberschule in Starnberg und dem gerade erst eingeweihten Anbau des Landratsamts. Der Landkreis will für die Vorhaben 176 Millionen Euro Schulden machen - und das in Zeiten der Corona-Pandemie, die ebenfalls Kosten nach sich zieht. Kann Kreiskämmerer Stefan Pilgram da noch ruhig schlafen? "Ja, ich kann noch ganz ruhig schlafen, weil ich denke, dass wir unsere Finanzen geordnet haben und die Projekte auch geordnet abwickeln können", sagt er am Rande der jüngsten Sitzungswoche zur SZ.

Gymnasium Herrsching

Der größte finanzielle Brocken, den der Landkreis im kommenden Jahr zu stemmen hat, ist der geplante Bau des neuen Gymnasiums im Westen des Landkreises. Die vierzügige Schule kommt ins Mühlfeld am südlichen Ortsrand von Herrsching. Kostenpunkt: 87 Millionen Euro. 16 Millionen Euro sind für 2022 im Haushalt eingeplant. Und was passiert damit? "Am 13. Dezember berät die Gemeinde Herrsching über den Bebauungsplan. Das ist für uns ein wichtiger Termin", sagt Pilgram. "Denn dann können wir einen Bauantrag einreichen." Danach stünden Rodungsarbeiten und die Tiefgründung auf dem Plan. Eine kostenintensive Angelegenheit, weiß Pilgram. Diese Arbeiten werden wohl das Frühjahr und den Sommer in Anspruch nehmen. Danach wolle der Landkreis die einzelnen Gewerke ausschreiben.

Schulausstattung

Der Landkreis plant, die Schullandschaft neu zu ordnen: Gerade erst hat er das Gymnasium Tutzing übernommen. Derzeit wird auch geklärt, ob, wann und welche anderen weiterführenden Schulen, die bislang in der Hand der jeweiligen Gemeinden sind, an den Landkreis übergehen sollen. Die Corona-Pandemie und das damit verbundene Homeschooling hat nicht nur Lehrern, Eltern und Schülern, sondern auch Behörden vor Augen geführt, dass die technische Ausstattung an vielen Schulen schwer zu wünschen übrig lässt. Es fehlt an Lehrerdienstgeräten und an schnellen Leitungen. In den kommenden beiden Jahren will der Landkreis die technische Ausstattung in der Berufsschule, in der Fünfseen-Schule und in den Interimsräumen der Fachoberschule (FOS) optimieren, kündigt Pilgram an. Im Gymnasium Tutzing habe der Landkreis bereits einen Trakt mit IT-Anlagen ausgestattet, der Rest erfolge im Zusammenhang mit der geplanten Generalsanierung. Auch mobile Luftreinigungsgeräte für Schüler bis zu zwölf Jahren sollen kommen. Rund 1,5 Millionen Euro sind für all diese Maßnahmen veranschlagt.

Fachoberschule

Nur noch einige Haufen Bauschutt zeugen von den Gebäuden, die sich auf dem Grundstück am Seilerweg nahe des Bahnhofs Nord in Starnberg einst befanden. Hier soll die neue Fachoberschule (FOS) entstehen. Die Berge aus Steinen, Asphalt und Beton müssen auf Altlasten hin untersucht und dann in die geeigneten Deponie gebracht werden. Bislang sind die 450 Schüler der FOS in Interimsstandorten in der Gautinger Straße und der Moosstraße untergebracht. Bei einem der Standorte in der Moosstraße wird der Landkreis im kommenden Jahr zwei weitere Etagen so umbauen, dass sie zu Schulzwecken genutzt werden können. Für alles in allem 2,4 Millionen Euro. Bis die neue Schule am Seilerweg steht, werden noch Jahre vergehen. Frühestens Mitte 2027 soll hier der Unterricht starten.

Klinik im westlichen Landkreis

Was die Klinik im westlichen Landkreis betrifft, ist noch nichts in trockenen Tüchern. Aber nun zeichnet sich ab, dass ein neues Krankenhaus in Herrsching an der Seefelder Straße gebaut werden könnte. Im Haushalt des Landkreises für 2022 sind für die Klinikzusammenlegung rund 3,5 Millionen Euro eingeplant. Das fusionierte Klinikum trägt übrigens den wenig eingängigen Namen: "Dr. Schindlbeck Klinik Seefeld/Herrsching GmbH". Das Herrschinger Grundstück, auf dem sich die bisherige Schindlbeck Klinik befindet, gehört dem Landkreis.

Starnberger Kliniken-Holding

In die gesamte Starnberger Kliniken-Holding wird der Landkreis im kommenden Jahr insgesamt 10,2 Millionen Euro investieren, bis 2027 werden es an die 85 Millionen Euro sein. Geplant sind unter anderem OP-Container sowie ein neues Parkhaus und ein Schulungsgebäude nebst Wohnungen am Starnberger Klinikum.

Anbau Landratsamt

23,4 Millionen kostet den Landkreis der soeben fertiggestellte Anbau ans Landratsamt. Das meiste davon ist bereits bezahlt. Für 2022 bleibt laut Kämmerer Pilgram noch ein Restposten von 1,7 Millionen Euro im Haushalt. "Das Erfreuliche ist: Wir haben jetzt 20 Millionen Euro ohne Kreditaufnahmen abwickeln können. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass sich die Verschuldung doch nicht so dramatisch darstellt, wie sie in der Planung aussah", sagt Pilgram und zitiert Karl Valentin: "Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist."

© SZ vom 19.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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