Dießen:Gastronomie und Rasenpflege

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Peter Kaun junior ist mit seinem Hähnchen-Stand regelmäßig auch auf seinen Wochenmärkten in Schondorf und Dießen anzutreffen. (Foto: Nila Thiel)

Mit Peter Kaun junior findet die Gemeinde Dießen einen erfahrenen Gastronomen für den Kiosk in St. Alban. Doch auf den Pächter warten im Freizeitgelände auch gärtnerische Aufgaben - und eine weitere Herausforderung.

Von Armin Greune, Dießen

Das Freizeit- und Badegelände St. Alban wird im kommenden Frühjahr von einem neuen Pächter bewirtschaftet. In Dießen ist Peter Kaun junior freilich alles andere als ein Unbekannter: Der 53-jährige Unternehmer betreibt seit vielen Jahren eine Cateringfirma sowie zwei Wochenmärkte in Schondorf und Dießen, wo er auch den großen Sommerflohmarkt in den Seeanlagen organisiert. 2002 kandidierte Kaun für das Bürgermeisteramt, bis 2005 war er SPD-Ortsvorsitzender; sechs Jahre lang gehörte er dem Marktgemeinderat an, zeitweilig als Tourismusreferent. Dass ihm sein Engagement bei den vormaligen Kollegen Wohlwollen einbrachte, ließe sich allerdings nicht behaupten: Allen seinen Ideen und Initiativen stand das Gremium stets kritisch bis ablehnend gegenüber. Insofern ist es durchaus bemerkenswert, dass der - inzwischen personell weitgehend umbesetzte Marktgemeinderat - sich nun in nicht öffentlicher Sitzung einstimmig für Kaun als Betreiber des Strandbads ausgesprochen hat.

Die Neuvergabe ist notwendig geworden, weil die bisherigen Pächter Bado Schleifenbaum und Tobias Lux nach nur drei Badesaisons vorzeitig das Handtuch geworfen haben. Über die Gründe bewahrten sie in der Öffentlichkeit Stillschweigen. Aus dem Umfeld des Rathauses ist zu erfahren, dass Schleifenbaum und Lux - die auch den Kiosk "Bucht 27" in Murnau betreiben - wegen der fortwährenden Klagen der Gäste über die Gastronomie und den Gänsekot entnervt waren. Daher baten sie um vorzeitige Auflösung des Fünfjahresvertrags.

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Regelmäßige Besucher hätten die Qualität der Kioskkost bemängelt und sich vor allem über lange Warteschlangen beschwert. Offenbar waren die bisherigen Pächter an manchen heißen Sommertagen personell überfordert. Noch mehr Ärger brachte ihnen die Verunreinigung der Liegewiesen durch die Graugänse ein, auch der Badesteg blieb gelegentlich mehrere Tage lang verkotet. Andererseits mussten sich die Badbetreiber Kritik von militanten Tierschützern anhören, wenn sie morgens Hunde einsetzten, um die Gänse zu vergrämen. Zudem wird berichtet, dass ihr Putzpersonal rassistischen Beleidigungen ausgesetzt war. Und wenn Kiosk und öffentliche WCs der Anlage geschlossen waren, kam es vor, dass sich Badegäste in den Umkleidekabinen erleichterten.

Für das umzäunte und nachts versperrte Freizeitgelände sind in der Ausschreibung Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr festgeschrieben, der Kiosk sollte mindestens von 8 bis 20 Uhr in der Zeit vom 1. April bis 30. September betrieben werden. Der Pachtvertrag läuft wieder über fünf Jahre. Von ursprünglich fünf Bewerbern standen in der jüngsten Ratssitzung schließlich noch drei zur Debatte; Kaun überzeugte offenbar mit seiner gastronomischen Erfahrung aus fast 30 Jahren. Sein Einkommen bezieht er vor allem aus seiner mobilen Gastronomie und einem Partyservice: Er bietet zum Catering Speisen, Getränke und Personal an und vermietet Zubehör wie Kühlgeräte, Küchen- und Veranstaltungstechnik, Möbel und Geschirr. Der Kundenkreis reicht dabei von privaten Geburtstagsfeiern und Hochzeiten bis zur Uttinger Seebühne oder zu großen Vereins- und Dorffesten.

Das Strandbad St. Alban soll wieder mehr Badegäste anlocken. Wichtig ist dabei, das Problem mit dem Gänsekot in den Griff zu bekommen. (Foto: Nila Thiel)
Das Strandbad St. Alban wird nachts abgesperrt. (Foto: Nila Thiel)

Von 2012 bis 2019 führte Kaun auch den Club "1516" in Dießen. Nachdem er aus dem Kreis der Fieranten in der Markthalle am Bahnhof ausgeschieden war, hält er seit 2011 auf dem familieneigenen Grundstück an der Ecke Herren-/Von-Eichendorff-Straße mittwochs einen Viktualienmarkt ab. Anfangs schlug ihm dabei heftige Gegenwehr aus den Reihen des Gemeinderats entgegen, der seine Zustimmung zu einer Baugenehmigung verweigerte. Eine Abfuhr erteilte man auch Kauns Plänen, 2015 anstelle des an Desinteresse eingegangenen Seefestes ein dreitägiges Disco-Festival zu veranstalten. Selbst am großen Sommer-Flohmarkt, den der tatkräftige Gastronom seit vielen Jahren in den Seeanlagen organisiert, entzündeten sich früher im Rat regelmäßig die Gemüter. Inzwischen sind allerdings die entschiedensten Kontrahenten Kauns von Nachfolgern abgelöst worden.

Seiner neuen Aufgabe im Strandbad sieht Kaun zuversichtlich entgegen. Mit Personal sei er sehr gut ausgestattet, sein Betrieb zähle derzeit vier Festangestellte und viele temporäre Hilfskräfte. "Für das Strandbad bin ich schon am Rekrutieren und habe auch die ersten Einstellungen vorgenommen", sagt der Gastronom. Ein Kiosk sei kein Restaurant der Spitzenklasse. In St. Alban gelte es, bis zu 5000 Gäste täglich ohne allzu lange Wartezeiten mit Bratwurst- und Leberkässemmeln, Steckerleis und Gummischlangen, Kaffee und Kuchen zufrieden zu stellen.

Die Terrasse soll schöner werden und in der Abendsonne zum Sundowner einladen

Gemeinsam mit dem Dießener Architekten Oliver Jahnke will er "ein klares gestalterisches Konzept" erarbeiten. Der Kiosk und die Terrasse, die bis zu 100 Personen Platz bietet, seien "ein bisserl verbastelt", findet der künftige Pächter. Auf 82 Quadratmeter Gebäudefläche sind Verkauf, Kochen, Abwasch, Lager, Kühlzelle und ein Personal-WC mit Dusche unterzubringen. Kaun will "die Terrasse freundlicher und einladender gestalten, damit auch die Abendsonne eine Chance hat" und Gäste zum Sundowner bleiben können. Ein Betrieb bis 22 Uhr sei denkbar, aber ein Bad sei keine Partymeile. Er rechne damit, "sicherlich einen sechsstelligen Betrag" investieren zu müssen, unter anderem für Küchentechnik, Stühle, Tische, Überdachung und Pergola. Kaun regt an, auch die Eingangssituation zum Gelände zu überarbeiten. Denn dieser "nur 1,20 Meter breite Schlupf" reiche nicht aus, wenn etwa bei einem Unwetter alle Badegäste das Bad fluchtartig räumen.

Dass die Gänse beziehungsweise ihre Hinterlassenschaften im Strandbad "ein sehr großes Problem" darstellen, hat Kaun natürlich erkannt. Er will im 1,7 Hektar großen Park mit Kinderspiel- und Volleyballplatz verschiedene Strategien testen. Zunächst setzt er auf den permanenten Einsatz von Mährobotern. Die haben zwar keine abschreckende Wirkung auf die Vögel, sollen aber das Gras stets so kurz halten, dass es von den Gänsen nicht abgeweidet werden kann. Im Herrschinger Seewinkel seien sie mit liegenden Baumstämmen vom kommunalen Badegelände ferngehalten worden: Die Barrieren störten offenbar die Sichtbeziehungen der auf Sicherheit bedachten Tiere. In Pürgen wiederum habe man sehr gute Erfahrungen mit Fesseldrachen an Fahnenmasten gemacht. Dieses Mittel zur Gänseabwehr will Kaun auf jeden Fall ausprobieren. Und schließlich hielten einige seiner Mitarbeiter Hütehunde, die notfalls zur Abschreckung dienen könnten.

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