Gewässerökologie:Homöopathie für den Höhenrainer Dorfweiher

Lesezeit: 2 Min.

Oberbayerisches Bilderbuchidyll: Der Dorfweiher von Höhenrain mit Maibaum hat allerdings einen Schönheitsfehler - er wächst regelmäßig zu und verschlammt. (Foto: Georgine Treybal)

Der verschlammte Dorfweiher im Ortsteil der Gemeinde Berg soll nicht ausgebaggert, sondern mit einem Gemisch aus Stein- und Quarzmehl saniert und gesäubert werden.

Von Sabine Bader, Berg

Die Gemeinde Berg geht bei der Sanierung des Dorfweihers in Höhenrain neue Wege: Das völlig verschlammte Gewässer, das bislang im Abstand von einigen Jahren für viel Geld ausgebaggert worden war, soll künftig mit Hilfe eines Gemischs aus Stein- und Quarzmehl, das organisches Material zersetzt und abbaut, dauerhaft saniert werden. Zweiter, wünschenswerter Effekt dabei: Das Ganze ist wesentlich kostengünstiger.

Der Dorfweiher von Höhenrain, an dem auch der Maibaum steht, bildet den Mittelpunkt des Ortes. Verständlich daher der Bürgerwunsch, dass ihr Weiher optisch gut dasteht. Doch das Gewässer verschlammte in jüngster Zeit immer mehr und war daher auch nicht mehr besonders ansehnlich. Das musste auch eine Delegation von Gemeinderäten bei einer Besichtigung feststellen.

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"Man hat schon gesehen, dass der Weiher zuzuwachsen und umzukippen droht", sagte Bergs Bürgermeister Rupert Steigenberger (BG). Bisher hatte die Gemeinde das Gewässer von Zeit zu Zeit ausbaggern lassen, zuletzt in den Jahren 2018/19. Den entnommenen Schlamm hatte man dann im Gemeindegebiet eine Weile zwischengelagert und getrocknet. Bei der Beprobung hatte sich dann aber herausgestellt, dass die rund 30 Kilogramm schwere Masse kontaminiert war und abtransportiert werden musste. Ein teures Unterfangen: 55 000 Euro hatte die Aktion seinerzeit gekostet, die nun - vier Jahre später - vermutlich noch kostspieliger wäre.

In Zusammenarbeit mit der Firma "NaturSinn" versucht die Gemeinde Berg nun einen neuen Weg zu gehen. "Mein Wunsch war immer eine nachhaltige Lösung", erklärte Bürgermeister Steigenberger, "ich hoffe, dass wir die jetzt gefunden haben." Bauhofmitarbeiter bringen über fünf Monate im Jahr einmal pro Woche 600 Gramm eines Gemischs aus Stein- und Quarzmehl in den Weiher ein. Der Vorgang dauert nur 15 Minuten und geht daher recht schnell. Das Substrat soll bewirken, dass sich das organische Material im Wasser - Blätter und Wurzelwerk - selbst zersetzt. Pro Jahr müssten nach bisherigen Berechnungen rund 16,8 Kilogramm Stein-/Quarzmehl in das Gewässer eingestreut werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf nur rund 1500 Euro jährlich.

Macht die Dorfmitte des Berger Ortsteils Höhenrain attraktiver: Der Weiher am Josef-und-Rosina-Werner-Platz. (Foto: Georgine Treybal/Georgine Treybal)

Die Haltung des Umweltbundesamts zum Ausbaggern von zuwuchernden Standgewässern ist in diesem Zusammenhang eindeutig: "Das Ausbaggern stellt aus ökologischen Gründen meist keine Alternative zur Verlängerung der Lebensdauer dar und muss in der Regel nach einigen Jahren wiederholt werden", heißt es aus der Behörde. Laut den Erkundigungen der Berger Gemeindeverwaltung haben andere Gemeinden im Freistaat dagegen mit dem Stein-/Quarzmehl-Verfahren bereits erste Erfolge erzielt. Was sich innerhalb des Gewässers abspielt, kann man sich laut der Firma "NaturSinn" folgendermaßen vorstellen: Das Substrat agiert als Trägerstoff, der die Mikrobiologie aktiviert. Es wirkt also nach dem Resonanzprinzip wie ein Biokatalysator und hebt das Energieniveau im Wasser. Der Sauerstoffgehalt steigt dadurch, die vorhandene Mikrobiologie wird aktiviert beziehungsweise durch die Milieuveränderung in den aeroben Bereich gewandelt. Daraus folgt: Der Abbau überschüssiger Nährstoffe beginnt. Schlammschichten werden laut NaturSinn sukzessive mineralisiert und reduziert. Das Ganze erinnert, so steht es in der Vormerkung für den Gemeinderat, ein wenig an "Homöopathie für das Gewässer".

In der Gemeindeverwaltung geht man davon aus, dass das Substrat-Verfahren, gegen das es aus ökologischer Sicht keinerlei Bedenken geben soll, drei bis fünf Jahre lang zwischen Juli und Dezember einmal wöchentlich wiederholt werden muss, um den Höhenrainer Dorfweiher nachhaltig zu sanieren. Kosten wird das hoffentlich erfolgreiche Verfahren aber während der gesamten Zeitspanne nur etwa ein Zehntel einer einzigen Entschlammungsaktion.

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