Energieversorgung:Wo der Strom herkommt

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Die Windräder bei Berg produzieren meist mehr Strom als in der Gemeinde gebraucht wird. Genaue Zahlen dazu liefert der Energiemonitor. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Internetportal liefert Einblicke in die Energiebilanz von Gemeinden. Mehr als hundert Kommunen in Bayern bieten diesen Service an, darunter Gauting und Berg.

Von Michael Berzl, Gauting

Eine Momentaufnahme vergangene Woche mittags bei Sonnenschein: Photovoltaikanlagen im Gautinger Gemeindegebiet liefern nach aktuellem Stand 266 Kilowattstunden Strom, kleine Wasserkraftwerke steuern weitere 45 Kilowattstunden bei. Doch der Löwenanteil kommt von weiter her aus dem überregionalen Netz. Am Mittwochmittag sind es gerade gut 1900 Kilowattstunden. Das alles lässt sich aktuell und in Echtzeit im Energiemonitor der Bayernwerke nachschauen.

Ein Internetangebot, das genaue Informationen und durchaus interessante Einblicke über Stromerzeugung und Verbrauch liefert. Derzeit nutzen nach Angaben eines Unternehmenssprechers 133 Kommunen und Landkreise in Bayern den Energiemonitor, außerdem elf Stadtwerke. Im Landkreis Starnberg sind es bisher nur die Gemeinden Berg und Gauting. Die Daten, die da einzusehen sind, fallen gerade im Vergleich dieser beiden Gemeinden zum Teil sehr unterschiedlich aus.

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Im Viertelstundentakt werden die Angaben über den Mix aus Wasserkraft, Sonnenenergie und anderen Stromerzeugern aktualisiert, der im jeweiligen Ort gerade genutzt wird. Der Anteil der Eigenversorgung liegt demnach in Gauting in der Größenordnung von etwa einem Fünftel, in den Wintermonaten aber deutlich darunter. In Berg dagegen sieht das Bild ganz anders aus, mit einer Bilanz, die landesweit selten sein dürfte: Hundert Prozent Eigenversorgung, 229 Prozent regionaler Strom. Das heißt, dass mehr produziert als verbraucht wird. Das liegt an den Windrädern, die sich seit Jahren auf den Höhenzügen bei den Wadlhauser Gräben drehen. Sie liefern den kompletten Bedarf an elektrischer Energie in der Gemeinde Berg und noch viel mehr. Es wird fast durchgehend Strom ins Netz eingespeist, während Gauting aus dem Netz Strom bezieht. Entsprechend fällt der Vergleich der CO₂-Einsparung an einem Tag aus: In Gauting sind es knapp zwei Tonnen, zur gleichen Zeit in Berg dagegen fast 25 Tonnen.

Ein Blick auf den Energiemonitor der Gemeinde Berg. Deutlich wird sichtbar der hohe Anteil der Windenergie. (Foto: Screenshot Bayernwerk)
Viele kleine Photovoltaikanlangen auf vielen Hausdächern leisten in Gauting einen wesentlichen Beitrag zur Stromversorgung. (Foto: Florian Peljak)

Der Energiemonitor zeigt auch, wie viel Strom Haushalte, Gewerbe oder kommunale Anlagen verbrauchen. In einer Momentaufnahme an einem Wochentag verbrauchen Gewerbe und Haushalte in Gauting jeweils etwas mehr als 1000 Kilowattstunden. In Berg ist es in beiden Bereichen deutlich weniger: annähernd 600 Kilowattstunden bei den privaten Haushalten und fast 400 beim Gewerbe.

Ziel des Online-Angebots ist es nach Angaben der Bayernwerke, die Bürger zu motivieren, die Energiewende mit eigenen Projekten zu unterstützen. So soll transparent werden, welche Änderungen es bei der Energieerzeugung gibt, und was sich auf den Verbrauch auswirkt. Auch die Schwankungen im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten können beobachtet werden.

An einem Tag im Juli deckt Photovoltaik den kompletten Strombedarf

So bezeichnet eine Rathaussprecherin in Gauting die ersten Zahlen nach gut einem Jahr als "vielversprechend". Der regionale Strommix besteht demnach im Durchschnitt aus 49 Prozent Solarstrom. Elf Prozent kommen aus Wasserkraft und 40 Prozent aus weiteren Energiequellen. Zwischen zehn und 15 Prozent im Winter sowie 30 bis 50 Prozent im Sommer lag der wöchentliche Durchschnitt beim Grad der Eigenversorgung. Durch die vielen kleinen Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde könne dieser Anteil kurzzeitig aber auch viel höher ausfallen: Am 9. Juli zwischen 15 und 15.15 Uhr etwa habe sich Gauting komplett selbst mit Strom versorgt.

In der Gemeinde Gauting gibt es den Angaben nach 773 Photovoltaikanlagen und sieben kleine Wasserkraftwerke. Außerdem existieren 24 andere Anlagen zur Stromerzeugung, etwa durch Kraft-Wärme-Kopplung. Der monatliche Stromverbrauch im gesamten Gemeindegebiet schwankt zwischen 4000 Megawattstunden im Sommer und mehr als 5000 im Winter. Der Energiemonitor kostet die Gemeinde laut Preistabelle der Bayernwerke knapp 2400 Euro pro Jahr.

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