Neue Tarife:Sparkasse kassiert bei ihren Kunden

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Gebühren steigen vom kommenden Jahr an zum Teil deutlich an. Währenddessen kritisieren vor allem Senioren die Schließung von Filialen.

Von Linus Freymark, Starnberg/Krailling

Ein bisschen verwundert war Karin Wolf schon, als sie neulich den Brief bekommen hat. Seit 44 Jahren wohnt sie in Krailling, genauso lange ist sie Kundin der Sparkasse. Die Filiale an der Luitpoldstraße ist seit dem Frühjahr geschlossen; es war die einzige im Ort. Nun gibt es in Krailling nicht einmal mehr einen Geldautomaten der Sparkasse. Stattdessen kam nun der Brief, in dem die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg ihren Kunden mitteilt, das im Januar die Kontogebühren steigen.

Auch die Gebühren für Dienstleistungen wie Überweisungen oder Bargeldauszahlungen am in Krailling sowieso nicht mehr vorhandenen Schalter werden teurer. Inzwischen werden immer mehr Transaktionen online abgewickelt. Für viele Seniorinnen wie die 77 Jahre alte Karin Wolf aber ist das Online-Banking eine fremde Welt. "Ich bin nicht die Generation, die Bankgeschäfte im Internet tätigt", sagt sie. Genau diesen Geschäftszweig hat die Kreissparkasse in den vergangenen Jahren ausgebaut und will diesen Kurs offenbar beibehalten, wie ein Blick auf die neue Preistabelle zeigt. Ein Beispiel: Kunden mit einem Giro-Direkt-Konto bezahlen bislang zwei Euro Gebühr, wenn sie eine Überweisung auf Papier in der Filiale aufgaben. Von neuen Jahr an kostet das drei Euro; das ist eine Preissteigerung von 50 Prozent. Noch teurer wird es, wenn man die Transaktion telefonisch veranlasst. Dafür zahlt man vom Januar an vier Euro. Nutzt man hingegen den Online-Service der Kreissparkasse, bleibt die Überweisung kostenlos, am SB-Terminal wird sie weiterhin zwei Euro kosten.

Auch die monatliche Gebühr für die Kontoführung wird teurer: zahlte man hierfür bislang - je nach dem Zeitpunkt der Kontoeröffnung - gar nichts oder 99 Cent, verlangt die Kreissparkasse dafür künftig 2,75 Euro pro Monat. Auch für Kunden mit einem Giro-Privat-Konto erhöht sich die Gebühr für die Kontoführung von 6,95 Euro beziehungsweise 7,30 Euro auf 9,50 Euro, jedoch bleiben Überweisungen kostenlos. Derzeit informiert die Bank ihre Kunden über die neuen Tarife. Wer noch keinen Brief bekommen hat, wird diesen in nächster Zeit erhalten.

Die Kreissparkasse begründet die Preiserhöhungen damit, dass man wettbewerbsfähig bleiben müsse. "Zum Januar 2022 macht es die aktuelle Marktsituation erforderlich, dass wir die Kontoführungspreise an das aktuelle Marktniveau angleichen", teilt das Geldinstitut mit. Die letzte "Preisanpassung" sei im September 2019 erfolgt und somit bereits einige Zeit her. Zudem seien Überweisungen und sonstige Dienstleistungen, die die Bank für ihre Kunden mit Girokonten anbietet, kostenintensiv. "Die Preise für diese Dienstleistungen haben wir für unsere Kunden lange auf niedrigem Niveau gehalten", heißt es. "Beleghafte Aufträge vor Ort sind sehr kostenintensive Dienstleistungen und werden künftig aufwandsgerecht bepreist." Im Gegenzug habe man im Online-Bereich neue Angebote geschaffen, die preisgünstige Alternativen seien. Dementsprechend selbstbewusst teilt man mit: "Wir sind überzeugt, dass wir für jeden Kunden das richtige Girokontomodell haben."

Karin Wolf aber bringen die neuen Angebote im Internet wenig. Die ehemalige Vize-Bürgermeisterin hat lange aber vergeblich dafür gekämpft, dass die Filiale in Krailling erhalten bleibt, gerade für Senioren sei dies wichtig gewesen. Sie weiß von einigen, die nun nach Planegg müssten, um ihre Finanzgeschäfte zu regeln. Auch die Filiale in Stockdorf ist schon länger geschlossen. Manche müssten sich nun fahren lassen, um Bankgeschäfte zu erledigen und stehen vor einem Problem, wenn sich niemand dafür findet."Das ist schon sehr bitter für die ältere Generation", sagt Wolf. Noch bitterer werde das, wenn man dann auch noch darüber informiert wird, dass die Preise teurer werden. Höhere Kosten, weniger Service: für Wolf und andere Senioren ist das ärgerlich. Trotzdem kann Wolf auch die Gegenseite verstehen. "Von Firmenseite aus hat sich das einfach nicht mehr gelohnt, die Filiale hier offen zu lassen", meint sie.

Immerhin: in nächster Zeit seien keine weiteren Preiserhöhungen geplant, so die Kreissparkasse. Doch wie sollen insbesondere Senioren, denen das Internet wenig vertraut ist, in Zukunft ihre Bankgeschäfte abwickeln, wenn immer mehr Filialen schließen und für jede Transaktion eine nicht geringe Gebühr anfällt? Wie können diese Menschen weiterhin von den Angeboten der Kreissparkasse profitieren? Von der Bank heißt es dazu: "Unsere gut geschulten Mitarbeiter sind gerne bei Fragen zum Online-Banking behilflich. Auch Kunden die kein Online-Banking nutzen möchten, helfen wir gerne."

© SZ vom 13.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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